Donnerstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Elisabeth von Thüringen
Hl. Mechthild von Hackeborn, Mystikerin
Bernadette Ballestrem
Lk 19,41-44
In jener Zeit, als Jesus näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.
Einführendes Gebet: Jesus, danke, dass wir diese Zeit nun gemeinsam verbringen dürfen. Es geht mir sehr zu Herzen, dass du weinst. Zeige mir nun, was dein Herz so sehr trifft, dass dir der Blick auf die Stadt Tränen des Mitleids entlockt. Schenke auch mir ein Herz, das Mitleid mit den anderen hat. Danke für dein Dasein!
Bitte: Jesus, sanft und demütig von Herzen, bilde mein Herz nach deinem Herzen.
1. Jesus kommt uns nahe. Wenn man das Evangelium liest und dabei ein wenig den Blick und die Augen Jesu betrachtet, dann sieht man etwas Besonderes: Jesus geht nicht mit einem in sich gekehrten Blick durch die Welt, ist nicht etwa mit wichtigen Gedanken beschäftigt, sodass er dadurch vieles übersieht. Nein: Jesus hat einen offenen und klaren Blick. Seine Augen nehmen die Dinge wahr, voller Interesse, Lebendigkeit und Klarheit. Er kommt der Stadt näher und nimmt sie wahr. Er blickt auf sie. Er sieht, er betrachtet, er liebkost mit seinem Blick.Auch uns liebkost der Herr mit seinem gütigen und sanften Blick. Er ist ja sanft und demütig von Herzen. Lassen wir uns von diesem Blick erreichen und berühren, einem Blick voll Liebe und Sanftmut.
2. Jesus weint über die Stadt. In Jerusalem, wie in so vielen Städten, gibt es Menschen jeder Art: Gute, Großzügige, Selbstverliebte, Pflichtbewusste, Eigenwillige, Böse, Heilige und Gauner, Jung und Alt. Jesus hat die Herzen dieser vielen Menschen vor Augen. Denn „der Mensch sieht, was vor den Augen ist, der Herr aber sieht das Herz“ (1 Sam 16,7). Er kennt jeden einzelnen und er liebt jeden einzelnen. Kennen, ohne zu lieben, ist gefährlich. Lieben, ohne zu kennen, ist oberflächlich. Jesus kennt und liebt. Und weil er kennt und liebt, weint er. Denn er sieht in der Tiefe, dass Menschen ihn und damit das Gute, die Wahrheit, die Liebe einfach nicht annehmen wollen. Diese Menschen, die er sieht, sind sein Jerusalem. Wäre er hart und streng, würde er richten. Wäre er gleichgültig, würde es ihn kalt lassen. Aber Jesus ist weder hart, noch streng, noch gleichgültig. Jesus liebt. Darum weint er und darum ermahnt er. Die Liebe schenkt uns das rechte Verhältnis zu den Menschen: der Familie, den Kindern, den Kollegen, Kameraden, Mitstudenten, den Flüchtlingen, Andersgläubigen usw. Nur die Liebe Jesu schenkt den rechten Blick.
3. Es wird eine Zeit für dich kommen…! Manche Menschen lesen diese Zeilen, in denen die Zerstörung Jerusalems vorausgesagt wird, als ein Drohwort Jesu, ja manchmal sogar als Strafankündigung. Aber in dieser Szene, in der eher seine Sanftmut erscheint, droht er nicht, sondern sagt einfach voraus, was geschehen wird, damit die Menschen damit umzugehen wissen, wenn es denn geschieht. Tatsächlich ist Jerusalem im Jahr 70 n.Chr. von den römischen Truppen des Titus dem Erdboden gleichgemacht worden. In seiner prophetischen Macht sah Jesus das und wusste es; und er hat die Menschen gewarnt, damit das kommende Übel sie nicht unvorbereitet trifft.Jesus hat keine Freude am Leid und an der Not der Menschen. Jesus liebt uns als seine „Kinder“ (vgl. Joh 13,33). An dieser Stelle des Evangeliums dürfen wir, wenn wir seine Worte lesen, in ihren Klang etwas Sanftes und Gütiges legen und wohl ausschließen, dass er in diesem Moment beabsichtigte, mit Strenge oder Härte zu verurteilen.Das Sanfte verharmlost nicht den Ernst der Situation. Aber es gibt ihr eine Milde und einen Frieden, der sie tragbar und göttlich macht.
Gespräch mit Christus: Guter und starker Jesus, lehre mich, dich so zu erkennen, wie du wirklich bist: Sanft und demütig von Herzen. Und schenke mir die Gnade, dich von Herzen zu lieben und dir ähnlicher zu werden im Umgang mit den Menschen.
Möglicher Vorsatz: Ich werde versuchen, den einen oder anderen Menschen mit Jesu sanftem und gütigem Blick anzusehen und wahrzunehmen.