Tägliche Meditationen
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Montag,
9. Oktober 2017

Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter

Montag der siebenundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Johannes Leonardi
Hl. Dionysius von Paris
Hl. Gunther von Thüringen, Einsiedler
Hl. Jose Sanz Tejedor FSC, Märtyrer

Dr. med. Christoph Kunkel

Lk 10,25-37
Da stand ein Gesetzeslehrer auf, und um Jesus auf die Probe zu stellen, fragte er ihn: Meister, was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen? Jesus sagte zu ihm: Was steht im Gesetz? Was liest du dort? Er antwortete: Du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deiner Kraft und all deinen Gedanken, und: Deinen Nächsten sollst du lieben wie dich selbst. Jesus sagte zu ihm: Du hast richtig geantwortet. Handle danach, und du wirst leben. Der Gesetzeslehrer wollte seine Frage rechtfertigen und sagte zu Jesus: Und wer ist mein Nächster? Darauf antwortete ihm Jesus: Ein Mann ging von Jerusalem nach Jericho hinab und wurde von Räubern überfallen. Sie plünderten ihn aus und schlugen ihn nieder; dann gingen sie weg und ließen ihn halb tot liegen. Zufällig kam ein Priester denselben Weg herab; er sah ihn und ging weiter. Auch ein Levit kam zu der Stelle; er sah ihn und ging weiter. Dann kam ein Mann aus Samarien, der auf der Reise war. Als er ihn sah, hatte er Mitleid, ging zu ihm hin, goss Öl und Wein auf seine Wunden und verband sie. Dann hob er ihn auf sein Reittier, brachte ihn zu einer Herberge und sorgte für ihn. Am andern Morgen holte er zwei Denare hervor, gab sie dem Wirt und sagte: Sorge für ihn, und wenn du mehr für ihn brauchst, werde ich es dir bezahlen, wenn ich wiederkomme. Was meinst du: Wer von diesen dreien hat sich als der Nächste dessen erwiesen, der von den Räubern überfallen wurde? Der Gesetzeslehrer antwortete: Der, der barmherzig an ihm gehandelt hat. Da sagte Jesus zu ihm: Dann geh und handle genauso!

Einführendes Gebet: Durch meinen Nächsten lass dein liebes Antlitz leuchten, möge ich es erkennen.

Bitte: Herr, lass uns immer wieder von Mitleid angetrieben werden, um Hilfe zu leisten.

1. Auswirkung in vielen Lebensbereichen. Das Gleichnis vom barmherzigen Samariter ist eigentlich das Manifest europäischer Krankenversorgung. Seit dem Mittelalter wurden Hospize unter der Obhut der Klöster oder frommer weltlicher Herrscher gegründet. Bis in die entfalteten Sozialsysteme, bis in politische Debatten unserer Tage hinein hat sich die Frage eingeschrieben: "Wer ist mein Nächster?". Die Antwort ist ein vielfältiges staatliches, kirchliches und privates System der Hilfe und Rechtsverordnungen. In unserem säkularen Staat müssen wir uns die Frage gefallen lassen, ob wir, wie der Samariter, angemessen gehandelt haben.

2. Nächstenliebe ohne Grenzen. Für den Priester und den Leviten wäre tätliche Hilfe Verunreinigung gewesen, beide scheitern an ihren Vorschriften. Erst der "under-dog", der zufällig vorbeikommende Samariter, macht uns vor, wie Mitleid sich nicht verstecken kann. Sein Handeln rührt tief an unser Herz. Bis auf die Schlachtfelder wird es wie damals auch heute noch getan: Ein Arzt und seine Helfer helfen allen Verletzten (was in einigen Ländern mit Strafe belegt ist, wenn man einen verletzten, feindlichen Soldaten akut versorgt.) Er betreibt Akutversorgung (Öl und Wein) und den zügigen Abtransport (hob ihn auf sein Reittier). Denken wir in der Nachahmung seines Tuns an die arztbegleiteten Transporte, die Helikopter, Seenotrettungsboote, Lawinen- und Untertage-Rettungsteams. Die Weiterversorgung ohne auf den sozialen Stand oder gar die Zahlungsfähigkeit des Verletzten zu schauen, ist europäisches Standarddenken. Und es wird für die Rehabilitation gesorgt (holte er zwei Denare hervor: "Sorge für ihn, und wenn du mehr brauchst…. ."), die Hilfe wird delegiert, die Zahlung wird versprochen.

3. Geh’ und handle genauso! Das alles ist in unseren Sozialgesetzen festgeschrieben, und es kommt von diesem großartigen, zeitüberspannenden Gleichnis unseres Herrn Jesus. (Und wie viel Liebe bringt Jesus wieder einmal einem um Belehrung bittenden Schriftgelehrten entgegen.) Wieder wird in großer Deutlichkeit klar, warum Gott in seinem Sohn auf die Erde gekommen ist: um zu zeigen, wie die göttliche Liebe in der Menschenliebe ihren Ausdruck findet. "Dann geh’ und handle genauso."

Gespräch mit Christus: Jesus, tief rührst du mit diesem Gleichnis an mein Herz, und dies Tun gibt meinem Leben immerwährenden Auftrieb.

Möglicher Vorsatz: Dein Antlitz möchte ich heute in meinem Nächsten suchen.

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