Freitag,
22. August 2008
Wie Gott sein
Freitag der zwanzigsten Woche im Jahreskreis
Maria Königin, Gedenktag
P. José LaBoy Wallace LC
Mt 22,34-40
Als die Pharisäer hörten, dass Jesus die Sadduzäer zum Schweigen gebracht hatte, kamen sie bei ihm zusammen.
Einer von ihnen, ein Gesetzeslehrer, wollte ihn auf die Probe stellen und fragte ihn: Meister, welches Gebot
im Gesetz ist das wichtigste? Er antwortete ihm: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen,
mit ganzer Seele und mit all deinen Gedanken. Das ist das wichtigste und erste Gebot. Ebenso wichtig ist das
zweite: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. An diesen beiden Geboten hängt das ganze Gesetz
samt den Propheten.
Einführendes Gebet: Lieber Herr, ich glaube an dich, weil du einen Plan für mich hast, der mich dahin führen soll, wie du zu sein. Ich hoffe auf dich, weil dein Beispiel und deine Gnade mir die Kraft geben, meinen Willen mit dem deinen in Übereinstimmung bringen zu können. Ich liebe dich, weil ich nur dann, wenn ich dich liebe, in dich verwandelt und heilig werden kann.
Bitte: Herr, gewähre mir die Gnade, treu das Gebot der Nächstenliebe zu halten.
1. Das wollen, was Gott will. Was ist wahre Liebe? Papst Benedikt sagt uns, was der eigentliche Inhalt der Liebe ist, indem er auf den römischen Historiker Sallust zurückgreift: „Dasselbe wollen und dasselbe abweisen das haben die Alten als eigentlichen Inhalt der Liebe definiert: das Einander-ähnlich-Werden, das zur Gemeinsamkeit des Wollens und des Denkens führt” (Deus Caritas Est, Nr. 17). Dieses Zitat hilft uns zu verstehen, dass „lieben” bedeutet, unseren Willen mit dem Willen Gottes in Einklang zu bringen. Das führt uns dazu, wie Gott zu sein. Diese Wahrheit hebt die Sünde unserer ersten Eltern auf, die Gott nicht gehorchten.
2. Liebe hat zwei Dimensionen. Wie uns die Schrift gelehrt hat, hat wahre Liebe zwei Dimensionen: die Liebe zu Gott und die Liebe zu unserem Nächsten. Der erste Brief des heiligen Johannes, bekannt als die „Magna Charta” der Nächstenliebe, stellt häufig und klar die enge Beziehung dieser beiden Dimensionen dar. Auf den Punkt gebracht, eine kann ohne die andere nicht gelebt werden: „Jeder, der die Gerechtigkeit nicht tut und seinen Bruder nicht liebt, ist nicht aus Gott” (1 Joh 3, 10); „Liebe Brüder, wir wollen einander lieben; denn die Liebe ist aus Gott, und jeder, der liebt, stammt von Gott und erkennt Gott (1 Joh 4, 7); „Liebe Brüder, wenn Gott uns so geliebt hat, müssen auch wir einander lieben (1 Joh 4, 11); „Wenn jemand sagt: Ich liebe Gott!, aber seinen Bruder hasst, ist er ein Lügner. Denn wer seinen Bruder nicht liebt, den er sieht, kann Gott nicht lieben, den er nicht sieht. Und dieses Gebot haben wir von ihm: Wer Gott liebt, soll auch seinen Bruder lieben (1 Joh 4,20-21).
3. Andere lieben. Gott lieben, verlangt, andere zu lieben. Dies ist nicht einfach, insbesondere in einer Welt, die den Individualismus hoch schätzt und in der das Vorwärtskommen bedeutet, andere mit Füssen zu treten. Wir werden andere nicht lieben, nur weil wir wissen, dass wir es sollten. Wenn es schon schwer ist, andere zu lieben nach der Forderung des Alten Testaments „wie du dich selbst liebst”, können wir uns vorstellen, wie schwer es ist, andere zu lieben nach der Forderung Christi „wie ich euch geliebt habe” (vgl. Joh 13, 34), was das wahre christliche Kennzeichnen ist: „Daran werden alle erkennen, dass ihr meine Jünger seid: wenn ihr einander liebt” (Joh 13, 35). Wir werden andere nicht lieben, wie wir uns lieben, wenn wir nicht wissen, wie andere sind, wenn wir nicht die Würde jedes Menschen anerkennen, wenn wir nicht jeden allein aus dem einzigen Grund wertschätzen, dass er ein Geschöpf Gottes ist. In der Antike sagte man: „Du kannst nicht lieben, was du nicht kennst”. Die Kenntnis des menschlichen Herzens und der Temperamente anderer befähigen uns, sie anzunehmen, wie sie sind. Jede menschliche Person hat eine menschliche Würde, die respektiert werden sollte. Wie häufig urteilen wir über andere nach dem Aussehen, nach ihren Eigenschaften oder Fehlern? Es ist so einfach, die Fehler und Unvollkommenheiten der Menschen und ihre Handlungsweisen zu kritisieren; doch es ist so schwer, ständig zu loben, was bei ihnen positiv ist. Eine der besten Möglichkeiten, unseren Nächsten zu lieben, besteht darin, die Nächstenliebe in unserem Reden zu üben.
Gespräch mit Christus: Lieber Jesus, gib mir die Gnade, andere mit all meiner Kraft und mit allem guten Willen zu lieben. Ich möchte dich betrachten, Herr, so dass ich von dir lernen kann, wie ich andere so sehr lieben kann, dass ich dazu bereit werde, mein Leben für sie hinzugeben.
Vorsatz: Ich will heute sehr konkret die Nächstenliebe üben.