Tägliche Meditationen
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Dienstag,
23. Januar 2024

Und das Wort ist Fleisch geworden

23. Januar 2024

Dienstag der dritten Woche im Jahreskreis
Sel. Heinrich Seuse, Ordenspriester, Mystiker

Br. Raphael Meyer LC

Mk 3,31-35
In jener Zeit kamen die Mutter Jesu und seine Brüder; sie blieben vor dem Haus stehen und ließen Jesus herausrufen. Es saßen viele Leute um ihn herum, und man sagte zu ihm: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und fragen nach dir. Er erwiderte: Wer ist meine Mutter, und wer sind meine Brüder? Und er blickte auf die Menschen, die im Kreis um ihn herumsaßen, und sagte: Das hier sind meine Mutter und meine Brüder. Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter.

Einführendes Gebet: Herr Jesus Christus, lass mich still werden vor dir. Ich möchte nicht viel denken, sondern viel lieben, nicht unbedingt viel fühlen, sondern eine Begegnung mit dir.

Bitte: Herr, schenk mir eine Erfahrung deiner Liebe.

1. Der Wille Gottes. Normalerweise ist der erste Punkt einer Predigt über dieses kurze Evangelium eine Apologie, also eine Verteidigungsrede zugunsten Marias. Heute wollen wir uns aber Anderem widmen, nämlich dem letzten Satz des Evangeliums: "Wer den Willen Gottes erfüllt, der ist für mich Bruder und Schwester und Mutter." Es scheint die zentrale Aussage der Bibelstelle zu sein. Den Willen Gottes zu erfüllen ist von zentraler Bedeutung in der Berufung einer Person. So wie Jesus seinen Auftrag vom Vater erhalten hat, so bekommen auch wir unsere Berufung vom Vater. Es geht nicht darum, nur Gutes zu tun, sondern damit auch und vor allem den Willen des Vaters zu tun.

2. Gemeinsam auf den Sohn hören. Die um Jesus herumsitzenden Menschen scheinen schon mal etwas begriffen zu haben. Man kann annehmen, dass nicht jeder Einzelne der anwesenden Personen ein Heiliger war, doch dass jeder von ihnen die richtige Einstellung hatte. Diese Einstellung ist zum einen das In-Gemeinschaft-sein und zum anderen das Hören auf das Wort Gottes, auf Jesus selbst, das Fleisch gewordene Wort. Bin ich dort, wo mich der Herr hingestellt hat, in Gemeinschaft mit den anderen? Zuerst mit mir selbst, mit meiner Familie und dann mit den Menschen am Arbeitsplatz. Anschließend stellt sich die Frage, ob ich auf sein Wort höre und ihn sprechen lasse.

3. Den Willen Gottes in meinem Leben Fleisch werden lassen. In Jesus selbst finden wir die Antwort auf die Frage, was es bedeutet, den Willen des Vaters zu tun. Da wir gerufen sind, Söhne und Töchter im Sohn zu sein, sind wir auch vom Vater eingeladen, das Leben des Sohnes in uns Fleisch annehmen zu lassen. Fleischwerdung ist nicht nur das Ereignis, das sich vor 2000 Jahren in Betlehem zugetragen hat, sondern sie findet immer dann statt, wenn wir in unserem Leben die authentische Liebe Gestalt annehmen lassen. Inkarnation ist, wenn der Geist den Geist im Leib grüßt. Das ist kein moralischer Diskurs, der einem befiehlt, den Nächsten zu lieben. Es ist die erlernte Fähigkeit (sich schenken lassen und sich verschenken), mit dem Nächsten Mitleid zu verspüren, jemanden zu umarmen, eine Geste der Liebe Fleisch annehmen zu lassen.

Gespräch mit Christus: Jesus, du hast mir alles gegeben, was ich brauche, um mich zu verschenken. Was ich heute in deinem Wort empfange, möchte ich zur Gabe für andere machen.

Vorsatz: Heute lasse ich eine Geste der Liebe gegenüber meinem Nächsten Gestalt annehmen.

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