Donnerstag, 22. November 2018

Das Gute will sich mitteilen

Brief von P. Eduardo Robles Gil LC (Generaldirektor) zum Christkönigssonntag, Patrozinium des Regnum Christi

In einem Brief vom 18. November 2018 übermittelt P. Eduardo Robles Gil LC, Generaldirektor der Legionäre Christi und des Regnum Christi, einige persönliche Gedanken und Reflexionen zum Christkönigsfest. Der vorliegende Text ist eine Übersetzung des spanischen Originals.

 

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Dein Reich komme!

 

18. November 2018

An die Mitglieder des Regnum Christi

 

Liebe Freunde in Christus,

in diesen Tagen, in denen wir bald das Generalkapitel der Legionäre Christi, die Generalversammlungen der Gottgeweihten Frauen und der Laien des männlichen Zweigs sowie die Generalversammlung des Regnum Christi feiern werden, möchte ich sie ganz herzlich grüßen. Im Namen aller Teilnehmer dieser Versammlungen danke ich Ihnen von Herzen für alle Ihre Gebete um den Erfolg unserer Arbeiten und um die Zukunft des Regnum Christi.

Die Vorsehung hat es gewollt, dass wir während dieser wichtigen Ereignisse das Christkönigsfest feiern. Die Kirche lädt uns an diesem Hochfest ein, unseren Blick auf unseren Herrn Jesus Christus und auf sein Reich zu lenken. Auf diese Weise rufen wir uns einmal mehr genau das ins Gedächtnis, was für unsere Berufung und Sendung wesentlich ist, damit es auf unser Leben und unsere Entscheidungen sein Licht werfe. Ich lade daher alle ein, die Gelegenheit, die dieses liturgische Fest uns bietet, zu nutzen, um die Liebe zum Herrn zu erneuern, denn er soll in unserem persönlichen Leben herrschen. Und fördern wir in uns dieses brennende und wirksame Verlangen, dass sein Reich zu uns komme.

Der Satz: „Dein Reich komme!“ entstammt den Lippen Jesu. Er ist Teil des Gebets, das der Meister seine Jünger lehrte. Zweifellos handelt es sich um das Gebet, das im Laufe der Jahrhunderte von der Christenheit am innigsten geliebt und am häufigsten wiederholt und kommentiert wurde. Das Verlangen und die Sehnsucht, dass Jesus Christus herrsche und sein Reich unter uns errichtet werde, liegt jedem Christen zutiefst am Herzen, ist sein ureigenster Wunsch.

Wir sollten uns bewusst sein, worum wir in diesem Gebet bitten, und sollten gemeinsam betrachten, welche Verpflichtungen wir damit übernehmen. Dieses Bittgebet, das uns Christus selbst gelehrt hat, besitzt für unser eigenes Leben und das Leben des Regnum Christi programmatischen Wert. Das Gebet, das alle gemeinsam und jeder individuell spricht, vereint uns in einer geistlichen Familie und einem apostolischen Leib, dem eine besondere Sendung anvertraut wurde.

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt“

Dieses Jahr schauen wir im Evangelium dieses Hochfests auf Jesus Christus, wie er in einem besonders dramatischen Augenblick seines Lebens auf Erden Pontius Pilatus gegenübersteht (vgl. Joh 18,33-37). Unerbittlich nähert sich seine Todesstunde am Kreuz. Er ist im Begriff, das Werk der Erlösung zu vollenden. Innerhalb dieses Rahmens, während er sich also vor dem Vertreter der weltlichen Macht befindet, bestätigt Jesus Christus mit Vollmacht, dass er ein König ist, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist.

Auf diese Weise macht er uns klar, welcher Art sein Reich ist: Es ist ein verborgenes, ein inneres Reich. In den Tiefen der Seele nimmt es seinen Anfang. Es besteht in der Gegenwart Gottes selbst, die man im eigenen Inneren annehmen und bewahren muss, damit sie später als Sauerteig alle anderen Wirklichkeiten verwandelt (vgl. Mt 13,33). Wenn man also das Reich zu seinem Betrachtungsgegenstand macht, spürt man von neuem den Ruf und die Einladung zu einem tugendhaften Innenleben, zu einem heiligmäßigen Leben, wie es am Anfang jedes Zeugnisses und jedes christlichen Apostolats steht und letztlich deren Garant ist.

