Tägliche Meditationen
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Dienstag,
10. April 2007

Den Herrn mit den Augen des Glaubens sehen

Dienstag der Osteroktav

P. Gregory Woodward LC

Joh 20,11-18
Maria aus Magdala aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams Jesu gelegen hatten. Die Engel sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete ihnen: Man hat meinen Herrn weggenommen, und ich weiß nicht, wohin man ihn gelegt hat. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen, wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du? Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast. Dann will ich ihn holen. Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich ihm zu und sagte auf hebräisch zu ihm: Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern, und sag ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu meinem Gott und zu eurem Gott. Maria aus Magdala ging zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich habe den Herrn gesehen. Und sie richtete aus, was er ihr gesagt hatte.

Einführendes Gebet:   Herr, gewähre mir die Gnade, so zu glauben, dass ich anderen helfen kann zu glauben. Lass mich so hoffen, dass ich anderen Hoffnung bringe. Lass mich so lieben, dass ich andere dazu bringe zu lieben. Ich bitte dich ferner um die Gnade, die Herausforderungen mutig anzunehmen, denen ich heute gegenübergestellt werde. Heute wird nichts geschehen, was ich mit dir zusammen nicht in den Griff bekommen kann.

Bitte:  Mein Gott und Herr, lass mich diese lebendige und eindringliche Erfahrung machen, deinen Sohn in dem Glauben zu sehen wie Maria aus Magdala ihn sah.

1. Maria aus Magdala weint am Grab. Das Evangelium zeigt uns, was geschieht, wenn der Glaube an den auferstandenen Christus nicht in unser Herz und unsere innerste Überzeugung eingedrungen ist. In einem solchen Fall sehen wir die Dinge aus weltlicher Sicht. Maria aus Magdala wurde bei all ihrer Treue zum Herrn - und aller beispiellosen Hingabe an ihn nach seinem Tod - weinend statt jubelnd angetroffen. Marias Liebe ist groß, aber sie kommt über die Trauer über den Tod des Herrn nicht hinweg, um das Licht seiner Auferstehung zu sehen.

2. Maria glaubt, als sie ihren Namen hört. Das ist ein bewegender Bericht über die Liebe des auferstandenen Herrn zu einem Geschöpf, einer Seele, die er für ihre Treue und Hingabe reichlich belohnen will. Der auferstandene Christus führt Maria aus Magdala langsam zu der feierlichen Aussage des Glaubens, ausgedrückt in der Anrede „Rabbuni”; er führt sie Schritt für Schritt zu diesem Augenblick. Hier wird vorweggenommen, wie er mit uns umgeht. Der hl. Papst Gregor der Große sagte, dass „äußerlich er (Christus) es war, der das Ziel der Suche (von Maria von Magdala) war, aber innerlich war er es, der sie dazu brachte, nach ihm zu suchen”. Christus, so fuhr der hl. Gregor fort, ruft Maria aus Magdala ”bei ihrem Namen, um dann zu sagen: ‚Jetzt erkenne den, der dich erkennt’”. (Homilie 25).

3. Ich habe den Herrn gesehen. Als er im Begriff ist, zum Vater hinaufzugehen, erlaubt Christus Maria aus Magdala nicht, ihn festzuhalten. Ihr Verhältnis hat sich grundlegend geändert. Zuerst lernt Maria aus Magdala von dem auferstandenen Christus, dass sie in die Welt zurückkehren und geduldig die Prüfungen und Leiden dieses Lebens ertragen muss, ehe sie die Fülle der Freude, die von seiner Auferstehung ausgeht, erlangen kann. Ihre Lektion ist auch unsere, und mit Maria aus Magdala hat er uns einen Vorgeschmack von der kommenden Freude gegeben. Sodann kann Maria aus Magdala von nun an für sich nicht mehr das menschliche Erlebnis beanspruchen, Christus mit irdischen Augen zu sehen. Vielmehr muss sie daran gewöhnt werden, ihn mit ganz anderen Augen wahrzunehmen, wenn sie in seiner Nähe ist, nämlich mit den Augen des Glaubens. Wenn sie den Jüngern mitteilt, dass sie „den Herrn gesehen hat”, dann meint sie es auch so. Sie hat den Herrn schließlich durch die tiefer blickenden Augen des Glaubens gesehen, die allein den auferstandenen Herrn zu erkennen vermögen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir, dich mit den Augen des Glaubens zu sehen. Ich glaube an deine Gegenwart, vor allem in den heiligen Sakramenten. Vermehre meinen Glauben. Ich sehe dich in den Bischöfen und Priestern der Kirche; gewähre mir die Gnade, ihnen gläubig zu vertrauen. Ich sehe dich in all meinen Brüdern und Schwestern, auch in den Ärmsten und den am meisten Vergessenen; hilf mir, ihnen zu helfen.

Vorsatz:   Als konkreten Akt meines Glaubens an die Gegenwart des Herrn in der Eucharistie will ich mich heute bemühen, ihn in einer Kirche oder Kapelle in der Nähe aufzusuchen.

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