Tägliche Meditationen
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Samstag,
6. Juni 2020

Unter dem Blick Gottes

Samstag der neunten Woche im Jahreskreis
Hl. Norbert von Xanten OPraem, Bischof und Ordensgründer

Br. Raphael Meyer LC

Mk 12,38-44
In jener Zeit lehrte Jesus eine große Menschenmenge und sagte: Nehmt euch in Acht vor den Schriftgelehrten! Sie gehen gern in langen Gewändern umher, lieben es, wenn man sie auf den Straßen und Plätzen grüßt, und sie wollen in der Synagoge die vordersten Sitze und bei jedem Festmahl die Ehrenplätze haben. Sie bringen die Witwen um ihre Häuser und verrichten in ihrer Scheinheiligkeit lange Gebete. Aber umso härter wird das Urteil sein, das sie erwartet. Als Jesus einmal dem Opferkasten gegenübersaß, sah er zu, wie die Leute Geld in den Kasten warfen. Viele Reiche kamen und gaben viel. Da kam auch eine arme Witwe und warf zwei kleine Münzen hinein. Er rief seine Jünger zu sich und sagte: Amen, ich sage euch: Diese arme Witwe hat mehr in den Opferkasten hineingeworfen als alle andern. Denn sie alle haben nur etwas von ihrem Überfluss hergegeben; diese Frau aber, die kaum das Nötigste zum Leben hat, sie hat alles gegeben, was sie besaß, ihren ganzen Lebensunterhalt.

Einführendes Gebet: Himmlischer Vater, hilf mir, nur unter deinem liebenden Blick zu leben, der nicht verurteilt und einengt, sondern mich frei macht.

Bitte: Lass mich erkennen, was du siehst, wenn du mich anblickst.

1. Unter dem Blick der Menschen. Die Pharisäer wollen ständig gesehen werden und müssen somit die eigenen Erwartungen und die der anderen immer erfüllen, um sich selbst gerecht zu werden. Daran messen sie, ob sie gut sind und ob Gott zufrieden mit ihnen ist. Wenn sie viel leisten und alles perfekt machen, meinen sie, dass sie gerecht sind. Der Blick des Vaters aber ruht nicht mit Wohlwollen auf uns, weil wir uns einen Platz als seine Kinder verdient haben, sondern weil er uns geschaffen hat. Deshalb sind wir seine Kinder. Das ist das Fundament unserer Identität: Wir sind von ihm her. Wir sind also nicht Kinder Gottes, weil wir Regeln befolgen und viel für ihn tun, sondern weil er uns vom Nichts ins Dasein hineingeliebt hat.

2. Unter dem Blick des Vaters. Die Witwe lebt unter dem Blick Gottes. Sie schämt sich nicht, ihre Armut zu zeigen – und somit ihre Schwäche und Verwundbarkeit. Sie sorgt sich nicht darum, was andere über sie denken, sondern lebt authentisch ihr Leben als Tochter des Vaters. Sie weiß, dass der Vater sie mit Freude ansieht, da ihre Gabe, ganz gleich, wie klein sie ist, aus einem liebenden Herzen kommt. Sie muss sich nicht das Wohlwollen Gottes erkaufen. Sie gibt nicht, weil sie muss, sondern aus Dankbarkeit.

3. Freiheit als Kind Gottes. In unserer Beziehung zu Gott müssen wir vom Pharisäer zur Witwe werden. Der Unterschied zwischen den beiden Personen ist, dass der Pharisäer aus Furcht, nicht gerecht zu sein, gibt. Die Witwe hingegen aus Dankbarkeit und zur Ehre Gottes. Sie hat verstanden, dass die Liebe des Vaters kostenlos ist und dass sie sich diese nicht erkaufen kann. Sie hat verstanden, wer sie ist: Tochter des Vaters, Lieblingskind, jemand, auf den der Vater mit Liebe schaut.

Gespräch mit Christus: Vater, lass mich genau wie Jesus wissen, dass ich dein geliebtes Kind bin und das du an mir dein Wohlgefallen hast.

Vorsatz: Heute möchte ich nicht unter dem Blick der anderen leben, sondern nur unter dem Blick Gottes.

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