Montag, 23. November 2015

Die Sache mit der Blindheit

Tägliche Meditationen - 4. Dezember 2015

Freitag der ersten Woche im Advent
Hl. Barbara, Märtyrerin
Adolf Kolping

Linda Paas

Mt 9,27-31
In jener Zeit, als Jesus vorüberging, folgten ihm zwei Blinde und schrien: Hab Erbarmen mit uns, Sohn Davids! Nachdem er ins Haus gegangen war, kamen die Blinden zu ihm. Er sagte zu ihnen: Glaubt ihr, dass ich euch helfen kann? Sie antworteten: Ja, Herr. Darauf berührte er ihre Augen und sagte: Wie ihr geglaubt habt, so soll es geschehen. Da wurden ihre Augen geöffnet. Jesus aber befahl ihnen: Nehmt euch in Acht! Niemand darf es erfahren. Doch sie gingen weg und erzählten von ihm in der ganzen Gegend.

Einführendes Gebet: Gott, du willst uns berühren, nicht nur oberflächlich, sondern bis in die Tiefe unserer Menschlichkeit. Du bist geduldig und wartest ab, bis wir zu dir kommen, weil du uns liebst und uns einen freien Willen geschenkt hast. Dafür danke ich dir und staune, dass du auf meine Entscheidung wartest.

Bitte: Vater, du kennst mich und mein Inneres. Du weißt, was ich brauche. Gibt es in mir eine „Blockade“, die dich daran hindert, wirklich mit mir eins zu werden? Lade ich dich offen und freudig zu mir ein, tue dann aber nicht wirklich deinen Willen? Bitte, lass mich dich offen zu mir einladen, und schenke mir die innere Freiheit, um von Herzen zu dir sagen zu können: „Dein Wille geschehe!“.

1. Der Körper ist eine heilige Gabe. Wie so häufig in den Evangelien dieser Woche, wirkt Jesus heute ein Wunder. Viele Heilungen haben eine deutliche körperliche Komponente. Warum ist das so? Manche Katholiken sind immer noch der Auffassung, der Körper wäre schlecht oder sogar böse, der Geist allein sei gut. Dem widerspricht der heilige Johannes Paul II. eindeutig. „Der Leib, und nur er, kann das Unsichtbare sichtbar machen: das Geistliche und das Göttliche“ (Johannes Paul II. in der 19. Katechese zur Theologie des Leibes vom 20.02.1980). Dadurch erfährt unsere Leiblichkeit tiefe Wertschätzung und es wird eine Wechselwirkung zwischen Körper und Geist aufgezeigt. Ohne unseren Körper kann unser Inneres nicht sichtbar werden. Inneres muss aber sichtbar werden, um Gemeinsamkeit zu schaffen. „Es ist nicht gut, [wenn] der Mensch allein bleibt.“ (Gen 2,18) Das hat Gott selber festgestellt. Wir brauchen also einen Körper, um ganz erfüllt Mensch sein und das Göttliche sichtbar machen zu können.

2. Die Sache mit der Leiblichkeit. Glauben wir heute noch an körperliche, greifbare Wunder? Manchmal hört man, die Wunder in der Heiligen Schrift seien alle nur im übertragenen Sinne gemeint. Der heilige Johannes Paul II. spricht klare Worte zur Würdigung des Körpers: „Die Tatsache, dass die Theologie auch den Leib miteinbezieht, darf niemanden, der um das Geheimnis und die Wirklichkeit der Inkarnation weiß, verwundern oder überraschen.“ (Johannes Paul II., Katechese 23,4 vom 2.4.1980 zur Theologie des Leibes) Und er führt fort: „Die Menschwerdung – und die daraus folgende Erlösung – ist auch zur entscheidenden Quelle für den sakramentalen Charakter der Ehe geworden“ (ebd.). Der Leib ist daher gut und so, wie es nicht verwundern sollte, dass Gott den Körper, dem er später die Auferstehung schenkt, auch schon auf Erden heilen kann, sollte es nicht verwundern, dass die Leiblichkeit in der Ehe eine sakrale Dimension besitzt.

3. Die Sache mit dem Willen Gottes. Wie häufig geht es uns so, dass wir sofort Ja rufen, sobald wir etwas geschenkt bekommen. Wenn es aber darum geht, schwere Aufgaben zu übernehmen, melden wir uns nicht gerne. Im heutigen Evangelium spricht Jesus die zwei Blinden zweimal an: einmal mit einer Bitte und einmal mit einer Aufforderung. Oft geht es uns wie den Blinden: Wir bitten Gott darum, unsere Augen zu öffnen, dann aber hören wir nicht auf Gottes Willen, sondern setzen unseren Kopf durch. Vielleicht dachten die Geheilten, sie müssten Jesus den Ruhm bescheren, den er verdient habe, und erzählten in guter Absicht weiter, was ihnen widerfahren war. Aber das war nicht Jesu Wille.

Gespräch mit Christus: Vater, manchmal geht es mir so, dass ich deinen Willen erkenne, aber nicht darauf vertraue, dass er für mich das Beste ist. Ich denke dann, dass etwas anderes viel besser wäre, und handele nach meinen eigenen Plänen. Du aber hast in diesen Fällen einen anderen Plan. Schenke mir Vertrauen, um nicht wie Adam und Eva zu meinen, du würdest mir etwas vorenthalten. Du bist mein Vater und willst mir alles erdenkbare Glück schenken. Du liebst mich in vollkommener Weise und unendlich. Dafür danke ich dir. Ich liebe dich.

Möglicher Vorsatz: Heute bitte ich in der Stille des Gebets ganz bewusst den Heiligen Geist um Erleuchtung, damit er mir zeigt, ob es etwas gibt, worin ich gegen Gottes Willen handle, weil ich glaube, es besser zu wissen als er. Diese Situation könnte ich auch ganz bewusst in der nächsten Beichte ansprechen.

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  • Untertitel:

    Tägliche Meditationen - 4. Dezember 2015

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