Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
6. November 2008

Das Opfer des Hirten

Donnerstag der einunddreißigsten Woche im Jahreskreis

P. John Bullock LC

Lk 15,1-10
Alle Zöllner und Sünder kamen zu Jesus, um ihn zu hören. Die Pharisäer und die Schriftgelehrten empörten sich darüber und sagten: Er gibt sich mit Sündern ab und isst sogar mit ihnen. Da erzählte er ihnen ein Gleichnis und sagte: Wenn einer von euch hundert Schafe hat und eins davon verliert, lässt er dann nicht die neunundneunzig in der Steppe zurück und geht dem verlorenen nach, bis er es findet? Und wenn er es gefunden hat, nimmt er es voll Freude auf die Schultern, und wenn er nach Hause kommt, ruft er seine Freunde und Nachbarn zusammen und sagt zu ihnen: Freut euch mit mir; ich habe mein Schaf wiedergefunden, das verloren war. Ich sage euch: Ebenso wird auch im Himmel mehr Freude herrschen über einen einzigen Sünder, der umkehrt, als über neunundneunzig Gerechte, die es nicht nötig haben umzukehren. Oder wenn eine Frau zehn Drachmen hat und eine davon verliert, zündet sie dann nicht eine Lampe an, fegt das ganze Haus und sucht unermüdlich, bis sie das Geldstück findet? Und wenn sie es gefunden hat, ruft sie ihre Freundinnen und Nachbarinnen zusammen und sagt: Freut euch mit mir; ich habe die Drachme wiedergefunden, die ich verloren hatte. Ich sage euch: Ebenso herrscht auch bei den Engeln Gottes Freude über einen einzigen Sünder, der umkehrt.

Einführendes Gebet:   Herr Jesus, ich danke dir für das Geschenk dieses neuen Tages. Ich danke dir für das Geschenk deiner treuen Freundschaft. Hilf mir, meinen Glauben an dein Handeln in meinem Leben zu vermehren. Hilf mir, die Erfüllung deiner Verheißungen hoffnungsvoll zu erwarten. Lass mich dir antworten mit stets wachsender Liebe.

Bitte:  Herr, hilf mir unermüdlich an meiner eigenen Bekehrung zu arbeiten und dir täglich ähnlicher zu werden.

1. Aufforderung zur Bekehrung. Man wirft der Kirche oft vor, nicht einladend genug und zu streng zu sein, sich nicht genug zu bemühen, Sündern die Hand zu reichen wie es Christus getan hat. Die Kirche von heute erinnere mehr an die selbstgerechten Pharisäer als an ihren göttlichen Gründer. Die Kirche reicht aber sehr wohl ihre Hand allen Menschen und lädt sie zur Bekehrung ein: Christus hat bei jeder Vergebung explicit oder implicit gesagt: „Geh und sündige von jetzt an nicht mehr” (Joh 5,14 und 6,11). Der Hirte sucht das verlorene Schaf, um es zur Herde zurückzubringen. Es steht dem Schaf frei, eigene Wege zu gehen, aber es begibt sich damit in große Gefahr. Der Wolf hat leichteres Spiel mit einem einzelnen Schaf als mit einem vom Hirten beschützten.

2. Das Opfer des Hirten. Es wäre einfacher für den Hirten, das verirrte Schaf sich selbst zu überlassen: „Es ist sein eigener Herr, ich kann es nicht zwingen. Wenn ihm etwas passiert, ist es nicht meine Schuld”. So würde sich vielleicht ein bezahlter Knecht verhalten, der „flieht, wenn er den Wolf kommen sieht, und der Wolf reißt sie und jagt sie auseinander” (Joh 10,12). Der gute Hirte dagegen gibt sein Leben für die Schafe (vgl. Joh 10,11). Der erste und oberste Hirte ist Christus. Im Laufe der Geschichte hat die Kirche jedoch noch viele andere Hirten gehabt, Diener Christi, die ihr Leben für ihre Schafe gaben durch ihr Martyrium oder ihren aufopfernden Dienst. Christus wacht bis heute liebevoll über uns durch seine Priester.

3. Wir sind alle Sünder. Die katholische Kirche hat Bekehrung immer als einen Prozess verstanden. Solange wir leben, ist unsere Rettung nicht endgültig. Auch wenn wir uns entschlossen haben, in Gottes Herde zu leben, geht unser täglicher Kampf gegen die Sünde weiter. Wir sind alle Sünder. Deshalb beten wir zu Beginn der heiligen Messe: „Ich bekenne Gott dem allmächtigen und euch, Brüder und Schwestern, dass ich Gutes unterlassen und Böses getan habe. Ich habe gesündigt in Gedanken, Worten und Werken, durch meine Schuld, durch meine Schuld, durch meine große Schuld.” Solange wir uns unserer Schwäche aufrichtig bewusst sind, werden wir weniger leicht Opfer der Selbstgerechtigkeit. Aber unsere Schwäche entmutigt uns nicht, sondern bindet uns umso fester an Christus, dessen „Gnade genügt... denn sie erweist ihre Kraft in der Schwachheit” (2 Kor 12,9).

Gespräch mit Christus:  Herr, hilf mir zu erkennen, dass auch ich ein Sünder bin, der Vergebung nötig hat. Lass mich bei dir Vergebung, Heilung und Kraft finden. Lass meine Schwachheit nicht als Vorwand dafür dienen, dass ich mich deinem Auftrag entziehe, alle Menschen mit deiner Heilsbotschaft zu erreichen.

Vorsatz:   Heute werde ich versuchen, Gottes liebendes Erbarmen einem Menschen in Wort, Schrift oder Beispiel mitzuteilen.

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