Tägliche Meditationen
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Freitag,
29. März 2019

Das Gebot der Liebe

Freitag der dritten Woche der Fastenzeit

Eric Briemle

Mk 12,28b-34
In jener Zeit ging ein Schriftgelehrter zu Jesus hin und fragte ihn: Welches Gebot ist das Erste von allen? Jesus antwortete: Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden. Da sagte der Schriftgelehrte zu ihm: Sehr gut, Meister! Ganz richtig hast du gesagt: Er allein ist der Herr, und es gibt keinen anderen außer ihm, und ihn mit ganzem Herzen, ganzem Verstand und ganzer Kraft zu lieben und den Nächsten zu lieben wie sich selbst, ist weit mehr als alle Brandopfer und anderen Opfer. Jesus sah, dass er mit Verständnis geantwortet hatte, und sagte zu ihm: Du bist nicht fern vom Reich Gottes. Und keiner wagte mehr, Jesus eine Frage zu stellen.

Einführendes Gebet: Herr, ich nehme mir jetzt Zeit, um wirklich von Herzen mit dir zu sprechen. Auf das, was du mir heute zu sagen hast, möchte ich hören.

Bitte: Jesus, gib mir ein Herz nach deinem Herzen.

1. Das Gebot der Liebe. Was ist Liebe? Eine bewusste Ausrichtung des Herzens auf die geliebte Person. Diese Ausrichtung ist eine Grundeinstellung, aus der Gedanken, Emotionen und Taten hervorgehen. Liebe ist nicht einfach nur ein Gefühl. Gefühle verstehen sich hierbei als Einflüsse "von außen", die Liebe hat ihren Ursprung in unserem Herzen, unserem tiefsten Inneren, und erweist sich oft gerade dadurch als wahr, dass sie, trotz eines vielleicht widrigen äußeren Gefühls oder in Zeiten der Gefühlsabwesenheit, weiter besteht und standhält. Ironischerweise wird in unserer angeblich aufgeklärten, wissenschaftlichen Welt oft gerade Gefühlen ein viel zu hoher Stellenwert eingeräumt, wodurch der Mensch zu einem Fähnchen im Wind wird und verkommt: "Wenn du dich nicht danach fühlst, dann musst du das nicht machen." Ist mein Herz wirklich auf Gott gerichtet oder reduziere ich meinen Glauben auf Gefühle, wie z.B. ein Gefühl der Zufriedenheit, das Richtige zu tun/nichts falsch zu machen, ähnlich den Pharisäern?

2. Sich selbst lieben. Selbstliebe wird als Maß für die Nächstenliebe genannt. Ist Selbstliebe überhaupt selbstverständlich? Ist es nicht so, dass unsere Herzlosigkeit nicht zuerst gegenüber unserem Mitmenschen, sondern gegenüber uns selbst auftritt? Unsere Seele sehnt sich nach Gott, doch stattdessen geben wir ihr Ablenkungen. Unser Herz sehnt sich nach echter Beziehung und wir halten es davon ab. Wir wissen, was uns menschlich guttun würde und tun es dann trotzdem nicht – aus mangelnder Selbstliebe. Somit benötigen wir sogar in der Selbstbliebe die Hilfe Gottes, der unser Heil möchte. Der Egoismus besteht nicht in einer übermäßigen Liebe seiner selbst, sondern in einer kurzsichtigen Selbstliebe, einer mittelmäßigen, herzlosen Selbstliebe, die nicht nur anderen, sondern auch uns selbst schadet.

3. Den Nächsten und Gott lieben. In Gott selbst liebt jede Person der Dreieinigkeit den jeweils Anderen. In der Liebe zum Nächsten werden wir daher gottähnlich; wir verlieren uns also dadurch nicht selber, sondern finden genau dort erst unsere wahre Identität, die Gottebenbildlichkeit in uns. Somit besteht die echte Selbstverwirklichung – d.h. sein wahres Selbst zu finden und zu realisieren – in der Hingabe an den Nächsten. Jesus selbst lebt uns dies mit seinem Leben vor.

Gespräch mit Christus: Jesus, du bist voller Liebe. Reinige mein Herz von allen falschen Motivationen. Lass mein Herz der Antrieb in meinem Leben sein und mache mein Herz dem deinen immer ähnlicher. Entzünde in meinem Herzen das Feuer des Heiligen Geistes, damit ich nicht halbherzig liebe. Jesus, ich vertraue auf dich.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute eine Situation finden, in der ich mich selbst bisher mittelmäßig liebe und überlegen, wie ich hier besser handeln sollte. Im Kontext dieser Situation werde ich überlegen, wie ich auch dem Nächsten die Liebe zeigen kann, die ich mir selbst zeige.

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