Tägliche Meditationen
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Dienstag,
15. Oktober 2019

Muss ich als Christ Veganer sein?

Hl. Theresia von Jesus (von Avila) Ordensgründerin, Kirchenlehrerin
Gedenktag

Beate Scheilen

Lk 11,37-41
In jener Zeit lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.

Einführendes Gebet: Jesus, viele deiner Worte waren für deine Zeitgenossen schwierig zu verstehen. Hilf mir, die Wahrheit zu erkennen, die du mir in dieser Gebetszeit zeigen willst.

Bitte: Herr, hilf mir, nicht nur äußerlich fromme Pflichten zu erfüllen oder gar Ersatzreligionen einzuführen, sondern mein Inneres von dir umwandeln zu lassen!

1. Kritik an der Speisekarte. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass ich mit dem ganzen Geschirrspülen nichts zu schaffen habe! Als Christ darf ich meinen Teller notfalls zweimal verwenden, und an Speisevorschriften muss ich mich auch nicht halten. Meine Welt war also in Ordnung - bis ich einer überzeugten Veganerin begegnete, die mich fragte, wie ich es denn als Christ verantworten könne, Fleisch zu essen, wo die Tiere doch auch Geschöpfe Gottes seien, denen durch Massentierhaltung und Schlachtung Gewalt angetan werde. Der moralische Rechtfertigungsdruck, unter den ich da geriet, lässt sich durchaus mit der Situation des Pharisäers vergleichen, dem vom Herrn Heuchelei vorgeworfen wird. Sollte ich mir ab jetzt ernsthaft Gedanken über den Inhalt meiner Schüsseln machen?

2. Eifer für eine gute Sache als Gebot für alle? Immerhin muss man den Kämpfern für Tier-, Umwelt- und Klimaschutz zugutehalten, dass sie einen Eifer zeigen, den man sich bei den Vertretern des christlichen Glaubens oft vergeblich wünscht. Gleichwohl sollte man prüfen, was dahintersteht. Die Kirche gibt jedenfalls - abgesehen von Fleischabstinenz am Aschermittwoch und Karfreitag - keine Speisegebote aus. Was wir unserem Körper zuführen, darüber entscheidet jeder selbst – hoffentlich verantwortungsbewusst. Was Jesus in diesem Fall getan hätte, weiß keiner, und es wäre auch seltsam, sich von Menschen, die ansonsten meist kein großes Interesse an christlicher Lebensführung zeigen, diesbezüglich Vorgaben machen zu lassen.

3. Wir sind nur Gast auf Erden. Im Übrigen wäre selbst eine Welt von körperlich gesunden Menschen, ohne Tierquälerei und Ozonloch, leider immer noch kein Paradies auf Erden, sondern weiterhin eine gefallene Welt, die unter dem Gesetz der Sünde steht und sich nicht selbst erlösen kann. Wir sind bekanntlich nur Gast auf Erden und können hier kein Paradies erschaffen. Der Ansatz muss also tiefer gehen. Ist mir das bewusst, oder lasse ich mich in den Trend hineinziehen, diese Welt und uns selbst so optimieren zu wollen, dass wir Gott nicht mehr brauchen? Der Pharisäer von heute braucht keine religiösen Riten mehr, um sich als besserer Mensch zu fühlen. Es genügt die "richtige" Einstellung zu bestimmten gesellschaftlichen Fragen. Als Christ muss ich mir zu denen verantwortlich meine Meinung bilden – und wissen, dass Jesus mein Herr ist und dieses Leben nur eine Vorschau auf das wahre Paradies.

Gespräch mit Christus: Herr, du warst vor zweitausend Jahren als Mensch auf dieser Erde und hast unter Bedingungen gelebt, die uns heute sehr fremd vorkommen. Bewahre mich davor, einfach die Wünsche und Vorstellungen unserer Gegenwartskultur in deine Aussagen hineinzudeuten! Hilf mir, neue Wege zu finden, den Sinn deiner Worte den Menschen meiner Zeit zu vermitteln.

Vorsatz: Ich werde diese Woche versuchen, ein schwieriges Thema (z.B. Abtreibung, Euthanasie, Ehe für alle, Zölibat…) in Worte zu fassen, die auch kirchlich nicht sozialisierte Menschen verstehen können oder mich wenigstens gut darüber informieren.

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