Tägliche Meditationen
X

Freitag,
18. Mai 2007

Der Baum des Lebens

Freitag der sechsten Woche in der Osterzeit

P. Roderick Ermatinger LC

Joh 16,20-23a
Jesus sagte zu seinen Jüngern: Amen, amen, ich sage euch: Ihr werdet weinen und klagen, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet bekümmert sein, aber euer Kummer wird sich in Freude verwandeln. Wenn die Frau gebären soll, ist sie bekümmert, weil ihre Stunde da ist; aber wenn sie das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an ihre Not über der Freude, dass ein Mensch zur Welt gekommen ist. So seid auch ihr jetzt bekümmert, aber ich werde euch wiedersehen; dann wird euer Herz sich freuen und niemand nimmt euch eure Freude. An jenem Tag werdet ihr mich nichts mehr fragen. Amen, amen, ich sage euch: Was ihr vom Vater erbitten werdet, das wird er euch in meinem Namen geben.

Einführendes Gebet:   Heiliger Geist, erleuchte meinen Verstand und mein Herz durch die Tugend des Glaubens. Ich möchte mein Leben im wahren Licht des Glaubens sehen, der aus der Freundschaft mit meinem Herrn und Retter Jesus Christus kommt. Heiliger Geist, schenke mir die Tugend der Hoffnung. Lass niemals zu, dass ich verzweifelt und entmutigt werde. Unser Herr hat die Sünde und den Tod besiegt und mir die Tore des Himmels geöffnet. Entflamme mein Herz mit inniger Liebe zu meinem Herrn und zu meinem Nächsten. Setze es in Brand und entflamme durch mich die Herzen vieler für die Wahrheit, die den Menschen dazu befähigt, den Willen des Vaters zu erfüllen.

Bitte:  Herr, mach mich zu einem treuen Schüler des Kreuzes.

1. Um das Leben zu gewinnen, müssen wir uns selbst sterben. Wie oft hat Jesus davon gesprochen, dass wir uns selbst sterben müssen? Er warnte die Apostel bei verschiedenen Anlässen, dass er einen grausamen Tod erleiden müsse. Christus ist in die Welt gekommen, um am Kreuz zu sterben. Wie die seligste Jungfrau Maria unseren Herrn geboren hat, so stand sie auch am Fuß des Kreuzes, als er starb. Wie seltsam ist es doch, dass jene, die dem Herrn am nächsten stehen, am meisten leiden. Unsere natürliche Neigung, nicht nur im weltlichen Bereich, sondern auch im spirituellen, geht dahin, eher den einfachen Weg zu nehmen. Wenn wir aber Christus nachfolgen wollen, müssen wir einer übernatürlichen Neigung folgen und die Kreuze, das Leiden und die Opfer, die wir erfahren, annehmen.

2. Herr, nimm uns alle Furcht vor dem Kreuz. Christus sagt, dass, wer ihm nachfolgt, leiden wird. Dann versichert er uns aber, dass uns das eine Freude erfahren lässt, die niemand, keine Macht der Welt, uns nehmen kann. Christus bittet uns, ihm zu vertrauen. Es ist nicht leicht, in dieser Welt ein treuer Nachfolger des Herrn zu sein. Er weiß das, und auch wir wissen das. In Gethsemani fürchtete sich der Herr vor dem Kreuz, im selben Augenblick aber erneuerte er seinen Entschluss, den Weg des Kreuzes zu gehen. Christus bittet uns, ihm zu vertrauen, wie er dem Vater vertraut hat. Wenn wir Christus vertrauen, dann verlieren wir die Furcht vor dem Kreuz.

3. Wie kann ich anderen helfen, das Leiden besser anzunehmen? Christus vergleicht die Schmerzen einer Frau, die gebärt, mit der unendlich größeren Freude, die sie erfährt, wenn sie ihr neugeborenes Kind erblickt. Ein guter Ehemann ist im Moment der Angst an der Seite seiner Frau. Wir sehen, wie die seligste Jungfrau Maria am Fuß des Kreuzes steht ‐ des Kreuzes ihres Sohnes ‐ um ihm in dieser Zeit der Not beizustehen. Auch wir sollten anderen beistehen, wenn sie in Not sind. Das verlangt von uns, dass wir uns in die anderen hineinfühlen und Zeit und Mühe für sie aufbringen.

Gespräch mit Christus:  Herr Jesus, hilf mir, das Leid so zu tragen, wie du es getragen hast, zur Ehre des Vaters und für die Rettung der Seelen. Ich vertraue auf deine Gnade. Hilf mir, in deiner Gnade zu wachsen und die Dinge in einem übernatürlichen Licht zu sehen.

Vorsatz:   Heute will ich jede Neigung in mir abwehren, den Mut zu verlieren oder in Verzweiflung zu versinken.

Archiv

Tägliche Meditationen