Heute, da wir vor den Arbeiten der Versammlungen und des Generalkapitels stehen, sind wir uns einmal mehr bewusst, dass dies auf unserer Prioritätenliste immer ganz oben stehen muss, noch über jeder Aktivität oder bloß menschlichen Überlegung.

„Mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Die Verkündigung von Christi Reich ist dabei sowohl Verkündigung der Ewigkeit als auch Erinnerung an die Vergänglichkeit der Dinge dieser Welt. Wir finden diese Aussage in der ersten Lesung aus dem Buch Daniel: „Seine Herrschaft ist eine ewige und unvergängliche Herrschaft. Sein Reich geht niemals unter.“

So lesen wir auch in der Pastoralkonstitution des II. Vatikanischen Konzils Gaudium et spes:

Alle guten Erträgnisse der Natur und unserer Bemühungen nämlich, die Güter menschlicher Würde, brüderlicher Gemeinschaft und Freiheit, müssen im Geist des Herrn und gemäß seinem Gebot auf Erden gemehrt werden; dann werden wir sie wiederfinden, gereinigt von jedem Makel, lichtvoll und verklärt, dann nämlich, wenn Christus dem Vater „ein ewiges, allumfassendes Reich übergeben wird: das Reich der Wahrheit und des Lebens, das Reich der Heiligkeit und der Gnade, das Reich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.“ Hier auf Erden ist das Reich schon im Geheimnis da; beim Kommen des Herrn erreicht es seine Vollendung (Nr. 39).

Als Mitglieder des Regnum Christi lade ich Sie ein, mit einem Sinn für das Ewige diese oberste Priorität der Nachfolge und Nachahmung des Herrn stets gegenwärtig zu haben: zuzulassen, dass er in souveräner Weise herrscht, alles zurückzuweisen, was ihm und seinem Reich widerspricht, immer das zu wählen, was eine größere Liebe und Tugend beinhaltet, um dadurch glaubwürdige und gewinnende Zeugen Jesu Christi und seiner Lehren zu sein.

„Dein Reich komme!“ bedeutet, dass wir unser Leben durch das Gebet, die Sakramente und die Erfüllung seines Willens heiligen. „Dein Reich komme!“ bedeutet, dass wir unsere Familie, unsere Arbeit und unser Umfeld durch das Zeugnis eines attraktiven Lebens gemäß dem Evangelium heiligen. „Dein Reich komme!“ bedeutet, dass wir unsere Kultur und Gesellschaft heiligen, weil wir nicht dem Konsumismus verfallen, der dazu führt, dass wir nur noch Augen für die Dinge dieser Erde haben und unser Herz daran hängen.

Sein Reich muss verkündet, gegenwärtig gemacht und aufgebaut werden

Doch das Reich Christi hat nicht nur eine innere und zukünftige Dimension. Es ist schon mitten unter uns (vgl. Lk 17,21). Denn mit diesen Worten begannen Johannes der Täufer und auch Christus selbst ihre Verkündigung: „Die Zeit ist erfüllt, das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um, und glaubt an das Evangelium!“ (Mk 1,15).

Jesus Christus ist zu uns gekommen, um sein Reich zu verkünden, um es gegenwärtig zu machen.

Das Zeugnis, das der Herr von sich selbst gibt und das der heilige Lukas in seinem Evangelium niedergelegt hat: „Ich muss die Frohbotschaft vom Reiche Gottes verkünden“ (Lk 4,43), hat ohne Zweifel eine große Bedeutung, denn es erklärt mit einem Wort die ganze Sendung Jesu: „Dazu bin ich gesandt worden“ (ebd.) (Paul VI., Apostolisches Schreiben Evangelii nuntiandi, 6).

Diese Botschaft finden wir auch in dem schon zitierten Evangelium: „Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege.“

„Sucht aber zuerst sein Reich und seine Gerechtigkeit; dann wird euch alles andere dazugegeben“ (Mt 6,33). Jesus will also das Reich seines Vaters errichten, das ist sein Projekt; daher bittet er seine Jünger: „Geht und verkündet: Das Himmelreich ist nahe“ (Mt 10,7). Und er tut dies, obwohl er weiß, dass die Verkündigung mit Arbeit und großen Opfern verbunden ist (vgl. Mt 11,12). Allerdings garantiert er auch dafür, dass ihnen alles andere dazugegeben wird.

