Dein Reich komme!
25. November 2013
An die Mitglieder des ersten und zweiten Grades
der Bewegung Regnum Christi
Liebe Schwestern und Brüder in Christus,
für die Bewegung Regnum Christi beginnen Tage besonderer Gnade, da nun die Generalversammlungen der beiden Zweige gottgeweihten Lebens ihre Arbeit aufnehmen und – einige Wochen danach – das Generalkapitel der Legionäre Christi folgen wird. Als Mitglieder des ersten und zweiten Grades nehmen Sie alle an diesen Ereignissen teil und zwar nicht nur durch ihre Vertreter, sondern auch durch Ihr Gebet und die Gemeinschaft, die uns im Herrn und im selben Geist untereinander verbindet.
Mit diesem Brief möchte ich Sie über verschiedene Schritte informieren, die Teil des Wegs der Erneuerung sind, den die Bewegung beschreitet, und die wir im Laufe der vergangenen Monate gesetzt haben.
Nach Abschluss verschiedener vorausgehender Beratungs- und Reflexionsetappen, die zu gegebener Zeit erklärt wurden, hat der Päpstliche Delegat im Oktober 2012 den Entwurf der Leitlinien des Charismas der Bewegung Regnum Christi approbiert und veröffentlicht. Diese sind eine vorläufige Formulierung dessen, was alle Zweige des Regnum Christi gemeinsam haben.
Wie Sie sicher in Erinnerung haben, wurden dann im April dieses Jahres die Mitglieder des ersten und zweiten Grades dazu eingeladen, auf direktere Art und Weise am Erneuerungsprozess der Bewegung teilzunehmen. Man bat sie darum, unter Mithilfe einiger Repräsentanten einen Text vorzubereiten, der auf wenigen Seiten sowohl ihre Identität widerspiegeln sollte, als auch ihre eigene Art und Weise, das Charisma des Regnum Christi zu verstehen und zu leben, ihr Verständnis hinsichtlich der verschiedenen Zugehörigkeitsgrade, die Übernahme der mit Ihrem Beitritt zur Bewegung verbundenen Versprechen sowie ihre Vorstellungen in Bezug auf die Zusammenarbeit, die es mit den übrigen Zweigen des Regnum Christi geben sollte.
Der nächste Schritt bestand aus einem Treffen in Rom, wo im Monat Juni die aus den verschiedenen Territorien stammenden Vertreter des ersten und zweiten Grades zusammenkamen, um gemeinsam den Reflexionsprozess weiter voranzubringen. Vor Abschluss dieser Zusammenkunft wurde eine Kommission aus vier Mitgliedern gebildet, die im Dialog mit dem Päpstlichen Delegaten und den Generalleitungen der Legionäre Christi und der beiden Zweige gottgeweihten Lebens des Regnum Christi die Mitglieder des ersten und zweiten Grades vertritt. Außerdem fand in Mexiko eine Zusammenkunft mit aus verschiedenen Ländern stammenden Mitgliedern statt, die der dritten Stufe des zweiten Grads angehören. Daraufhin wurde eines dieser Mitglieder der Vertreterkommission des ersten und zweiten Grades hinzugefügt.
Nach diesem kurzen Hergang der Dinge und angesichts der unmittelbar bevorstehenden Generalversammlungen und des Generalkapitels war diese Kommission der Ansicht, die Reflexion über die besondere Berufung der Mitglieder des ersten und zweiten Grades und ihre Rolle in der Familie des Regnum Christi beanspruche mehr Zeit und eine breiter gefächerte Teilnahme. Daher bat die Kommission den Päpstlichen Delegaten um eine Verlängerung der Phase der Reflexion über die Berufung zum ersten und zweiten Grad. Der Päpstliche Delegat hat diesen Antrag genehmigt. Deswegen werden die Mitglieder des ersten und zweiten Grades sich bis auf Weiteres nach den Statuten des Regnum Christi richten, die vom Heiligen Stuhl vor genau 9 Jahren, am 25. November 2004, approbiert worden sind.
