Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
15. Dezember 2021

Die Zweifel des Johannes

Mittwoch der dritten Woche im Advent

P. Bertalan Egervári LC

Lk 7,18b-23
In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.

Einführendes Gebet: Jesus, du hast die Kranken geheilt, den Leidenden Linderung geschenkt, das Böse vertrieben und Liebe gegeben. Wirke auch heute und schenke Vergebung, Heilung und Heiligung.

Bitte: Stärke unseren Glauben!

1. Seltsame Zweifel. Wie ist das möglich? Johannes der Täufer schickt zwei seiner Jünger zu Jesus mit der Frage, ob er der Messias ist oder nicht. Hat er nicht kurze Zeit zuvor Jesus im Jordan getauft? Hat er nicht gesehen, wie sich der Himmel geöffnet hat und der Heilige Geist wie eine Taube auf Jesus herabgestiegen ist? Hat er nicht die Stimme vom Himmel gehört, die sprach: Das ist mein geliebter Sohn? Hat er nicht selbst gesagt, Jesus sei das Lamm Gottes, und sogar bezeugt, dass er der Sohn Gottes ist? Und trotz allem diese Frage. Es gibt zumindest zwei denkbare Erklärungen dafür. Die eine ist, dass solche Glaubenszweifel selbst nach deutlichen Erfahrungen tatsächlich möglich sind. Auch eine heilige Therese von Lisieux hat am Ende ihres Lebens, als sie längst auf mystischen Höhen des inneren Lebens angekommen war, noch starke Zweifel.

2. Glaubenszweifel. Der Grund für solche Glaubenszweifel liegt in der Natur des Glaubens: Er ist ein reines Geschenk Gottes. Wenn Gott den Glauben gibt, dann können wir ihn üben und nach ihm leben. Gibt er ihn aber noch nicht, dann können wir uns nur darum bemühen und darum bitten. Allerdings will Gott den Glauben geben! Wie sollen wir uns im Falle eines Zweifels aber verhalten? Nun, wir sollten jeden Glaubenszweifel zuerst dem vortragen, der ihn lösen kann: Jesus, und den Zweifel so im Gebet entgegentreten. Wir sollten es also dem Täufer gleichtun und Jesus oder jemandem, der Jesus dient, unsere Frage vortragen und so Hilfe empfangen. Und wir können den Katechismus lesen oder über unsere Frage sprechen. Jedenfalls gibt uns der Glaube, den Gott schenkt, eine Art innere "Gewissheit". Der Glaubenszweifel dagegen ist eine Versuchung, die diese Gewissheit erschüttert. Suchen wir immer wie der Täufer, diese Gewissheit zurückzuerhalten.

3. Raffinierte Zweifel. Eine zweite mögliche Erklärung für die Frage des Johannes ist folgende: Er hat schon vor einiger Zeit auf Jesus als den Messias hingewiesen und seinen Jüngern gesagt, sie sollen Jesus folgen und nicht ihm selbst. Nun erfährt Johannes von all den Zeichen und Wundern, die Jesus tut und sieht das als Gelegenheit, endlich auch die Männer zu überzeugen, die immer noch bei ihm sind. Unter dem Vorwand seines Zweifels schickt er die beiden Männer zu Jesus, damit sie höchstpersönlich erfahren, wer Jesus ist und was er tut. Die scheinbare Ungewissheit des Johannes soll den beiden Männern Gewissheit darüber geben, dass Jesus der Messias ist. Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben, sagt Jesus. Man darf auch einmal unwissend tun, wenn das anderen zu ihrem Glück verhilft.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, stärke unseren Glauben. Vermehre unseren Glauben und hilf uns, ihn auch im Alltag zu leben und nicht geringzuschätzen, was du uns gibst. Lehre uns auch, mit Zweifeln umzugehen. Hilf uns, sie als Versuchungen zu erkennen und zu überwinden.

Vorsatz: Heute werde ich Gott um Glauben für meine Mitmenschen bitten.

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