Tägliche Meditationen
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Dienstag,
4. März 2008

„Willst du gesund werden?”

Dienstag der vierten Woche in der Fastenzeit

P. Steven Reilly LC

Joh 5,1-16
Einige Zeit später war ein Fest der Juden und Jesus ging hinauf nach Jerusalem. In Jerusalem gibt es beim Schaftor einen Teich, zu dem fünf Säulenhallen gehören; dieser Teich heißt auf Hebräisch Betesda. In diesen Hallen lagen viele Kranke, darunter Blinde, Lahme und Verkrüppelte. Dort lag auch ein Mann, der schon achtunddreißig Jahre krank war. Als Jesus ihn dort liegen sah und erkannte, dass er schon lange krank war, fragte er ihn: Willst du gesund werden? Der Kranke antwortete ihm: Herr, ich habe keinen Menschen, der mich, sobald das Wasser aufwallt, in den Teich trägt. Während ich mich hinschleppe, steigt schon ein anderer vor mir hinein. Da sagte Jesus zu ihm: Steh auf, nimm deine Bahre und geh! Sofort wurde der Mann gesund, nahm seine Bahre und ging. Dieser Tag war aber ein Sabbat. Da sagten die Juden zu dem Geheilten: Es ist Sabbat, du darfst deine Bahre nicht tragen. Er erwiderte: Der Mann, der mich gesund gemacht hat, sagte zu mir: Nimm deine Bahre und geh! Sie fragten ihn: Wer ist das denn, der zu dir gesagt hat: Nimm deine Bahre und geh? Der Geheilte wusste aber nicht, wer es war. Jesus war nämlich weggegangen, weil sich dort eine große Menschenmenge angesammelt hatte. Später traf ihn Jesus im Tempel und sagte zu ihm: Jetzt bist du gesund; sündige nicht mehr, damit dir nicht noch Schlimmeres zustößt. Der Mann ging fort und teilte den Juden mit, dass es Jesus war, der ihn gesund gemacht hatte. Daraufhin verfolgten die Juden Jesus, weil er das an einem Sabbat getan hatte.

Einführendes Gebet:   Vater, diese Zeit der Betrachtung ist dein Geschenk an mich. Hilf mir, mich dem Licht und den Eingebungen des Heiligen Geistes zu öffnen, den du mir senden willst.

Bitte:  Herr, nimm alle Traurigkeit von mir und gib meiner Seele wahre Gesundheit.

1. Eine einleuchtende Frage. Die Menschen glaubten, dass in den Betesdateich ein Engel herabsteigen würde, um das Wasser aufwallen zu lassen und dem Wasser heilende Kraft zu verleihen. Derjenige, der als Erster in den Teich steigt, würde geheilt werden. Der fieberhafte Wettlauf der „Kranken, Blinden, Lahmen und Krüppel” gab Zeugnis von dem sehnlichsten Wunsch nach Heilung. Die Frage: „Willst du gesund werden?” ist scheinbar überflüssig. Unser Herr macht aber nichts ohne einen bestimmten Grund. Die Frage dreht sich um die Heilung, aber sie geht weit darüber hinaus. Als Jesus den kranken Mann ansieht, schaut er in seine Seele hinein. Jesus könnte auch uns fragen: Wollen wir wirklich „gesund” werden, wollen wir das Gesundsein, das Christus bringt, nämlich die Heilung der Seele, welche Freiheit von der Sünde und eine tiefe Beziehung mit ihm bedeutet?

2. „Herr, ich habe keinen Menschen, der mich in den Teich trägt.” Der kranke Mann sagt nicht einfach „Ja” zu Jesus; seine Antwort trägt das Gewicht von achtunddreißig Jahren vergeblicher Mühe. Er ist allein, ohne Familie, er hat keine Freunde, niemand will ihn in den Teich tragen. Jesus kommt zu uns genau in dem Moment, wo alle menschlichen Lösungen versagen. Wir wollen also nie die Hoffnung aufgeben. Der Herr erwartet von uns, dass wir ihm vertrauen und nicht in bittere Verzweiflung fallen.

3. Ähnliche Gnaden mit einem verschiedenen Ausgang. Es kann uns erstaunen, wenn wir diese Episode mit dem Wunder vergleichen, das Jesus vier Kapitel später wirkt und welches wir letzten Sonntag betrachtet haben. Beide Berichte handeln von Männern, die schon sehr lange krank waren. Im 5. Kapitel von Johannes war der Mann schon achtunddreißig Jahre lang krank; im 9. Kapitel war der Mann von Geburt an blind. Beide Wunder ereignen sich in Jerusalem, es sind Wasserteiche im Spiel und sie werden am Sabbat gewirkt. Beide Männer kommen mit den Pharisäern wegen ihrer Heilung in Konflikt, und beide sind Jesus danach wieder begegnet. Bis zu diesem Punkt ähneln sich die Wunder sehr. Der Ausgang beider Berichte könnte aber nicht unterschiedlicher sein. In Johannes 5 geht der Geheilte zurück zu den Pharisäern und sagt ihnen, dass Jesus derjenige sei, nach dem sie suchen, und dadurch beginnt die Verfolgung gegen unseren Herrn. In Johannes 9 fällt der von den Pharisäern ausgestoßene, geheilte Mann in Anbetung vor Jesus nieder. Die Gnaden waren ähnlich. Der Ausgang ist verschieden. Warum diese Abweichung? Warum gehen nicht beide Heilungsberichte „gut aus”? Welchen Ausgang wollen wir für die Geschichte der Gnade in unserem eigenen Leben?

Gespräch mit Christus:  Herr, ich frage mich selbst: „Will ich wirklich gesund werden?” Möchte ich überhaupt die Heilung, die du bringst? Hilf mir, lieber Jesus, niemals aufzugeben, sondern immer auf dich zu hoffen.

Vorsatz:   Ich will jemanden besuchen, der krank ist, oder ihm etwas Ermutigendes schreiben, damit er/sie weiß, dass sie nicht allein in ihren Kämpfen und Leiden ist.

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