Andererseits haben sich im Juli und September diesen Jahres die Generalleitungen der Legion sowie der beiden Zweige des gottgeweihten Lebens gemeinsam mit der Kommission des ersten und zweiten Grades getroffen, um die Beziehung zwischen den verschiedenen Zweigen der Bewegung zu klären und einen Entwurf zu erstellen, der als Grundlage für das Allgemeinen Statuten des Regnum Christi [1] dienen könnte. Nach eingehender Untersuchung wurde unter der Leitung des Päpstlichen Delegaten festgestellt, dass der Moment noch nicht gekommen sei, einen solchen Text zur Approbation vorzulegen, da noch verschiedene Fragen offen stehen, die ein größeres Maß an Reflexion und Erfahrung erfordern. Aufgrund dieser Lage haben die Teilnehmer dieser Zusammenkünfte vorgeschlagen, eine Vereinbarung zu schließen, und einen dementsprechenden Entwurf erarbeitet, der die Beziehung und die Art der Zusammenarbeit unter den verschiedenen Komponenten des Regnum Christi den gegenwärtigen Umständen entsprechend für die nächsten Jahre regelt. Es ist wichtig, darauf hinzuweisen, dass diese Vereinbarung nichts weiter als ein vorübergehendes Ergebnis ist, das sich innerhalb des Prozesses, den wir unter der Leitung und Autorität des Päpstlichen Delegaten durchlaufen, als Übergangslösung gilt.
Der Textentwurf für die Vereinbarung schlägt vor, sich für eine Leitung des Apostolats und der Verwaltung zu entscheiden, die in gemeinsamer Verantwortung geschieht, wobei gleichzeitig die Eigenständigkeit der Zweige des gottgeweihten Lebens und der Legionäre Christi in ihrer legitimen Autonomie gewährleistet werden soll. Das neue Element, das wir vorschlagen, besteht hauptsächlich in der Teilnahme aller Lebensstände im Regnum Christi an der General-, Territorial- und Regionalleitung, was das gemeinsame Apostolat und die Sektionen betrifft, entsprechend der Modalitäten, die die Vereinbarung bestimmen wird. Unserer Ansicht nach können wir auf diese Weise in den nächsten sechs Jahren wertvolle Erfahrungen sammeln, die uns dabei helfen werden, eine endgültige Lösung in Bezug auf die Strukturen und die Organisation des gesamten Regnum Christi zu finden. Diese Zeit wird es uns ermöglichen, Modelle und Ergebnisse angemessen auszuwerten, ehe wir die kirchenrechtlich endgültigen Strukturen schaffen.
Wir schlagen vor, dass wir uns in den ersten Jahren dieser Phase hauptsächlich der Vertiefung unserer Spiritualität widmen und im Apostolat entsprechend dem in der Vereinbarung vorgesehenen Modell leben und wirken. Danach werden wir zu einem späteren Zeitpunkt den Reflexionsprozess neu aufnehmen, so dass wir, wo nötig, Dinge überarbeiten, nuancieren, neu formulieren oder ersetzen können, um so schließlich die Allgemeinen Statuten des Regnum Christi zu erarbeiten. Dieser Lösungsvorschlag spiegelt unsere Überzeugung wider, dass das Zentrum unserer Aufmerksamkeit nicht in erster Linie auf die Organisation und die Strukturen gerichtet sein muss, sondern darauf, die Gaben Gottes, die wir empfangen haben, Frucht bringen zu lassen und unsere Sendung im Apostolat zu erfüllen.
Die beiden Generalversammlungen der gottgeweihten Mitglieder und das Generalkapitel der Legion werden den Textentwurf für die Vereinbarung prüfen. Der Päpstliche Delegat wird seinerseits die nachfolgenden Schritte bestimmen, damit es zum Abschluss und zur Unterzeichnung der Vereinbarung kommen kann.
