Tägliche Meditationen
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Donnerstag,
19. Oktober 2017

Der Schlüssel zur Erkenntnis

Donnerstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hll. Isaak Jogues und Jean de Brébeuf, Priester, Märtyrer
Hl. Paul vom Kreuz CP

Dorit Wilke-Lopez

Lk 11,47-54
In jener Zeit sprach Jesus: Weh euch! Ihr errichtet Denkmäler für die Propheten, die von euren Vätern umgebracht wurden. Damit bestätigt und billigt ihr, was eure Väter getan haben. Sie haben die Propheten umgebracht, ihr errichtet ihnen Bauten. Deshalb hat auch die Weisheit Gottes gesagt: Ich werde Propheten und Apostel zu ihnen senden, und sie werden einige von ihnen töten und andere verfolgen, damit das Blut aller Propheten, das seit der Erschaffung der Welt vergossen worden ist, an dieser Generation gerächt wird, vom Blut Abels bis zum Blut des Zacharias, der im Vorhof zwischen Altar und Tempel umgebracht wurde. Ja, das sage ich euch: An dieser Generation wird es gerächt werden. Weh euch Gesetzeslehrern! Ihr habt den Schlüssel der Tür zur Erkenntnis weggenommen. Ihr selbst seid nicht hineingegangen, und die, die hineingehen wollten, habt ihr daran gehindert. Als Jesus das Haus verlassen hatte, begannen die Schriftgelehrten und die Pharisäer, ihn mit vielerlei Fragen hartnäckig zu bedrängen; sie versuchten, ihm eine Falle zu stellen, damit er sich in seinen eigenen Worten verfange.

Einführendes Gebet: Gott, du hast mich geschaffen und erlöst und mich als dein Kind angenommen. Ich möchte vor dir jetzt ganz still werden und meine Seele öffnen für dich. Ich möchte mich von dir tragen lassen in eine tiefe Begegnung mit dir. Vater, komm mir entgegen, Jesus, nimm mich in deine Arme, und Heiliger Geist, erkläre mir das Wort, das du mir heute sagen willst.

Bitte: Bevor ich jetzt weiterlese, kann ich meine Augen kurzschließen und mit Gott darüber sprechen, was ich heute besonders von ihm brauche.

1. Nur eines ist notwendig. Jesus redet hier am Ende seines irdischen Lebens mit den Pharisäern und Gesetzeslehrern Tacheles. Er verurteilt scharf, dass sie den Sinn der Gebote Gottes, nämlich Gott über alles und seinen Nächsten wie sich selbst zu lieben, in unzählige kleine spitzfindige Auslegungen verkehrt hätten. Die damaligen Vorschriften verstellten den Blick auf Gott. Gibt es Vorschriften, die mir den Blick auf Gott eher verstellen als freigeben? Ich kann Jesus bitten, mir den Sinn dieser Vorschriften zu erschließen.

2. Weh euch Gesetzeslehrern! Für uns heutige Christen geht es vielleicht um die Gefahr, in einen Legalismus abzurutschen, aus Jesu Botschaft eine Ideologie zu machen. Dann wird mein Herz eng und es geht nicht mehr um Gnade, sondern um Leistung. Vielleicht ist in unserer Leistungsgesellschaft diese Gefahr auch in meinem geistlichen Leben nicht zu unterschätzen. Gibt oder gab es in meinem Leben Tendenzen, mir das Wohlwollen Gottes durch christliche "Dienstleistungen" verdienen zu wollen? Ich kann mit Jesus darüber sprechen, wie er das sieht.

3. Ihr habt den Schlüssel zur Tür der Erkenntnis weggenommen. Welcher ist denn der Schlüssel, der die Tür zur Erkenntnis öffnet? Beim Wort Erkenntnis höre ich in der Bibel immer das "Erkennen" mit, mit dem die körperlich-geistliche Liebe zwischen Mann und Frau beschrieben wird. Erkennen in diesem Sinn heißt, eine Person, die mein Wesen ergänzt, so zu lieben, dass ich mit ihr eins werde. Das heißt, mit ihr Zeit zu verbringen, mit ihr zu reden, sie anzuschauen, bei ihr zu sitzen, auf intime Weise mit ihr zu verkehren. Gott will sich von uns genauso berühren lassen! Der Schlüssel dazu ist das Gebet. Ein Gebet, in dem wir Gott berühren. Diese Art von Gebet braucht Zeit, eine stille Kammer, Vertrauen, Geduld, die Bitte um Gottes Nähe und die Umarmung des Heiligen Geistes. Dann können auch Worte helfen. Dann können die Sakramente in Fülle wirken. Das ist zunächst schwierig, wird dann aber immer einfacher.

Gespräch mit Christus: Jesus, du bist der Logos, der Sinn aller Gebote und Gesetze. Ich suche dich und deine Nähe. Du bist die Tür zum ewigen Leben. Sei du meine Mitte, sei du meine Sehnsucht, sei du meine Ruhe, sei du mein Ziel.

Möglicher Vorsatz: Ich möchte heute in meinem geschäftigen Alltag in meiner Seele einen inneren Raum der Stille bewahren, wo ich immer wieder kurz bei Jesus bin.

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