Tägliche Meditationen
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Montag,
9. Oktober 2006

Am Lebensende

Montag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

P. Barry O'Toole LC

Lk 10,25-37
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster?

Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halbtot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme.

Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

Einführendes Gebet:  Ich danke dir, dass du mir diese Privataudienz gewährst. Ich bin gekommen, um dich zu loben und anzubeten. Ich weiß, dass du diesen Augenblick lange ersehnt hast, weil du etwas mit mir teilen möchtest. Sprich Herr, denn dein Diener hört.

Bitte:  Herr, schenke mir Verwandlung des Herzens, so dass dir mein Leben besser gefallen möge.

1. Ein Sinn für das Wesentliche.  Auch wenn diese Gelehrten eine Fangfrage stellen, sind sie auf den Kern des menschlichen Lebens gestoßen, indem sie nach der Erlösung fragten. Zweifellos ist sie das Wichtigste im Leben: was muss ich tun, um in das Himmelreich zu gelangen? Jesus behandelt dieses Thema mehr grundsätzlich, wenn er erklärt: „Was nützt es einem Menschen, wenn er die ganze Welt gewinnt, dabei aber sein Leben einbüßt? Um welchen Preis kann ein Mensch sein Leben zurückkaufen?“ (Mt 16,26).

2. Das Einzige, was bleibt…  Ein sehr reicher Man verstarb und jeder stellte Vermutungen an, wie viel Geld er seinem Sohn zurückgelassen hatte. Einige vermuteten um die zweihundert Millionen; andere sagten, eine halbe Milliarde; wieder andere meinten, er hätte ein paar Milliarden besessen. Dann sagte ein kluger Älterer: „Ich weiß, wieviel er hinterlassen hat … er hinterließ alles! Er nahm keinen Cent mit.“ Reichtum kann uns keine Fahrkarte in den Himmel erkaufen. Was am Ende unseres Lebens allein zählt, ist das Gute, das wir für Gott und unsere Mitmenschen getan haben.

3. Keine Ausrede.  Jesus lässt für Zweifel keinen Platz. Wenn er zu weiteren Erläuterungen des Begriffs „Nächster“ gedrängt wird, macht er ihn bis ins Detail klar. Wir können uns zu rechtfertigen suchen, wie der Priester in dem Gleichnis. Seine Gesetzeskenntnis erinnerte ihn daran, dass die Berührung eines Toten ihn sieben Tage „unrein“ machen und hindern würde, seinen Dienst im Tempel zu erfüllen. Schließlich waren ihm Formalien wichtiger als Nächstenliebe. Oder wir können auch versuchen, uns wie der Levit zu rechtfertigen, der vermutet haben könnte, dass der Körper nur ein Köder von Banditen war. Einer von ihnen spielt die Rolle des Verwundeten und, wenn ein ahnungsloser Reisender stehen bleibt, um zu helfen, stürzen sich die anderen auf ihn und überwältigen ihn. Sein Motto war „Sicherheit zuerst“. Nur der Samariter, der sich des Opfers erbarmte und es behandelte, war wirklich sein Nächster. Es gibt keine anderen stichhaltigen Entschuldigungen. „Dann geh und handle genauso“, sagt Jesus zu uns.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, es ist so einfach, Ausflüchte zu finden und meine Verpflichtung zur Nächstenliebe beiseite zu schieben. Ich finde immer eine Ausrede. Dann höre ich deine Stimme in meinem Herzen: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Hilf mir, dich in jedem Menschen, den ich heute treffe, zu entdecken und dir Barmherzigkeit und Liebe zu zeigen, die du so sehr verdienst.

Vorsatz:  Heute werde ich andere mit Liebe behandeln, denn ich weiß, dass Jesus mitihnen ist.

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