Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
10. Juni 2020

In einem neuen Leben

Mittwoch der zehnten Woche im Jahreskreis

Br. Andrés Poblete LC

Mt 5,17-19
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Denkt nicht, ich sei gekommen, um das Gesetz und die Propheten aufzuheben. Ich bin nicht gekommen, um aufzuheben, sondern um zu erfüllen. Amen, das sage ich euch: Bis Himmel und Erde vergehen, wird auch nicht der kleinste Buchstabe des Gesetzes vergehen, bevor nicht alles geschehen ist. Wer auch nur eines von den kleinsten Geboten aufhebt und die Menschen entsprechend lehrt, der wird im Himmelreich der Kleinste sein. Wer sie aber hält und halten lehrt, der wird groß sein im Himmelreich.

Einführendes Gebet: Herr, wenn ich mir nun vornehme, die nächsten Minuten dem Gebet zu widmen, so weiß ich, dass du bereits mit liebender Sehnsucht auf mich wartest. Ja mehr noch, du bist es, der mich mit sanfter Hand zu dir zieht; du erweckst in mir den unendlichen Durst, den nur du zu stillen vermagst.

Bitte: So bitte ich dich, weite mein Herz und meinen Geist, auf dass ich etwas und immer mehr von der Überfülle deiner Gnaden empfange, in denen du dich mir schenken möchtest.

1. Jesus eröffnet uns die Schrift. Jesus sagt, er sei nicht gekommen, um das Gesetz und die Propheten, d.h. die Heilige Schrift aufzuheben, sondern um sie zu erfüllen. Wie könnte er ihr auch widersprechen, da sie doch letztlich von ihm spricht, ihn kündet. Ja, er selbst ist der eigentliche Schlüssel, um ihre verborgenen Schätze bloßzulegen. Diese Wirklichkeit wird durch die uralte Lehre vom wörtlichen und geistlichen Schriftsinn beschrieben. Letzteren drücken die biblischen Texte aus, "wenn sie unter dem Einfluss des Heiligen Geistes im Kontext des österlichen Mysteriums Christi und des daraus folgenden neuen Lebens gelesen werden" (Päpstliche Bibelkommission, "Die Interpretation der Bibel in der Kirche", 1993). Bin ich mir dieser tiefen Einheit in Christus zum einen des Alten und Neuen Testaments, zum anderen der Heiligen Schrift und des christlichen Lebens bewusst? Versuche ich die Bibel in diesem Lichte Christi zu lesen?

2. Jesu Ankommen durch die Schrift. Wir stehen somit schon in einem neuen Leben, das Christus selbst ist. Er möchte uns in der Schrift begegnen. Origenes stellt dies wunderschön in einer Passage seines Johanneskommentars dar: "Jesus also ist das Wort Gottes, das in die Seele, die Jerusalem heißt, einzieht, sitzend auf einem Esel, den die Jünger losgebunden. Er reitet aber auch auf einem jungen Füllen, dem Neuen Bunde, denn in beiden findet sich das Wort der Wahrheit, das uns reinigt und alle kaufenden und verkaufenden Gedanken in uns austreibt. Wenn ich die Bibel lese und betrachte, öffne ich mich, um das Wort, um Jesus zu empfangen, um in Ihm zu leben, der mir auf einem Esel kommend entgegengeht?

3. Jesu vollkommene Enteignung. Das ganze Leben Jesu, von Betlehem bis Golgota, ist vom Gehorsam geprägt: Darum kam er auf die Welt, um den Willen seines Vaters zu tun; er ist der Arme, der gute Hirt, der sein Leben für uns hingibt, um uns zu bereichern; Er hat nichts zu eigen; ja, sein Eigen ist die vollkommene Enteignung seiner selbst bis zum Kreuz. Und wir werden noch tiefer geführt: Jesus von Nazaret ist gehorsam, da er bereits vor aller Zeit, von Anbeginn das Wort des Vaters ist, der Sohn schlechthin, der alles von ihm empfängt. Und so sieht, wer auf Jesus blickt, nicht ihn, sondern den Vater, der uns in Christus seine unendliche Liebe offenbart.

Gespräch mit Christus: Jesus, ich danke dir für diese Zeit, die ich bewusst mit dir verbringen durfte und bitte dich: Helfe mir, dass die Betrachtungen der unendlichen Geheimnisse deiner Person mich immer mehr zu dir hinziehen, um dir immer näher nachzufolgen. Lehre mich, ein wahrer Christ zu sein, um in lebendiger Beziehung zu dir zu stehen und durch deine Gnade unterstützt zu lernen, Kind zu sein, mit dir arm zu sein, mit dir mich von mir selbst zu enteignen, damit du in mir wachsen kannst.

Vorsatz: Ich möchte heute in einem Moment, in dem ich meine Begrenzung und Ohnmacht erfahre, bewusst Gott dafür danken, um mich so tiefer mit ihm zu verbinden, der sich um unseretwegen erniedrigte.

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