Tägliche Meditationen
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Freitag,
19. Juli 2019

Gottes Art zu lieben

Freitag der fünfzehnten Woche im Jahreskreis

Dorit Wilke-Lopez

Mt 12,1-8
In jener Zeit ging Jesus an einem Sabbat durch die Kornfelder. Seine Jünger hatten Hunger; sie rissen deshalb Ähren ab und aßen davon. Die Pharisäer sahen es und sagten zu ihm: Sieh her, deine Jünger tun etwas, das am Sabbat verboten ist. Da sagte er zu ihnen: Habt ihr nicht gelesen, was David getan hat, als er und seine Begleiter hungrig waren - wie er in das Haus Gottes ging und wie sie die heiligen Brote aßen, die weder er noch seine Begleiter, sondern nur die Priester essen durften? Oder habt ihr nicht im Gesetz gelesen, dass am Sabbat die Priester im Tempel den Sabbat entweihen, ohne sich schuldig zu machen? Ich sage euch: Hier ist einer, der größer ist als der Tempel. Wenn ihr begriffen hättet, was das heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer, dann hättet ihr nicht Unschuldige verurteilt; denn der Menschensohn ist Herr über den Sabbat.

Einführendes Gebet: Jesus, ich will mich jetzt ganz auf dich ausrichten. Ich will alles andere beiseitelassen. DU bist der Wichtige, DU bist der Weg, DU bist die Wahrheit, DU bist das Leben.

Bitte: Schenke mir in dieser Meditation eine tiefe Einsicht in deine Art, mich zu lieben. Schenke mir, dass meine Seele sich mehr und mehr darauf einschwingt.

1. Das Brot des Lebens. Hier ist viel von Hunger die Rede. Es ist Jesus so wichtig, dass wir keinen Hunger leiden. Hier werden mehrere Ebenen angesprochen: Die Ähren erinnern an das Weizenkorn, das in die Erde fällt und stirbt und reiche Frucht bringt – Jesus. Die Schaubrote im Tempel erinnern als Vorausbild ebenfalls an Jesus. Er ist es, der den Hunger stillt. Den Hunger der Seele genauso wie den Hunger des Leibes. Ich halte einen Moment inne und blicke auf mein Leben: Wo war mein Hunger groß und ist gestillt worden? Es ist immer Jesus gewesen, auch wenn ich ihn in dem jeweiligen Moment nicht erkannt habe.

2. Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer. Hier tritt Jesus mit der ganzen Vollmacht Gottes auf. Es scheint so, als setze er die Opfer des alten Bundes außer Kraft, all die Stiere, Widder, Lämmer, Tauben, die zu opfern Gott selbst dem Volk Israel befohlen hatte. All die Opfer sind ein Vorausbild für das Opfer, das Jesus dem Vater bringen wird: sich selbst wird er darbringen, und zwar aus Barmherzigkeit.

3. Barmherzigkeit. In Jesus vereinen sich Opferwille und Barmherzigkeit. Jesus ist gekommen, um die Schrift zu erfüllen. Im Opfer allein steckt für uns gefallene Menschen die Gefahr, dass wir Gott als rachsüchtig betrachten, ihn eventuell mit unserer Leistung beeindrucken wollen und Rechte vor ihm ableiten. Jesus zeigt es uns aber anders: Er bringt das Opfer aus Erbarmen heraus. Er ist Gott. Gott opfert sich selbst, weil wir ihm in unserer selbst verschuldeten Dunkelheit einfach leidtun. Aus einem Gefühl des innigen Mitleids heraus. Weil es ihm durch Mark und Bein geht, wie wir fern von ihm dahinvegetieren, weil er sich mit ganzem Herzen nach uns sehnt, bringt er das Opfer, selbst in unsere Dunkelheit, bis in das Dunkel des Todes hinabzusteigen. Um diese Haltung geht es beim Opfer. Es geht darum, dass Gott opfert, nicht wir. Das tief in der Seele zu begreifen. Und darüber sprachlos vor Dankbarkeit zu sein. Dann werden wir verwandelt – unser hartes Herz wird nach und nach barm-herzig, weil die Haltung Gottes auf uns abfärbt und uns handeln lässt wie er.

Gespräch mit Christus: Gott, ich danke dir, dass du uns mit dieser unbegreiflichen Barmherzigkeit liebst. Dass wir dir so wichtig sind. Dass du uns versorgst und nah sein willst wie Eltern, die ihren Säugling an die Wange heben. Lass mich begreifen, wie viel du investiert hast für mich. Schenke mir diese Barmherzigkeit, dieses Mitgefühl für mich selbst und für die anderen Menschen um mich herum. Bewahre mich und unsere Beziehung vor Legalismus, vor dem lieblosen oder oberflächlichen Abarbeiten von religiösen Pflichten.

Vorsatz: Ich bewege heute wie Maria die wunderbare Barmherzigkeit Gottes in meinem Herzen, denke darüber nach und frage mich, was diese Barmherzigkeit für Gottes Beziehung mit mir bedeutet.

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