Tägliche Meditationen
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Montag,
2. Juli 2007

Ganz oder gar nicht

Montag der dreizehnten Woche im Jahreskreis

P. Matthew Kaderabek LC

Mt 8,18-22
Als Jesus die vielen Menschen sah, die um ihn waren, befahl er, ans andere Ufer zu fahren. Da kam ein Schriftgelehrter zu ihm und sagte: Meister, ich will dir folgen, wohin du auch gehst. Jesus antwortete ihm: Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann. Ein anderer aber, einer seiner Jünger, sagte zu ihm: Herr, lass mich zuerst heimgehen und meinen Vater begraben! Jesus erwiderte: Folge mir nach; lass die Toten ihre Toten begraben!

Einführendes Gebet:   Herr, ich glaube, dass du immer bei mir bist. Erleuchte mich in dieser Meditation, so dass ich klar sehen kann, was du versuchst mir zu sagen. Als Zeichen meiner Liebe will ich immer im Gebet die Wahrheit suchen und nach dieser Wahrheit leben. Das Leben hat mich gelehrt, dass du allein Worte des ewigen Lebens hast.

Bitte:  Herr, mach mich fest in meinem Entschluss, dir zu folgen.

1. Nicht auf Rosen gebettet. Manchmal passiert es, dass wir dazu inspiriert sind, viel zu tun, und uns dann doch nur zu einem Teil davon bereit erklären ‐ wie jene guten Leute im Evangelium, die auf die Worte unseres Herrn, ihm zu folgen, ihre Vorbehalte äußerten. Gestern haben wir begonnen, über diese Begegnungen nachzudenken, in denen Menschen, die Jünger Christi werden wollten, gezwungen waren, zwischen zwei guten Dingen zu entscheiden, eine Entscheidung, die recht schwierig wurde. In der heutigen Passage lesen wir von einem Schriftgelehrten ‐ vielleicht einer der wenigen seiner Profession, die sich durch Jesu Predigt bekehrt hatten ‐ der Jesus sagt, dass er bereit sei, ihm zu folgen, wo immer er auch hingehe. Man könnte vermuten, dass Jesus so begeistert war, tatsächlich einen von den stolzen Schriftgelehrten bekehrt zu haben, dass er etwas milder mit ihm umgegangen wäre. Aber Jesus antwortet: „Die Füchse haben ihre Höhlen und die Vögel ihre Nester; der Menschensohn aber hat keinen Ort, wo er sein Haupt hinlegen kann.” Jesus wollte keine Jünger, die sich von einem Moment der Gefühle, die schnell ausbrechen und genauso schnell wieder vergehen, treiben ließen. Er wollte Menschen, die wussten, was sie taten. Er sprach davon, sein Kreuz auf sich zu nehmen (Mt 10,38). Er sprach davon, ihn über die engsten Beziehungen im Leben zu stellen (Lk 14,26); darüber, alles den Armen zu geben (Mt 19,21). Er sagte den Menschen stets: „Ja, ich weiß, dass euer Herz für mich schlägt, aber ‐ liebt ihr mich genug dafür?” Das Evangelium ist eine radikale Botschaft, und Christi Jünger, damals wie heute, müssen sich über ihre Prioritäten klar sein. Wenn irgendetwas einer Nachfolge und dem Dienst an Gott aus ganzem Herzen entgegensteht, dann ist etwas falsch ‐ und unsere Prioritäten müssen überdacht werden.

2. Wenn du nicht Vater und Mutter verlässt. Nachdem der Schriftgelehrte niedergeschlagen und unfähig, die herausfordernden Bedingungen, die Jesus stellt, anzunehmen, weggegangen ist, begegnen wir einem anderen Mann, der erst seinen Vater beerdigen wollte, bevor er Jesus folgte. Viele Gelehrte haben versucht, diesen offensichtlichen Widerspruch in der Lehre Jesu zu erklären. Der vielleicht beste Versuch stammt von A.J. Wendt, der den Ausspruch „Lass mich zuerst meinen Vater begraben” nicht als etwas deutete, dass sofort getan werden musste, sondern eher als „Ich werde dir irgendwann einmal folgen, wenn mein Vater tot ist und ich frei bin zu gehen.” In der Tat verschob er seine Nachfolge Jesu für viele Jahre. Jesus kannte das menschliche Herz; und Jesus wusste gut, dass, wenn dieser Mann ihm nicht auf der Stelle folgen würde, er es nie tun würde. Wieder und wieder geraten wir in Augenblicke, in denen wir von den höheren Dingen bewegt sind; und wieder und wieder lassen wir sie vorübergehen, ohne nach ihnen zu handeln.

3. Es geht um Alles oder Nichts. Unser Herr legt sehr klar dar, was es bedeutet, ihm zu folgen. Die Wahrheit ist, dass das Christsein keine einfache oder bequeme Angelegenheit ist: Es verlangt, sich selbst zu verleugnen und Gott über alles andere zu stellen. Unsere Loyalität und Treue zu der Mission, die Gott uns gegeben hat, sollte uns befähigen, mit allen Hindernissen, die sich uns stellen, fertig zu werden. Nie gibt es einen Grund zurückzuschauen. Der Herr ist an unserer Seite. Diese Geschichten, die wir betrachtet haben, zeigen uns, dass Christus folgen bedeutet, ihm bedingungslos zu folgen. Antworten wir auf Christi Einladungen mit „Ich folge dir unter der Bedingung, dass...”? Wenn ja, dann finden wir uns in derselben Situation wie irgendeiner dieser gutmeinenden aber sich irrenden Jünger. Jesus wird keinen zweiten Platz in unserem Leben akzeptieren. Es heißt alles für Jesus oder gar nichts.

Gespräch mit Christus:  Du weißt, Herr, wie es mir Angst macht, dir einen Blankoscheck über mein Leben anzubieten und dich einzuladen, mit mir zu tun, was du willst: völlig ohne Bedingungen und zu erfüllenden Voraussetzungen. Aber ich weiß, dass es das ist, was du von mir verlangst. Ich fürchte das Ungewisse. Ich fürchte den Verlust der Dinge um mich herum, denen ich zugetan bin, und den Abschied von Bequemlichkeiten. Offen gesagt, Herr, was ich am meisten fürchte, ist der Verlust der Kontrolle über mein Leben. Deshalb ist es so hart, dir zu folgen und nicht versucht zu sein zurückzuschauen. Deshalb ergebe ich mich so oft nur halbherzig deinem Willen. Und doch, hier bin ich wieder, mein Gott, und tue mein Bestes, dir alles zu geben ‐ und nichts zurückzuhalten. Ich gebe dir die Herrschaft über mein Leben. Gib mir den Glauben und das Vertrauen, das ich brauche, um nie die Zukunft zu fürchten. Wenn ich dich nur habe, ist es mir genug.

Vorsatz:   Ich werde mein Gewissen erforschen und feststellen, ob mich die Sorgen und Annehmlichkeiten der Welt von meinen Versprechen, die ich dem Herrn gegeben habe, abgelenkt haben. Wenn ja, werde ich die nötigen Schritte tun, auf den richtigen Weg zurückzukehren.

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