Tägliche Meditationen
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Sonntag,
23. Oktober 2011

Gott an erste Stelle setzen

Dreißigster Sonntag im Jahreskreis
Weltmissionssonntag

P. Paul Campbell LC

Mt 22,34-40
Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen. Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen, mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz samt den Propheten.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube an dich mit einem Glauben, der dich nie auf die Probe stellen will. Ich vertraue auf dich und hoffe darauf, dass ich lerne, deinen Willen zu akzeptieren und zu befolgen, auch wenn ich aus meiner Perspektive keinen Sinn erkenne. Lass meine Liebe zu dir und zu den Menschen um mich herum der Liebe ähnlich werden, die du mir gezeigt hast.

Bitte: Herr, gib mir die Kraft dich an die erste Stelle zu setzen, alles andere ist zweitrangig.

1.  Gott an die erste Stelle setzen. Jesus gibt auf die Frage, welches Gebot das wichtigste sei, eine zweifache Antwort. Er bezieht sich zunächst auf Deuteronomium 6,15: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben...” Dies war den Juden bekannt, weil sie diese Stelle im Gebet (das „Höre Israel” betet der fromme Jude jeden Tag) mehrmals am Tag wiederholten und es auf ihre Türpfosten schrieben. Für uns ist es wie für die Juden wichtig, sich immer wieder daran zu erinnern, dass Gott an die erste Stelle in unserem Leben gesetzt werden muss. Wir schulden ihm alles. Alles, was wir haben, ist ein Geschenk von ihm. Zu oft stellen wir Gott zurück und ignorieren ihn, bis ein passender Moment kommt oder es unserer Laune passt. Gott an die erste Stelle zu setzen bedeutet, den besten Teil unseres Tages für das Gebet zu ihm zu reservieren und zu versuchen, seinen Willen aus Liebe zu ihm in jedem Moment zu erfüllen.

2. Sich auf andere konzentrieren. Jesus bezieht sich dann auf das Gebot, das in Levitikus 19,18 steht: „Du sollst deinen Nächsten lieben...” Er verbindet beide Gebote auf eine solche Weise, dass man nicht das eine ohne das andere erfüllen kann. Man kann Gott nicht lieben, ohne andere Menschen zu lieben, die nach seinem Bild geschaffen sind. Auch kann Nächstenliebe nicht ohne eine reine und reinigende Liebe zu Gott existieren. Die Liebe zum Nächsten fordert von uns, andere vor uns zu stellen. Selbstliebe und Selbstbezogenheit führen nur in die Einsamkeit und Isolation. Sich auf andere zu konzentrieren ist der Schlüssel zu unserem Glück und unserer Erfüllung. Andere zu lieben bedeutet ihre guten Werte zu suchen, ihnen aus Liebe zum Herrn zu dienen. Wir müssen aus uns selbst herauskommen und hinter die engstirnigen Interessen unseres Egoismus und unserer Selbstliebe blicken. Je authentischer wir lieben, umso erfüllter wird unser Leben werden.

3. Für die beten, die uns Böses tun. Es ist nicht leicht aus egoistischen Verhaltensweisen auszubrechen. Aufgrund der Sünde haben wir die Neigung, unser Eigeninteresse auf ungeordnete Weise zu überhöhen. Das ist nicht gut. Wir müssen um die Kraft der Gnade bitten, unsere Herzen zu reinigen und uns die innere Stärke zu geben andere vor uns selbst zu stellen. Gott ist bereit uns diese Gnade zu geben, aber er möchte, dass wir ihn darum bitten. Schwierige Umstände und Beziehungen müssen wir mit Gebet und Opfern bewältigen. Wir müssen sogar für die beten, die uns Böses tun und Gott bitten, uns die Gnade und Stärke zu geben sie zu lieben, wie Gott sie liebt. „Segnet eure Verfolger; segnet sie, verflucht sie nicht” (Röm 12,14).

Gespräch mit Christus: Herr, hilf mir, dich an die erste Stelle in meinem Leben zu stellen. So oft stelle ich fest, dass ich andere Dinge dir vorziehe. Ich finde Zeit für die Dinge, die ich tun will, aber ich finde wenig Zeit für das Gebet. Ich finde Zeit, um mit meinen Freunden zu sprechen, aber wenig Zeit, um mit dir zu sprechen. Ich brauche deine Stärke, um dich zu lieben. Hilf mir andere zu sehen und zu lieben, wie du es tust.

Vorsatz:  Ich werde heute für jemanden beten, der mir lästig ist, und versuchen, sein Wohl vor meines zu stellen.

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