Sonntag,
28. März 2010
Unsere tiefste Sehnsucht
Palmsonntag
P. Christopher Scroggin LC
Lk 23,1-49
Daraufhin erhob sich die ganze Versammlung und man führte Jesus zu Pilatus. Dort brachten sie ihre Anklage
gegen ihn vor; sie sagten: Wir haben festgestellt, dass dieser Mensch unser Volk verführt, es davon abhält,
dem Kaiser Steuer zu zahlen, und behauptet, er sei der Messias und König. Pilatus fragte ihn: Bist du der
König der Juden? Er antwortete ihm: Du sagst es. Da sagte Pilatus zu den Hohenpriestern und zum Volk: Ich
finde nicht, dass dieser Mensch eines Verbrechens schuldig ist. Sie aber blieben hartnäckig und sagten: Er
wiegelt das Volk auf und verbreitet seine Lehre im ganzen jüdischen Land von Galiläa bis hierher.
Als Pilatus das hörte, fragte er, ob der Mann ein Galiläer sei. Und als er erfuhr, dass Jesus aus dem Gebiet
des Herodes komme, ließ er ihn zu Herodes bringen, der in jenen Tagen ebenfalls in Jerusalem war. Herodes
freute sich sehr, als er Jesus sah; schon lange hatte er sich gewünscht, mit ihm zusammenzutreffen, denn er
hatte von ihm gehört. Nun hoffte er, ein Wunder von ihm zu sehen. Er stellte ihm viele Fragen, doch Jesus
gab ihm keine Antwort. Die Hohenpriester und die Schriftgelehrten, die dabeistanden, erhoben schwere
Beschuldigungen gegen ihn. Herodes und seine Soldaten zeigten ihm offen ihre Verachtung. Er trieb seinen
Spott mit Jesus, ließ ihm ein Prunkgewand umhängen und schickte ihn so zu Pilatus zurück. An diesem Tag
wurden Herodes und Pilatus Freunde; vorher waren sie Feinde gewesen.
Pilatus rief die Hohenpriester und die anderen führenden Männer und das Volk zusammen und sagte zu ihnen:
Ihr habt mir diesen Menschen hergebracht und behauptet, er wiegle das Volk auf. Ich selbst habe ihn in eurer
Gegenwart verhört und habe keine der Anklagen, die ihr gegen diesen Menschen vorgebracht habt, bestätigt
gefunden, auch Herodes nicht, denn er hat ihn zu uns zurückgeschickt. Ihr seht also: Er hat nichts getan,
worauf die Todesstrafe steht. Daher will ich ihn nur auspeitschen lassen und dann werde ich ihn freilassen.
Da schrieen sie alle miteinander: Weg mit ihm; lass den Barabbas frei! Dieser Mann war wegen eines Aufruhrs
in der Stadt und wegen Mordes ins Gefängnis geworfen worden. Pilatus aber redete wieder auf sie ein, denn er
wollte Jesus freilassen. Doch sie schrieen: Kreuzige ihn, kreuzige ihn! Zum dritten Mal sagte er zu ihnen:
Was für ein Verbrechen hat er denn begangen? Ich habe nichts feststellen können, wofür er den Tod verdient.
Daher will ich ihn auspeitschen lassen und dann werde ich ihn freilassen. Sie aber schrieen und forderten
immer lauter, er solle Jesus kreuzigen lassen, und mit ihrem Geschrei setzten sie sich durch: Pilatus
entschied, dass ihre Forderung erfüllt werden solle. Er ließ den Mann frei, der wegen Aufruhr und Mord im
Gefängnis saß und den sie gefordert hatten. Jesus aber lieferte er ihnen aus, wie sie es verlangten.
Als sie Jesus hinausführten, ergriffen sie einen Mann aus Zyrene namens Simon, der gerade vom Feld kam. Ihm luden sie das Kreuz auf, damit er es hinter Jesus hertrage. Es folgte eine große Menschenmenge, darunter auch Frauen, die um ihn klagten und weinten. Jesus wandte sich zu ihnen um und sagte: Ihr Frauen von Jerusalem, weint nicht über mich; weint über euch und eure Kinder! Denn es kommen Tage, da wird man sagen: Wohl den Frauen, die unfruchtbar sind, die nicht geboren und nicht gestillt haben. Dann wird man zu den Bergen sagen: Fallt auf uns!, und zu den Hügeln: Deckt uns zu! Denn wenn das mit dem grünen Holz geschieht, was wird dann erst mit dem dürren werden? Zusammen mit Jesus wurden auch zwei Verbrecher zur Hinrichtung geführt. Sie kamen zur Schädelhöhe; dort kreuzigten sie ihn und die Verbrecher, den einen rechts von ihm, den andern links. Jesus aber betete: Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun. Dann warfen sie das Los und verteilten seine Kleider unter sich. Die Leute standen dabei und schauten zu; auch die führenden Männer des Volkes verlachten ihn und sagten: Anderen hat er geholfen, nun soll er sich selbst helfen, wenn er der erwählte Messias Gottes ist. Auch die Soldaten verspotteten ihn; sie traten vor ihn hin, reichten ihm Essig und sagten: Wenn du der König der Juden bist, dann hilf dir selbst! Über ihm war eine Tafel angebracht; auf ihr stand: Das ist der König der Juden. Einer der Verbrecher, die neben ihm hingen, verhöhnte ihn: Bist du denn nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns! Der andere aber wies ihn zurecht und sagte: Nicht einmal du fürchtest Gott? Dich hat doch das gleiche Urteil getroffen. Uns geschieht recht, wir erhalten den Lohn für unsere Taten; dieser aber hat nichts Unrechtes getan. Dann sagte er: Jesus, denk an mich, wenn du in dein Reich kommst. Jesus antwortete ihm: Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.
