Tägliche Meditationen
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Sonntag,
28. Februar 2016

Jesus, mein Freund

Dritter Sonntag in der Fastenzeit
Oculi

Br. Robert Wills LC

Lk 13,1-9
Zu jener Zeit kamen einige Leute zu Jesus und berichteten ihm von den Galiläern, die Pilatus beim Opfern umbringen ließ, so dass sich ihr Blut mit dem ihrer Opfertiere vermischte. Da sagte er zu ihnen: Meint ihr, dass nur diese Galiläer Sünder waren, weil das mit ihnen geschehen ist, alle anderen Galiläer aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Oder jene achtzehn Menschen, die beim Einsturz des Turms von Schiloach erschlagen wurden - meint ihr, dass nur sie Schuld auf sich geladen hatten, alle anderen Einwohner von Jerusalem aber nicht? Nein, im Gegenteil: Ihr alle werdet genauso umkommen, wenn ihr euch nicht bekehrt. Und er erzählte ihnen dieses Gleichnis: Ein Mann hatte in seinem Weinberg einen Feigenbaum; und als er kam und nachsah, ob er Früchte trug, fand er keine. Da sagte er zu seinem Weingärtner: Jetzt komme ich schon drei Jahre und sehe nach, ob dieser Feigenbaum Früchte trägt, und finde nichts. Hau ihn um! Was soll er weiter dem Boden seine Kraft nehmen? Der Weingärtner erwiderte: Herr, lass ihn dieses Jahr noch stehen; ich will den Boden um ihn herum aufgraben und düngen. Vielleicht trägt er doch noch Früchte; wenn nicht, dann lass ihn umhauen.

Einführendes Gebet: Jesus, ich glaube, dass du wirklich bei mir bist. Ich vertraue auf dich, auf deine Barmherzigkeit. Ich liebe dich um deiner selbst willen.

Bitte: Jesus, bitte öffne meiner Seele Aug und Ohr, damit ich hören und erkennen kann, was du mir heute sagen willst.

1. Wahre Freunde sagen die Wahrheit, auch wenn sie hart klingt. Wer in dieser Welt sündigt, scheint dafür oft keine Konsequenzen tragen zu müssen. Liegt das an Gottes Barmherzigkeit? Heute stellt Jesus klar, dass alle, die sündigen, auf dramatische Weise umkommen werden, vielleicht nicht durch die Hand der Menschen oder ein Unglück, aber wenn sie sich nicht bekehren, wird ihrer Seele Dramatisches zustoßen. Jesus sagt uns die Wahrheit. Bedenken wir doch: Die Sünde kann nie inneren Frieden schenken, sie kann uns niemals jene Fülle und jenen Sinn vermitteln, den uns die Gnade und ein rechter Wandel vor Gott schenken. Jesus möchte nicht, dass unsere Seele Schaden nimmt. Ein gutes Leben verlangt Geduld und Einsatz, genau wie die Arbeit im Garten, aber es lohnt sich wirklich. Dafür sind wir geschaffen.

2. Leben in Fülle (Johannes 10,10). Jesus ist gekommen, um uns einen neuen Zugang zum Himmel zu erschließen, Erlösung in Fülle. Er hat uns aber nicht nur einen Zugang eröffnet, wie vielleicht ein Prophet, sondern er hat den "Weg" mit sich gebracht. Er ist selber der Weg, die Wahrheit und das Leben. Und weil er das Leben ist, kann unser Leben nur dann Frucht bringen, wenn es mit Christus vereint ist. Das ist eine Wahrheit, auf die wir uns mehr verlassen können, als auf das Eintreten einer chemischen Reaktion oder auf ein rechnerisches Resultat wie 2+2=4. Manchmal vergessen wir das oder wir zweifeln daran, weil die Früchte der Erde bisweilen ausbleiben. Mit den Früchten des Geistes verhält es sich aber anders: Sie stellen sich mit Gewissheit ein. Der heilige Paulus nennt die Folgenden: Liebe, Freude, Friede, Langmut, Freundlichkeit, Güte, Treue, Sanftmut und Selbstbeherrschung (Gal 5,22-23).

3. Die Barmherzigkeit und die Geduld Gottes. Es tut gut, sich daran zu erinnern, dass Gott nach einem anderen Maßstab misst und mit einem anderen Zeitplan arbeitet als wir. Wenn man Gott verstehen will, muss man seine Augen immer offen halten für seinen Zeitplan, der Barmherzigkeit und Geduld einschließt: "Beim Herrn sind ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag. Der Herr zögert nicht mit der Erfüllung seiner Verheißung, wie einige meinen, die von Verzögerungen reden; er ist nur geduldig mit euch, er will nicht, dass jemand zugrunde geht, sondern dass alle sich bekehren" (2 Petr 3,8-9). Darüber hinaus heißt es in Psalm 103: Der Herr "handelt an uns nicht nach unsern Sünden (Ps 103,10). Die heilige Theresia von Lisieux hat uns auch ein wunderbares Gleichnis hinterlassen, das diesen Sachverhalt beschreibt: "Ein König, der auf die Jagd gegangen war, verfolgte einen weißen Hasen. Seine Hunde hatten ihn schon fast eingeholt. In diesem Augenblick kehrte der kleine Hase, der sich bereits verloren glaubte, plötzlich um und sprang in die Arme des Jägers. Dieser war über so viel Vertrauen betroffen und wollte sich von dem weißen Hasen nicht mehr trennen. Niemandem erlaubte er, ihn anzupacken, und behielt sich die Sorge für seine Nahrung vor. Genauso wird sich Gott uns gegenüber verhalten, wenn wir, verfolgt von der Gerechtigkeit - versinnbildlicht durch die Hunde -, Zuflucht in den Armen unseres Richters suchen."

Gespräch mit Christus: Jesus, wie gut bist du! Du bist mein bester Freund, der mich nie im Stich lässt. Danke für deine Treue. Du kennst mich durch und durch. Du kennst meine Schwächen und Stärken besser als ich. Erinnere mich daran, wie schön ein gemeinsames Leben mit dir ist.

Möglicher Vorsatz: Heute möchte ich mehr auf Jesu Barmherzigkeit vertrauen. Wenn ich heute einen Fehler begehe, werde ich mich ganz einfach an ihn wenden, wie dieser kleine Hase. Ich schenke ihm mein Vertrauen stellvertretend für andere, die Angst haben, das zu tun.

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