Tägliche Meditationen
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Mittwoch,
14. Dezember 2016

Die Zweifel des Johannes

Gedenktag
Hl. Johannes vom Kreuz OCD, Kirchenlehrer
Hl. Franziska Schervier SPSF
Hl. Berthold OFM

P. Bertalan Egervári LC

Lk 7,18b-23
In jener Zeit rief Johannes der Täufer zwei von seinen Jüngern zu sich, schickte sie zum Herrn und ließ ihn fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Als die beiden Männer zu Jesus kamen, sagten sie: Johannes der Täufer hat uns zu dir geschickt und lässt dich fragen: Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten? Damals heilte Jesus viele Menschen von ihren Krankheiten und Leiden, befreite sie von bösen Geistern und schenkte vielen Blinden das Augenlicht. Er antwortete den beiden: Geht und berichtet Johannes, was ihr gesehen und gehört habt: Blinde sehen wieder, Lahme gehen, und Aussätzige werden rein; Taube hören, Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet. Selig ist, wer an mir keinen Anstoß nimmt.

Einführendes Gebet: Jesus, du hast die Kranken geheilt, den Leidenden Linderung geschenkt, das Böse vertrieben und Liebe gegeben. Wirke auch heute und schenke Vergebung, Heilung und Heiligung.

Bitte: Stärke unseren Glauben!

1. Seltsame Zweifel. Wie ist das möglich? Johannes der Täufer schickt zwei seiner Jünger zu Jesus mit der Frage, ob er der Messias ist oder nicht. Hat er nicht einige Zeit zuvor Jesus im Jordan getauft? Hat er nicht gesehen, wie sich der Himmel öffnete und der Heilige Geist wie eine Taube auf Jesus herabstieg? Hat er nicht die Stimme vom Himmel gehört, die sprach: Das ist mein geliebter Sohn? Hat er nicht selbst gesagt, Jesus sei das Lamm Gottes, und sogar bezeugt, dass er der Sohn Gottes ist? Und trotz allem diese Frage. Es gibt zumindest zwei denkbare Erklärungen dafür. Die eine ist, dass solche Glaubenszweifel selbst nach deutlichen Erfahrungen tatsächlich möglich sind. Auch eine heilige Theresia von Lisieux war am Ende ihres Lebens, als sie längst auf mystischen Höhen des inneren Lebens angekommen war, noch starken Zweifeln ausgesetzt.

2. Glaubenszweifel. Der Grund für solche Zweifel liegt in der Natur des Glaubens: Er ist ein Wissen, das wir aufgrund der Autorität Gottes annehmen, das andererseits aber auch in tiefer Übereinstimmung mit der Vernunft, unserer menschlichen Intelligenz steht. Daher gilt: Je mehr Vertrauen wir auf Gott haben und je gründlicher unser Glaube durchdacht ist, desto geringer ist die Angriffsfläche, die wir Zweifeln bieten. Wie sollen wir uns aber im Falle eines Zweifels verhalten? Wir dürfen Jesus durchaus Fragen stellen – wie Johannes das tut. Und bei ihm sind diese Fragen am besten aufgehoben. Er ist die richtige Instanz, um sie zu beantworten. Aber er beantwortet sie nicht so, dass uns nur eine einzige Option übrigbleibt: uns für ihn zu entscheiden. Das liegt daran, dass zum Glauben – wie übrigens auch zur Liebe – die Freiheit gehört. Jesus möchte, dass wir uns in Freiheit für ihn entscheiden. Er setzt uns nie die Pistole auf die Brust, auch nicht mit Argumenten. Er möchte uns vielmehr allein mit der Überzeugungskraft der Liebe an sich ziehen. So gibt uns der Glaube, den Gott schenkt und den wir frei annehmen, eine Art innere "Gewissheit". Und die genügt.

3. Ein raffinierter Zweifel? Eine zweite Erklärung für die Frage des Johannes könnte folgende sein: Er hatte schon seit einiger Zeit auf Jesus als den Messias hingewiesen und seinen Jüngern gesagt, sie sollten Jesus folgen und nicht ihm selbst. Nun erfährt Johannes von all den Zeichen und Wundern, die Jesus tut und sieht das als Gelegenheit, endlich auch die Männer zu überzeugen, die immer noch bei ihm sind. Unter dem Vorwand seines Zweifels schickt er die beiden Männer zu Jesus, damit sie persönlich erfahren, wer Jesus ist und was er tut. Die scheinbare Ungewissheit des Johannes soll den beiden Männern Gewissheit darüber geben, dass Jesus der Messias ist. "Seid klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben." Man darf also auch einmal unwissend tun, wenn das anderen zu ihrem Glück verhilft.

Gespräch mit Christus: Herr Jesus, stärke unseren Glauben. Vermehre unseren Glauben und hilf uns, ihn auch im Alltag zu leben und dieses kostbare Gut, das du uns gibst, nicht einfach wegzuwerfen. Lehre uns auch, mit Zweifeln umzugehen, sie gegebenenfalls als Versuchungen zu erkennen und sie zu überwinden.

Möglicher Vorsatz: Heute werde ich Gott um Glauben für meine Mitmenschen bitten.

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