Es war etwa um die sechste Stunde, als eine Finsternis über das ganze Land hereinbrach. Sie dauerte bis zur neunten Stunde. Die Sonne verdunkelte sich. Der Vorhang im Tempel riss mitten entzwei, und Jesus rief laut: Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist. Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus. Als der Hauptmann sah, was geschehen war, pries er Gott und sagte: Das war wirklich ein gerechter Mensch. Und alle, die zu diesem Schauspiel herbeigeströmt waren und sahen, was sich ereignet hatte, schlugen sich an die Brust und gingen betroffen weg. Alle seine Bekannten aber standen in einiger Entfernung, auch die Frauen, die ihm seit der Zeit in Galiläa nachgefolgt waren und die alles mit ansahen.
Einführendes Gebet: Himmlischer Vater, ich erhebe meine Augen voll Vertrauen zu dir, wenn wir nun in die heiligste Woche des Jahres eintreten, um deinen geliebten Sohn auf seinem Weg nach Golgota zu begleiten, wo er uns erlöst hat. Gib uns die übernatürliche Sichtweise des Glaubens, damit wir in unseren Schwierigkeiten und Prüfungen Wege erkennen, die uns helfen, unser Leben nach dem Leben deines Sohnes auszurichten. Ich bin bereit, Herr, von dir zu lernen und dich nachzuahmen.
Bitte: Herr Jesus, gewähre mir die Gnade, dich in deinem Leiden mit größerer Liebe zu begleiten.
1. Die Suche nach dem Glück. Der Mensch schätzt die Freiheit über alles. Es gibt aber etwas, was ihm noch mehr bedeutet und ohne das Existenz und sogar Freiheit ohne Wert und sogar schmerzvoll sein können: Glücklich sein. Einer der größten Widersprüche im Leben des Menschen ist es, dass er zwar nach Freiheit verlangt, gleichzeitig aber auch ein Sklave sein will; nicht ein Sklave in dem Sinn, dass ihm die Freiheit verweigert wird, sondern in dem Sinn, dass er nach etwas verlangt, das er anbeten kann, das sein Herz berührt, das seine Kraft fordert und das seine Gefühle bestimmt. Er will zwar frei sein, zwischen den verschiedenen Formen von Glück wählen zu können, er will aber nicht frei sein vom Glück an sich. Er will ein Sklave des Glücks sein.
2. Persönliche Erfüllung. Es gibt zwei Wege, wie man auf diesen Hunger der Seele und diesen Durst des Herzens antworten kann: den Weg der Welt und den Weg Christi. Bevor wir uns den Freuden der Welt hingeben, scheinen sie begehrenswert zu sein und es scheint, dass sie uns all das geben, was wir brauchen, um glücklich zu sein. Wenn wir sie aber besitzen, enttäuschen sie uns, und manchmal ekeln sie uns sogar an. Das Gegenteil trifft auf die Freuden, die Christus uns anbietet, zu. Bevor wir sie besitzen, sind sie schwierig, unattraktiv, manchmal sogar abstoßend. Wenn wir sie aber besitzen, stellen sie uns zufrieden und werden zu dem, wonach sich unser Herz schon immer gesehnt hat.
3. Komm, folge mir. Das, was die Welt uns als Erfolg verkaufen will, ist in Wirklichkeit Misserfolg und Unglück. Und das, was die Welt uns als Misserfolg und Niederlage vorführt, ist in Wirklichkeit Erfolg und Sieg. Diese Wirklichkeit spielt sich in dieser Woche des Leidens unseres Herrn vor unseren Augen ab. Jesus ist das Glück, nach dem wir verlangen und er ist die Antwort auf all unsere Wünsche. Sein Weg ist der Weg des Kreuzes, und darum müssen wir, die wir ihm nachfolgen wollen, auf dem gleichen Weg gehen. Jesus versichert uns, dass die Armen nicht immer arm sein werden; dass der Gekreuzigte nicht für immer am Kreuz hängen wird; dass der Arme reich sein wird; dass der Niedrige erhöht werden wird; dass jene, die unter Tränen säen, voll Freude ernten werden; dass jene, die trauern, getröstet werden; und dass jene, die mit Christus leiden, mit ihm herrschen werden. Mit den Worten des Dichters Francis Thomson sagt Christus zu uns: „Alles, was ich von dir wegnahm, tat ich nicht, um dir zu schaden, sondern damit du es in meinen Armen suchst: Steh auf, nimm meine Hand und komm!”
Gespräch mit Christus: Jesus, komm und sei du der König meines Herzens. In dieser Woche deines Leidens soll meine Liebe zu dir wachsen, damit ich das, was du für mich getan hast, immer mehr schätzen lerne. Gib mir deine Gnade, damit ich dir treu nachfolgen kann und stärke mich, damit ich mein Kreuz in Liebe und Großmut auf mich nehmen kann.
Vorsatz: Ich will den Herrn in der heiligsten Eucharistie besuchen und dort meinen Wunsch erneuern, ihm ganz zu gehören.