Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
3. Mai 2007

Philippus und Jakobus: Die vertikale und horizontale Dimension

Donnerstag der vierten Woche der Osterzeit
Heiliger Philippus und Jakobus

P. Stephen Reilly LC
Übersetzung: Dr. Hinrich E. Bues, Hamburg

Johannes 14,6-14
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philippus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, dass ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke! Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater. Alles, um was ihr in meinem Namen bittet, werde ich tun, damit der Vater im Sohn verherrlicht wird. Wenn ihr mich um etwas in meinem Namen bittet, werde ich es tun.

Einführendes Gebet:   Vater, du hast mir das Geschenk dieser Zeit des Gebetes gemacht. Ich will sie weise nutzen, weil ich weiß, dass dieses Vorrecht nicht selbstverständlich ist. Ich möchte dir in dieser Zeit gefallen und dich ehren.

Bitte:  Herr, gib mir Glauben, damit ich dich in meinem Nächsten sehen kann.

1. Philipps Bitte Man kann Philipp kaum dafür beschuldigen, dass er zu schüchtern ist. Seine Bitte bedeutet ja eigentlich nichts anderes, als dass er nach der höchsten Erfahrung eines Menschen mit Gott sucht ‐ nach der „Theophanie”, einer Erscheinung und heiligen Vision. Weiß er wirklich, was er fragt? So sagte Gott zu Mose: „Niemand kann mein Gesicht sehen und leben.” (vgl. Ex 33,20) Bedenkt man dies, sieht man welch großes Vertrauen Philipp in die Macht Jesu hatte, denn sonst hätte er nicht eine so wagemutige Bitte geäußert. Aber der Herr bringt ihn zurück zur Erde. Jetzt ist nicht die Zeit für Visionen, sondern für den Glauben. Jesus zu sehen, ihn zu kennen, das zeigt uns den Vater. So gehen wir im Glauben weiter. Wie Philipp sollten wir unser Herz so kultivieren, dass es sich wirklich nach der Höhe Gottes ausstreckt. Dann werden wir eines Tages Gott ‐ von Angesicht zu Angesicht ‐ sehen, so wie er wirklich ist.

2. Jakobus und die Essenz des Evangeliums Nach der Überlieferung ist Jakobus der Jüngere, der heute gefeiert wird, später der erste Bischof von Jerusalem geworden. Er ist auch als Sohn des Alphäus und als „Bruder” (Cousin) des Herrn bekannt. Während wir bei Philipp den drängenden Wunsch beobachten können, die ultimative religiöse Erfahrung mit Gott zu machen, zeigt uns Jakobus einen anderen Wunsch und ein anderes Ziel.
Bei ihm ist die erfüllende Spiritualität gerade im steinigen und schlimmen Alltag zu finden. In seinem Brief schreibt er: „Wer meint, er diene Gott, aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst und sein Gottesdienst ist wertlos. Ein reiner und makelloser Dienst vor Gott, dem Vater, besteht darin: für Waisen und Witwen zu sorgen, wenn sie in Not sind, und sich vor jeder Befleckung durch die Welt zu bewahren.” (Jak 1,26-27)
Für die Engel muss es doch wunderbar sein zu beobachten, wie sich unsere Zunge zu einem demütigen Empfänger unseres Herrn in der Eucharistie wandelt, die doch vorher eher einem Dolch im Nacken des Nächsten glich. Sicher wollte Jakobus diese wichtige Herausforderung schildern: Authentische Spiritualität trägt immer die Frucht der Barmherzigkeit.

3. Der apostolische Glaube Philipp und Jakobus bilden eine wirkliche Synthese. So wie das Kreuz unseres Herrn zwei Balken hat, so steht Philipp für die vertikale Dimension unseres apostolischen Glaubens und Jakobus für die horizontale Dimension. Wir sollten ohne Unterlass nach der Höhe Gottes streben, nach Gott in all seiner Herrlichkeit. Aber ebenso sollten wir unsere Füße auf der Erde behalten und wissen, dass die Person, die uns am nächsten ist, Christus in unserer Mitte repräsentieren kann. Es kommt sehr darauf an, wie wir diese Person behandeln, entweder mit Liebe, Gleichgültigkeit oder mit Hass. Diese Haltung stellt gleichsam ein Thermometer unserer Beziehung mit dem Herrn selbst dar.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, ich weiß, dass du mir den Vater zeigen kannst. Du führst mich zum Himmel, wo ich dich in aller Herrlichkeit und Ehre sehen kann, mit dem Vater und dem Heiligen Geist. Gib mir die Kraft, dass nie eine Kluft zwischen mir und meiner Liebe zu dir und zu der zu meinem Nächsten entsteht.

Vorsatz:   Heute will ich eine besondere Handlung der Barmherzigkeit für irgendjemanden tun, mit dem ich derzeit eine schwierige Beziehung habe.

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