Tägliche Meditationen
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Sonntag,
1. Mai 2022

Lieben statt perfekt sein

Dritter Sonntag der Osterzeit - Jubilate
Hl. Josef der Arbeiter

Raphaela Kloiber

Joh 21,1-19
In jener Zeit offenbarte sich Jesus den Jüngern noch einmal, am See von Tibérias, und er offenbarte sich in folgender Weise. Simon Petrus, Thomas, genannt Dídymus Natánaël aus Kana in Galiläa, die Söhne des Zebedäus und zwei andere von seinen Jüngern waren zusammen. Simon Petrus sagte zu ihnen: Ich gehe fischen. Sie sagten zu ihm: Wir kommen auch mit. Sie gingen hinaus und stiegen in das Boot. Aber in dieser Nacht fingen sie nichts. Als es schon Morgen wurde, stand Jesus am Ufer. Doch die Jünger wussten nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihnen: Meine Kinder, habt ihr keinen Fisch zu essen? Sie antworteten ihm: Nein. Er aber sagte zu ihnen: Werft das Netz auf der rechten Seite des Bootes aus und ihr werdet etwas finden. Sie warfen das Netz aus und konnten es nicht wieder einholen, so voller Fische war es. Da sagte der Jünger, den Jesus liebte, zu Petrus: Es ist der Herr! Als Simon Petrus hörte, dass es der Herr sei, gürtete er sich das Obergewand um, weil er nackt war, und sprang in den See. Dann kamen die anderen Jünger mit dem Boot sie waren nämlich nicht weit vom Land entfernt, nur etwa zweihundert Ellen – und zogen das Netz mit den Fischen hinter sich her. Als sie an Land gingen, sahen sie am Boden ein Kohlenfeuer und darauf Fisch und Brot liegen. Jesus sagte zu ihnen: Bringt von den Fischen, die ihr gerade gefangen habt! Da stieg Simon Petrus ans Ufer und zog das Netz an Land. Es war mit hundertdreiundfünfzig großen Fischen gefüllt, und obwohl es so viele waren, zerriss das Netz nicht. Jesus sagte zu ihnen: Kommt her und esst! Keiner von den Jüngern wagte ihn zu befragen: Wer bist du? Denn sie wussten, dass es der Herr war. Jesus trat heran, nahm das Brot und gab es ihnen, ebenso den Fisch. Dies war schon das dritte Mal, dass Jesus sich den Jüngern offenbarte, seit er von den Toten auferstanden war. Als sie gegessen hatten, sagte Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr als diese? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Lämmer! Zum zweiten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Er antwortete ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Zum dritten Mal fragte er ihn: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich? Da wurde Petrus traurig, weil Jesus ihn zum dritten Mal gefragt hatte: Liebst du mich? Er gab ihm zur Antwort: Herr, du weißt alles; du weißt, dass ich dich liebe. Jesus sagte zu ihm: Weide meine Schafe! Amen, amen, ich sage dir: Als du jünger warst, hast du dich selbst gegürtet und gingst, wohin du wolltest. Wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und dich führen, wohin du nicht willst. Das sagte Jesus, um anzudeuten, durch welchen Tod er Gott verherrlichen werde. Nach diesen Worten sagte er zu ihm: Folge mir nach!

Einführendes Gebet: Jesus, ich komme jetzt zu dir. Ich will dich erkennen, wie du wirklich bist. Du bist mein Herr und mein Gott. Danke, dass ich jetzt bei dir sein darf. Danke, dass du dich nach dieser Begegnung mit mir sehnst.

Bitte: Jesus, suche mich auf, lass mich dich erkennen und dich einfach lieben.

1. Er wird nicht müde. Die Apostel waren drei Jahre mit Jesus unterwegs und nach der Passion widmen sie sich wieder ihrer alten Beschäftigung. Sie gehen fischen. Und Jesus offenbart sich ihnen in dieser alltäglichen Beschäftigung. Er begegnet ihnen, dort, wo sie sind. Der auferstandene Jesus vollbringt einmal mehr das gleiche Wunder, dass er getan hat, als er seine Jünger das erste Mal zu sich gerufen hat. Er gibt nicht auf und wird nicht müde, seine Freunde aufzusuchen, die ihn sogar in seiner schwersten Stunde, der Passion, verlassen haben. Was für ein Herz Gottes, das sich nach der Nähe seiner unperfekten und schwachen Jünger sehnt und sie erneut ruft, ihm nachzufolgen.

2. "Es ist der Herr." Es ist erstaunlich, dass die Apostel den vertrauten Jesus erst sehr spät erkennen. Warum konnte Petrus ihn zuerst nicht erkennen? Nur Johannes, der Jesus bis unter das Kreuz gefolgt ist, erkennt ihn, seinen Herrn. Womöglich hat die Schuld und Trauer der anderen Apostel ihren Blick vernebelt. Die Scham des Petrus, seinem Herrn zu begegnen, nachdem er diesen dreimal verleugnet hatte, war so groß, dass er in den See sprang. Und Jesus? Er ist barmherzig. Geht es uns nicht manchmal genauso, wenn der ständige Blick auf unsere Fehler und Schuld die Begegnung mit Jesus verhindert? Was vernebelt meinen Blick? Kann ich seine Barmherzigkeit in meiner Schwäche annehmen?

3. Einfach lieben. Bei dieser Begegnung bekommt Petrus von Jesus seinen Sendungsauftrag. Der Apostel, der seinen Herrn kurz vorher dreimal verleugnet hatte, wird zum Oberhaupt der Kirche ernannt. Was für eine Verantwortung! Die Bedingung dafür: Jesus über alles zu lieben. Unserem Gott geht es um die Liebe! Und Petrus erneuert seine Liebe zu seinem Herrn, seine schwache Liebe, die nichts im Vergleich zur übergroßen Liebe Gottes ist. Jesus übergibt diese Aufgabe einem Apostel, der liebt und der weiß, dass er diese Mission nur mit Gottes Kraft erfüllen kann. Wie steht es um mein Herz? Warte ich darauf, erst perfekt zu sein, um Jesus nachfolgen zu können, oder vertraue ich auf die Kraft Gottes, die in mir durch die Gnade wirkt?

Gespräch mit Christus: Jesus, danke, dass du nicht müde wirst, mich aufzusuchen, genau dort, wo ich bin. Ich will dich über alles lieben. In meiner Schwachheit vertraue ich auf deine Stärke!

Vorsatz: Ich möchte heute meine Mitmenschen mit ihrer Schwäche und ihren Fehlern annehmen und lieben.

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