Tägliche Meditationen
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Freitag,
7. August 2020

Das Kreuz tragen

Freitag der achtzehnten Woche im Jahreskreis
Hl. Xystus II., Papst, Märtyrer
Hl. Kajetan, Priester, Ordensgründer

Dorit Wilke-Lopez

Mt 16,24-28
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen. Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen? Der Menschensohn wird mit seinen Engeln in der Hoheit seines Vaters kommen und jedem Menschen vergelten, wie es seine Taten verdienen. Amen, ich sage euch: Von denen, die hier stehen, werden einige den Tod nicht erleiden, bis sie den Menschensohn in seiner königlichen Macht kommen sehen.

Einführendes Gebet: Herr Jesus, in dieser Gebetszeit will ich zusammen mit dir auf das Kreuz schauen. In deinem Kreuz ist Leben und Hoffnung. Das will mir nicht immer so einleuchten, Herr. Da bin ich oft wie Petrus. Heiliger Geist, komm jetzt, erfülle mich mit dem göttlichen Licht und der göttlichen Kraft. Komm jetzt, und öffne mich für dieses Geheimnis des Kreuzes. Lass mich heute davon das verstehen, was du für mich vorbereitet hast.

Bitte: Lehre mich, dem Kreuz nicht auszuweichen.

1. Kein Rosengarten. Der Blick auf das Kreuz ist die einzig realistische Perspektive auf diese gefallene Welt. Überall ist Unrecht, Krankheit, Leid, Gewalt, Hunger, Not, Ausbeutung. Jesus leugnet das nicht weg und verspricht uns keinen Rosengarten, wenn wir ihm nachfolgen. Diese Welt ist eben seit dem Sündenfall nicht mehr überall gut. Leide ich mit ihm am Bösen, Unguten, oder mache ich die Augen davor zu? Ich glaube, es ist wichtig, mit ihm daran zu leiden, denn Jesus – und damit auch der himmlische Vater – leidet in einer Weise daran, die wir uns in unserer Hartherzigkeit nicht vorstellen können.

2. Gott leidet. Dieses Leid wird körperlich offenbar am Kreuz. Die Sünde geißelt Gott und schlägt ihn dann ans Kreuz. Betrachte bewusst das nächste Kruzifix, das du heute siehst. Dann braucht es keine Worte mehr: Er leidet unermesslich. Aber er hört nicht auf zu lieben: "Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun." Kann auch ich vergeben und weiter lieben, wenn ich Schmerzen habe, seelisch oder körperlich?

3. Das Kreuz tragen. Ich leide nicht gern und habe spontan erst einmal Angst vor meinem Kreuz, das ich Jesus doch nachtragen sollen. Aber ich weiß auch, dass das Kreuz in diesem Leben immer dazu gehört. Wenn ich leide, durchlaufe ich persönlich mehrere Stadien: Erst wehre ich mich, bis mir auffällt, dass ich ja gerade ein Kreuz trage, das dazugehört, wenn ich Christus nachfolgen will. Dann kann ich es besser annehmen, das Geschehen wird quasi "normal". Dann kommt die Phase, wo ich merke, dass ich das Kreuz mit Christus zusammen trage. Dadurch wird es sofort leichter. Am Ende darf ich durch mein eigenes Kreuz tief in das Leiden Christi eintauchen, und er ist dann ganz in mir und ich in ihm. Dann bin ich ihm ganz nah. Auch das ist Kommunion. Dann bin ich im Herzen Gottes. Und der feste Grund, auf dem diese Schritte sich ereignen, ist die Hoffnung auf das Danach: auf die Auferstehung.

Gespräch mit Christus: Jesus, das Leiden ist ein solches Geheimnis in dieser Welt. Ich kann es nicht verstehen. Ich kann nur versuchen, dir nachzufolgen, deinen Weg mit dir zu gehen, den Weg des Leidens. Ich glaube dir, dass es in dieser Welt um die Liebe geht, die durch dich in das Dunkel unserer Herzen kommt. Du zeigst mir, dass die Liebe den Hass entmachten kann. Du trägst die Liebe durch allen Hass hindurch, der dich leiden lässt. Hilf mir, dass ich mit dir zusammen dasselbe tun kann. Das kann ich nicht aus eigener Kraft. Hilf mir, Herr. Ich brauche dich, besonders im Leid.

Vorsatz: Vielleicht möchte ich heute bewusst ein Kreuz anschauen. Vielleicht möchte ich Jesus für ein Kreuz danken, das ich tragen muss. Oder ihm mein Leid klagen. Er trägt es mit.

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