Tägliche Meditationen
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Sonntag,
30. Januar 2011

Neue Maßstäbe

Vierter Sonntag im Jahreskreis

P. Alex Yeung LC

Mt 5,1‐12a
Als Jesus die vielen Menschen sah, stieg er auf einen Berg. Er setzte sich, und seine Jünger traten zu ihm. Dann begann er zu reden und lehrte sie. Er sagte: Seelig, die arm sind vor Gott; / denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig die Trauernden; / denn sie werden getröstet werden. Selig, die keine Gewalt anwenden; / denn sie werden das Land erben. Selig, die hungern und dürsten nach der Gerechtigkeit; / denn sie werden satt werden. Selig die Barmherzigen; / denn sie werden Erbarmen finden. Selig, die ein reines Herz haben; / denn sie werden Gott schauen. Selig, die Frieden stiften; / denn sie werden Söhne Gottes genannt werden. Selig, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; / denn ihnen gehört das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn ihr um meinetwillen beschimpft und verfolgt und auf alle mögliche Weise verleumdet werdet. Freut euch und jubelt: Euer Lohn im Himmel wird groß sein. Denn so wurden schon vor euch die Propheten verfolgt.

Einführendes Gebet:  Vater, du wohnst mit den Heiligen im Himmel. Ich glaube, dass du mich durch Christus berufst, heilig und glücklich in diesem und im kommenden Leben zu sein. Ich liebe dich und würde gerne den vielen Gnadengaben, die du über mich ausschüttest, mehr entsprechen.

Bitte: Herr Jesus Christus, hilf mir, deine Seligpreisungen zu lieben und als Maßstab für mein Leben zu übernehmen.

1.  Die Seligpreisungen der Welt. Nichts ist menschlicher, als das Streben nach Glück. Ein Leben ohne Glück ist entsetzlich. Freiheit ohne eine Möglichkeit glücklich zu sein, ist eine Täuschung. Nach den Maßstäben dieser Welt scheint Glück vor allem aus einem oder aus mehreren des Folgenden zu bestehen: Wohlstand, Ansehen, Macht, körperliche und geistige Gesundheit, Vergnügen und/oder in Ruhe leben zu können. Auch ein Christ kann leicht so denken, wenn er diese Werte zu den Maßstäben seines Glücks macht. Für sie sind die Seligpreisungen der Welt die Anpreisungen, aus denen die Medien Nutzen ziehen, die Versprechungen der Machtpolitik und die Vorteile des nur weltlich ausgerichteten Erfolgs. Es sind diese Werte, mit denen die Welt die „Qualität des Lebens” beurteilen will ‐ was ein Leben „wert” ist.

2. Ein neues Vorbild. Die Seligpreisungen, die Christus in diesem Evangelium aufzeigt, sind nicht ein Bündel abstrakter Prinzipien. Vielmehr ist der erste Selige Christus selbst. Diese neuen Werte ‐ arm im Geiste sein, sanftmütig und hungrig nach Gerechtigkeit sein, ein reines Herz haben usw. ‐ das sind einfach Kennzeichen seines eigenen Lebens. Stellen wir uns vor, mit Christus auf dem Berg zu sein und zusammen mit den anderen Menschen, die ihn sehen und hören, von der Tatsache tief beeindruckt zu sein, dass Christus glücklich ist, und zwar extrem glücklich. Er strahlt einen tiefen inneren Frieden aus, der ihm erlaubt, sich ausschließlich dem Dienst an Gott und den Menschen hinzugeben. Die Welt und ihr Prunk machen keinen Eindruck auf ihn. Wenn man Christus zuhört, kann man nicht anders als auszurufen: „Dieser Mann weiß, was er sagt. Er weiß, was der Himmel ist. Er weiß aus erster Hand, dass himmlische Glückseligkeit jedes weltliche Glück, das ich mir vorstellen kann, weit übertrifft.”

3. Persönliches Wertesystem. Unsere Betrachtung der Person Christi kann uns heute nicht unverändert lassen. Wir müssen uns entschließen, die Maßstäbe, die er uns vorgibt, zu übernehmen. Wenn wir wie Christus glücklich werden wollen, müssen wir seine Seligpreisungen zu unseren eigenen Maßstäben für unser Leben machen. Nietzsche hat es ganz falsch verstanden, wenn er dachte, christliche Werte wären mehr „Trostpreise” für die, die es in der Welt nicht schaffen. Nein, vielmehr will ein Christ den glücklichsten Menschen, der je gelebt hat, nachahmen: Jesus. Wenn wir die Wahl haben zwischen dem Griff nach der Macht und dem Armsein vor Gott, zwischen irdischem Erfolg und der Arbeit für die Gerechtigkeit, zwischen ungezügeltem sinnlichem Vergnügen und der Reinheit des Herzens, zwischen der Anpassung an die Welt und verfolgt werden wegen Christus, dann lasst uns mit ganzer Kraft jeweils das Letztere wählen. Hier auf der Erde wollen auch wir Glückseligkeit erfahren, aber eine Glückseligkeit, die im Himmel vollendet sein wird.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, ich danke dir, dass du mein Vorbild für einen wirklich glücklichen Menschen bist. Ich erkenne, dass deine Maßstäbe radikal anders sind als die der Welt. Erleuchte meine Seele mit der Weisheit deiner Seligpreisungen und schenke mir die Gnade, nach ihnen allezeit zu leben. Gewähre mir die Freude der Glückseligkeit des Himmels und auch einen Anteil an dieser Glückseligkeit hier auf Erden.

Vorsatz:  Ich will überlegen, welche der Seligpreisungen Christi mich auf meinem jetzigen Lebensweg am meisten herausfordert, und dann will ich diese Seligpreisung mir zu eigen machen, indem ich sie heute in einer bestimmten Weise auf mein Leben anwende.

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