Tägliche Meditationen
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Samstag,
17. September 2016

Das Samenkorn und wo es hinfällt

Samstag der Vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Hildegard von Bingen OSB

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 8,4-15
In jener Zeit als die Leute aus allen Städten zusammenströmten und sich viele Menschen um ihn versammelten, erzählte er ihnen dieses Gleichnis: Ein Sämann ging aufs Feld, um seinen Samen auszusäen. Als er säte, fiel ein Teil der Körner auf den Weg; sie wurden zertreten, und die Vögel des Himmels fraßen sie. Ein anderer Teil fiel auf Felsen, und als die Saat aufging, verdorrte sie, weil es ihr an Feuchtigkeit fehlte. Wieder ein anderer Teil fiel mitten in die Dornen, und die Dornen wuchsen zusammen mit der Saat hoch und erstickten sie. Ein anderer Teil schließlich fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfach Frucht. Als Jesus das gesagt hatte, rief er: Wer Ohren hat zum Hören, der höre! Seine Jünger fragten ihn, was das Gleichnis bedeute. Da sagte er: Euch ist es gegeben, die Geheimnisse des Reiches Gottes zu erkennen. Zu den anderen Menschen aber wird nur in Gleichnissen geredet; denn sie sollen sehen und doch nicht sehen, hören und doch nicht verstehen. Das ist der Sinn des Gleichnisses: Der Samen ist das Wort Gottes. Auf den Weg ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, denen es aber der Teufel dann aus dem Herzen reißt, damit sie nicht glauben und nicht gerettet werden. Auf den Felsen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort freudig aufnehmen, wenn sie es hören; aber sie haben keine Wurzeln: Eine Zeit lang glauben sie, doch in der Zeit der Prüfung werden sie abtrünnig. Unter die Dornen ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort zwar hören, dann aber weggehen und in den Sorgen, dem Reichtum und den Genüssen des Lebens ersticken, deren Frucht also nicht reift. Auf guten Boden ist der Samen bei denen gefallen, die das Wort mit gutem und aufrichtigem Herzen hören, daran festhalten und durch ihre Ausdauer Frucht bringen.

Einführendes Gebet: Herr, bereite in mir guten Boden für dein Evangelium.

Bitte: Lass mich durch dich deine Botschaft verkünden.

1. Reaktionen. Gewaltig ist das Gleichnis vom Sämann, jedem Christen seit Kindertagen vertraut. Für die materialistischen Gläubigen Ausdruck einer Milieutheorie, etwa: "....Da jenem Menschen in der Jugend nur Härte widerfuhr, muss man sich nicht wundern, wenn er im Glauben verdorrte. Unglücklicherweise, und daran trägt sicherlich die ihn umgebende Gesellschaft ein gerütteltes Maß an Verantwortung mit. Er ist ohne sein Zutun eben auf hartem Fels geboren. Wie konnte Gott das zulassen?" Für manchen aber erhebt sich die bange Frage: "Herr, wenn du heute deine Saat ausstreutest, ist mein Herz ein staubiger Weg, ein harter Fels oder voller erstickender Dornenranken? Oder könnte er auch mehr sein, vielleicht fruchtbarer Boden?"

2. Ein Blick in die Zukunft. Das Geheimnis des Saatkorns ist seine Entfaltung im guten Boden, d.h. im Erkennen der unergründlichen Weite des Reiches Gottes. Gottes Wort wächst in uns. Doch ist das Reich Gottes, von dem Jesus in vielen konkreten Situation immer wieder spricht, nicht allein ein innerlicher Erkenntnisort der göttlichen Ordnung, ein soziales Verhaltensgebot durch Nächsten- und Gottesliebe im täglichen Miteinander. Es ist die Schau in die Welt, wie sie sich wandeln wird, wenn der Auferstandene das Schicksal der Schöpfung verändern wird. Geht das Saatkorn nicht in uns auf, erkennen wir die uns umgebende Welt nur aus den ihr innewohnenden wirtschaftlichen, sozialen oder naturwissenschaftlichen Zusammenhängen. Das aber ist der Tod in unseren Herzen und demzufolge in unserer Lebensweise. Leben hingegen ist, schon jetzt im Licht der Auferstehung, die vor Zeiten stattfand, zu sehen, was Gott mit denen vorhat, die eben das glauben.

3. Die letzten Dinge. Die Welt nämlich, die auf ihr Ende zugeht, trifft schließlich auf den gerechten Richter Christus. Für die, die ihr Leben auf die Unauslöschlichkeit Gottes in jedem Gläubigen durch seine Auferstehung gründen, ist es sicherlich ein anderes Erlebnis, als für den, der ohne diesen Glauben dort hingelangt.

Gespräch mit Christus: Herr, du willst alles zum Guten führen. Mache mich und deine Kirche zu deinem Reich.

Möglicher Vorsatz: Heute will ich deine Botschaft besonders freudig betrachtend aufnehmen.

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