Donnerstag, 1. März 2007

2. Frage: Mutige Antworten auf Gottes Ruf geben

Gianpero Savino: Diözese Taranto, 3. Studienjahr (2. Jahr Theologie)

2. In den Augen der meisten mögen wir als junge Männer erscheinen, die entschlossen und mutig ihr Ja sprechen und alles hinter sich lassen, um dem Herrn zu folgen; aber wir wissen, daß wir von einer echten Übereinstimmung mit jenem Ja ziemlich weit entfernt sind. Im Vertrauen von Söhnen gestehen wir Ihnen die Befangenheit unserer Antwort auf den Ruf Jesu und die tägliche Mühe, eine Berufung zu leben, von der wir wissen, daß sie uns auf den Weg der Endgültigkeit und Totalität führt. Was können wir tun, um auf eine so anspruchsvolle Berufung wie jene von Hirten des heiligen Volkes Gottes zu antworten, während wir ständig unsere Schwachheit und Unschlüssigkeit spüren?

Benedikt XVI.: Es ist gut, die eigene Schwachheit zu erkennen, weil wir so wissen, daß wir der Gnade des Herrn bedürfen. Der Herr tröstet uns. Im Apostelkollegium gab es nicht nur den Judas, sondern auch die guten Apostel, und trotzdem ist Petrus gefallen, und viele Male tadelt der Herr die Trägheit, die Verschlossenheit des Herzens der Apostel, ihren geringen Glauben. Er zeigt uns also, daß sich keiner von uns nur auf der Höhe dieses großen Ja befindet, auf der Höhe, »in persona Christi« die heilige Messe zu feiern, konsequent in diesem Rahmen zu leben, mit Christus in seiner Sendung als Priester verbunden zu sein.

Der Herr hat uns zu unserem Trost auch die Gleichnisse geschenkt: vom Netz mit guten und schlechten Fischen, vom Acker, wo der Weizen, aber auch das Unkraut wächst. Er läßt uns wissen, daß er gekommen ist, um uns in unserer Schwachheit zu helfen, und daß er, wie er sagt, nicht gekommen ist, um die Gerechten zu rufen, jene, die sich anmaßen, schon vollkommen gerecht zu sein, nicht der Gnade zu bedürfen, jene, die während sie beten, sich selbst loben; sondern er ist gekommen, um jene zu rufen, die wissen, daß sie mit Fehlern behaftet sind, jene herauszufordern, die wissen, daß sie jeden Tag der Vergebung des Herrn, seiner Gnade bedürfen, um weiterzumachen.

Folgendes erscheint mir also sehr wichtig: Zu erkennen, daß wir eine ständige Umkehr nötig haben, daß wir nie einfach angekommen sind. Der hl. Augustinus dachte in der Stunde der Bekehrung, er sei nun auf der Höhe des Lebens mit Gott angekommen, auf der Höhe der Schönheit der Sonne, die sein Wort ist. Dann aber mußte er erkennen, daß auch der Weg nach der Bekehrung ein Weg der Umkehr bleibt, daß er ein Weg bleibt, wo die großartigen Perspektiven, die Freuden, das Licht des Herrn, aber auch dunkle Täler nicht fehlen, wo wir vertrauensvoll vorangehen müssen, indem wir uns auf die Güte des Herrn stützen.

Und deshalb ist auch das Sakrament der Versöhnung so wichtig. Es ist nicht richtig zu meinen, wir müßten so leben, daß wir niemals Vergebung brauchen. Unsere Schwachheit annehmen, aber auf dem Weg bleiben, nicht kapitulieren, sondern vorangehen und uns durch das Sakrament der Versöhnung immer wieder bekehren für einen Neuanfang und auf diese Weise für den Herrn wachsen, reifen in unserer Gemeinschaft mit ihm.

Es ist natürlich auch wichtig, sich nicht zu isolieren, nicht zu denken, man könne allein vorankommen. Wir brauchen den Umgang mit befreundeten Priestern, aber auch mit Freunden aus dem Laienstand, die uns begleiten, uns helfen. Gerade für einen Priester in der Pfarrei ist es von großer Bedeutung, zu sehen, daß die Menschen Vertrauen zu ihm haben, und zugleich mit ihrem Vertrauen auch ihre hochherzige Bereitschaft zu erfahren, ihm seine Schwächen zu verzeihen. Die wahren Freunde fordern uns heraus und helfen uns, treu zu sein auf diesem Weg. Mir scheint, daß uns diese Gedulds- und Demutshaltung helfen kann, zu den anderen gut zu sein, Verständnis für die Schwächen der anderen zu haben, auch ihnen dabei zu helfen, zu vergeben, wie wir vergeben.

Ich glaube, keine Indiskretion zu begehen, wenn ich euch sage, daß ich heute einen schönen Brief von Kardinal Martini erhalten habe: Ich hatte ihm zu seinem 80. Geburtstag meine Glückwünsche übermittelt wir sind gleich alt. In seinem Dankbrief hat er mir geschrieben: Ich danke dem Herrn vor allem für die Gabe der Ausdauer. Heute schreibt er tut man auch das Gute eher »ad tempus«, »ad experimentum«, also versuchsweise. Das Gute aber kann man, seinem Wesen entsprechend, nur endgültig tun; um es endgültig zu tun, brauchen wir die Gnade der Ausdauer; ich bete jeden Tag darum so schließt er , daß mir der Herr diese Gnade schenke.

Ich komme zum hl. Augustinus zurück: Er gab sich anfangs mit der Gnade der Bekehrung zufrieden; dann entdeckte er, daß man eine weitere Gnade braucht, die Gnade der Ausdauer, die wir jeden Tag vom Herrn erbitten sollen. Aber so und damit komme ich wieder zu dem, was Kardinal Martini sagt »wie mir der Herr bis jetzt diese Gnade der Ausdauer geschenkt hat, wird er sie mir hoffentlich auch für diesen letzten Abschnitt meines Weges auf dieser Erde gewähren«. Wir sollen, scheint mir, Vertrauen haben in diese Gabe der Ausdauer, aber wir müssen auch mit Beharrlichkeit, Demut und Geduld zum Herrn beten, damit er uns durch die Gabe der wahren Endgültigkeit helfe und trage; damit er uns Tag für Tag bis zum Ende begleite, auch wenn der Weg durch finstere Täler führt. Die Gabe der Ausdauer schenkt uns Freude, sie gibt uns die Gewißheit, daß wir vom Herrn geliebt werden, und diese Liebe trägt uns, hilft uns und läßt uns in unseren Schwächen nicht im Stich.

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  • Untertitel:

    Gianpero Savino: Diözese Taranto, 3. Studienjahr (2. Jahr Theologie)

  • Datum: Nein
  • Druck / PDF: Ja

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