Sie, die Mitglieder des ersten und zweiten Grades, werden mit Hilfe einiger Legionäre, gottgeweihter Männern und Frauen, den Prozess der Reflexion, des Dialogs, der Unterscheidung und Rückmeldung weiterführen. Dies geschieht ausgehend von den Statuten, die zurzeit Ihr Leben als Mitglieder der Bewegung regeln. Dieser Prozess läuft auf die Erstellung von Statuten hinaus, die das Leben der nicht-gottgeweihten Laien des Regnum Christi regeln und dem Heiligen Stuhl zur Approbation vorgelegt werden wird. Teil dieses Prozesses wird es sein, dass man den neugewählten Verantwortlichen vorschlagen wird, in den nächsten Monaten einen Klärungsprozess einzuleiten, der dabei helfen wird, die Lehre der Kirche über die Berufung der Laien und über die Rolle, die den Bewegungen in der Kirche zukommt, kennen zu lernen und zu vertiefen.
Es ist vorgesehen, dass 2014 – nach der Wahl der neuen Generalleitungen der Legionäre Christi und der gottgeweihten Zweige – eine Kommission mit Vertretern aus den verschiedenen Teilen der Bewegung eingerichtet wird, deren Aufgabe es sein wird, die oben erwähnten Schritte bis hin zur Erarbeitung des Vorschlags für die Allgemeinen Statuten des Regnum Christi umzusetzen.
Wir meinen, dass diese Schritte in Kontinuität mit jenem Regnum Christi setzen, wie es sich bis zum heutigen Tag entwickelt hat, doch berücksichtigen sie auch die Hinweise und Zielvorstellungen des Päpstlichen Delegaten sowie die Ergebnisse der wichtigsten Wegetappen, die wir in diesen Jahren zurückgelegt haben. Dieser Prozess wird von uns allen Gebet, Gottvertrauen, Demut und Geduld verlangen.
Der Wegabschnitt, den wir schon zurückgelegt haben, hat uns Gelegenheit gegeben, unsere Liebe zur Bewegung zu erneuern und zu vertiefen – ebenso wie unseren Einsatz, die Bewegung unter der Leitung der Kirche zur vollen Blüte zu bringen. Einmal mehr haben wir unsere Überzeugung in Bezug auf die Einheit des Charismas, der Spiritualität und der Sendung der verschiedenen Teile der Bewegung bestätigt gefunden. Inmitten der Schwierigkeiten, auf die wir gestoßen sind, haben wir die Gegenwart Christi und das Handeln des Heiligen Geistes wahrgenommen. In vielen Herzen haben wir eine neue Liebe zum Regnum Christi und zu den verschiedenen Lebensständen, die ihm angehören, aufblühen sehen. Wir sind in gegenseitiger Kenntnis und Hochachtung gewachsen, aber auch im gemeinsamen Einsatz für die Sendung – eine Sendung, die wir dadurch voranbringen, dass wir den Sieg der Liebe Gottes verkündigen und für ihn Zeugnis abgelegen. Aufgrund dieser Erfahrung und aufgrund der Gewissheit, dass Gott treu ist, vertrauen wir darauf, dass sich die kommenden Jahre für unsere Bewegung und für ihren Sendungsauftrag in der Welt als fruchtbar erweisen werden.
Ihnen allen danke ich für Ihre Mitarbeit und bitte Sie darum, im Gebet Gott weiterhin diesen Weg des Regnum Christi anzuempfehlen. Mit herzlichen Grüßen verbleibe ich in Jesus Christus und der Bewegung,
P. Sylvester Heereman LC
(Übersetzung des spanischen Originals)
[1] Die Allgemeinen Statuten des Regnum Christi werden darstellen, welche Elemente die verschiedenen Berufungen in der Bewegung gemeinsam haben, welche Rolle jedem Zweig innerhalb des Ganzen zukommt und wie die Zusammenarbeit unter den verschiedenen Zweigen erfolgen soll. Aber auch jeder Zweig wird für sich über Statuten verfügen, die das Leben seiner Mitglieder regeln.