Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
19. August 2015

Gott hat seine eigenen Regeln

Mittwoch der zwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Ezequiel Moreno, Bischof

P. Daniel Weber LC

Mt 20,1-16a
In jener Zeit erzählte Jesus seinen Jüngern das folgende Gleichnis: Mit dem Himmelreich ist es wie mit einem Gutsbesitzer, der früh am Morgen sein Haus verließ, um Arbeiter für seinen Weinberg anzuwerben. Er einigte sich mit den Arbeitern auf einen Denar für den Tag und schickte sie in seinen Weinberg. Um die dritte Stunde ging er wieder auf den Markt und sah andere dastehen, die keine Arbeit hatten. Er sagte zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Ich werde euch geben, was recht ist. Und sie gingen. Um die sechste und um die neunte Stunde ging der Gutsherr wieder auf den Markt und machte es ebenso. Als er um die elfte Stunde noch einmal hinging, traf er wieder einige, die dort herumstanden. Er sagte zu ihnen: Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum? Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben. Da sagte er zu ihnen: Geht auch ihr in meinen Weinberg! Als es nun Abend geworden war, sagte der Besitzer des Weinbergs zu seinem Verwalter: Ruf die Arbeiter, und zahl ihnen den Lohn aus, angefangen bei den letzten, bis hin zu den ersten. Da kamen die Männer, die er um die elfte Stunde angeworben hatte, und jeder erhielt einen Denar. Als dann die ersten an der Reihe waren, glaubten sie, mehr zu bekommen. Aber auch sie erhielten nur einen Denar. Da begannen sie, über den Gutsherrn zu murren, und sagten: Diese letzten haben nur eine Stunde gearbeitet, und du hast sie uns gleichgestellt; wir aber haben den ganzen Tag über die Last der Arbeit und die Hitze ertragen. Da erwiderte er einem von ihnen: Mein Freund, dir geschieht kein Unrecht. Hast du nicht einen Denar mit mir vereinbart? Nimm dein Geld und geh! Ich will dem letzten ebenso viel geben wie dir. Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder bist du neidisch, weil ich (zu anderen) gütig bin? So werden die Letzten die Ersten sein.

Einführendes Gebet: Danke, Herr, dass ich an deiner Sendung teilnehmen darf. Danke, dass du mich brauchst. Ich will mein Bestes geben und tun, was ich kann.

Bitte: Guter Jesus, lass mich erkennen was du heute von mir willst und gib mir die Kraft, deinen Willen zu tun, auch wenn es mir schwer fällt.

1. Gott sucht den Menschen. Ist es nicht wunderbar, dass Gott immer wieder den Menschen sucht? Das wird besonders deutlich an Weihnachten, wenn Gott Mensch wird. Aber es geschieht auch immer wieder im Verlauf unseres Lebens, dass Gott uns seine Hand ausstreckt. Wir wissen ganz genau, Gott braucht uns Menschen nicht. Er könnte auch ohne uns im Himmel ganz glücklich sein. Aber er gibt sich richtig Mühe, er wirbt in unserem Evangelium vier Mal Arbeiter an. Was halten Sie davon? Es ist die Liebe, die Gott immer wieder zu uns führt. Gott sucht uns ‐ auch jeden von uns ganz persönlich und er leitet uns. Durch Menschen oder durch Umstände macht er sich gegenwärtig in unserem Leben.

2. Gott hat seine eigenen Regeln. Wie war das mit dem Mindestlohn? Ein Denar konnte einen Arbeiter samt Familie einen Tag lang ernähren. Es war ein fairer, ein guter Lohn. Gott ist gerecht und er nützt den Menschen nicht aus. Christus überrascht uns mit dieser Geschichte. Der Gutsbesitzer zahlt allen den gleichen Lohn aus. Unser Gerechtigkeitssinn empfindet anders. Wer mehr arbeitet, soll auch mehr Lohn empfangen. Natürlich geht es Jesus nicht primär um die Arbeit in einem Weinberg und die korrekte Bezahlung der Tagelöhner. Es geht um das Himmelreich, wie es bereits im ersten Vers heißt. Christus möchte in seinem Handeln nicht um jeden Preis paradox erscheinen, er will vielmehr seine Großzügigkeit zeigen. Die, die am Ende vortreten, bekommen auch einen guten Lohn. Der Mensch, der sich am Ende seines Lebens bekehrt, hat auch eine Chance, in den Himmel zu kommen, genau wie der, der von Kindesbeinen an im Glauben gestanden ist. Menschliche Logik versagt hier, aber Gottes Liebe geht diesen Weg.

3. Darf er das? Hier, an dieser Stelle im Evangelium, zeigt uns Christus, dass Gott der Herr ist. Er kann sich über menschliche Gesetze und Vorschriften hinwegsetzen. Er ist Gott. Wir dürfen das nicht mit Willkür, die uns bei schlechter Laune blüht, verwechseln. Gott hat andere Gesetze. Er will uns Menschen etwas Gutes tun und er handelt auch so. Er ist nicht nur ein weiser Lehrer, wie wir immer hören, sondern ihm gehört alles und deshalb kann er souverän handeln. Es ist nicht das erste Mal, dass wir mit dem Handeln Gottes nicht einverstanden sind. Auch Petrus, der getreue Nachfolger und Apostel, wollte Christus, nachdem er gesagt hatte, dass er leiden und sterben müsse (vgl. Mt 16:21-23), erklären, was er wirklich zu tun hätte. Die Antwort Christi lautete trocken: „Weg mit dir Satan!” Das ist auch Glaube, dass wir das Handeln Gottes in unserem Leben annehmen, selbst wenn wir es nicht immer verstehen.

Gespräch mit Christus: Guter Jesus, ich danke dir, dass du uns Menschen suchst. Nicht nur theoretisch, sondern wirklich jeden Tag aufs Neue. Danke dass du mir einen Platz bereitet hast und dich nach mir sehnst.

Möglicher Vorsatz: Ich werde heute nach der Hand Gottes in meinem Leben Ausschau halten und seinen Willen für mein Leben annehmen.

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