Hier liegt die Quelle dessen, was wir „Seeleneifer“ nennen, also das Bestreben, sich der ganzen Kirche in ihrer Bemühung anzuschließen, den Herrn bekannt zu machen. Der Herr wiederum offenbart sich durch seine Verkündigung, seine Einladungen, seine Gebote. Seeleneifer besteht also in dem Wunsch, dem Sendungsgebot zu entsprechen, in die ganze Welt hinauszugehen und das Evangelium zu verkünden (Mt 28,19-20), das wiederum Er selbst ist. Wenn man Christus begegnet ist, entsteht eben der beständige Wunsch, ihn anderen mitzuteilen.

So beschreibt es Papst Franziskus im Schreiben Evangelii gaudium (Nr. 9):

Das Gute neigt immer dazu, sich mitzuteilen. Jede echte Erfahrung von Wahrheit und Schönheit sucht von sich aus, sich zu verbreiten, und jeder Mensch, der eine tiefe Befreiung erfährt, erwirbt eine größere Sensibilität für die Bedürfnisse der anderen. Wenn man das Gute mitteilt, fasst es Fuß und entwickelt sich. Darum gibt es für jeden, der ein würdiges und erfülltes Leben zu führen wünscht, keinen anderen Weg, als den anderen anzuerkennen und sein Wohl zu suchen. So dürften uns also einige Worte des heiligen Paulus nicht verwundern: „Die Liebe Christi drängt uns“ (2 Kor 5,14); „Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!“ (1 Kor 9,16).

Es ist eine schöne Aufgabe, das Evangelium zu verkünden, Christus und sein Reich bekannt zu machen. Wer den so gefundenen Schatz weiterreicht, empfängt Freude. Deswegen richtet Papst Franziskus an die ganze Kirche diesen Appell:

Gewinnen wir den Eifer zurück, mehren wir ihn und mit ihm „die innige und tröstliche Freude der Verkündigung des Evangeliums, selbst wenn wir unter Tränen säen sollten […] Die Welt von heute, die sowohl in Angst wie in Hoffnung auf der Suche ist, möge die Frohbotschaft nicht aus dem Munde trauriger und mutlos gemachter Verkünder hören, die keine Geduld haben und ängstlich sind, sondern von Dienern des Evangeliums, deren Leben voller Glut erstrahlt, die als erste die Freude Christi in sich aufgenommen haben“. (Zitat aus Evangelii nuntiandi 80) (Evangelii gaudium 10).

Ich lade Sie ein, an diesem vor uns liegenden Hochfest Christi das brennende Verlangen zu erneuern, in der Evangelisierung tätig zu sein. Denn für uns Legionäre und Regnum-Christi-Mitglieder ist dieses Verlangen charakteristisch.

Ich bin davon überzeugt, dass Jesus Christus hauptsächlich deswegen unser Werk ins Leben gerufen hat. Es ist sein Werk. Er hat uns, einem priesterlichen Volk, dies als Auftrag und Sendung anvertraut. So heißt es in der zweiten Lesung dieses Tages:

Jesus Christus; er ist der treue Zeuge, der Erstgeborene der Toten, der Herrscher über die Könige der Erde. Ihm, der uns liebt und uns von unseren Sünden erlöst hat durch sein Blut, der uns zu Königen gemacht hat und zu Priestern vor Gott, seinem Vater (Offb 1,5-6).

Die Gewissheit, dass er selbst uns um sich herum versammelt hat, wird uns diese Tage während der Arbeiten in den Gremien anleiten. Wir sind uns dessen bewusst, dass unsere ganze Mühe dahin gehen muss, bessere Apostel Jesu Christi zu werden, bessere Akteure in der Evangelisierung, bessere Zeugen seines Reiches, das heißt, bessere Zeugen alles Guten, Wahren und Gnadenhaften zu sein.

Ich bitte Sie darum, stets Apostel Jesu Christi zu sein und in dieser Sendung weiterhin intensiv für diejenigen zu beten, die am Kapitel und an den Versammlungen teilnehmen und sich darum bemühen, gemeinsam in abschließender Weise etwas von der Gabe, die wir empfangen haben, zum Ausdruck zu bringen, in der Gewissheit, dass der Herr uns begleitet. Ich bedanke mich für die Gebetsinitiativen auf regionaler, territorialer und internationaler Ebene. Alle lade ich herzlich dazu ein, am Gebetstag teilzunehmen, der am 16. November, das heißt, am Freitag vor Beginn des Kapitels und der Versammlungen stattfindet. Möge der Herr uns die Gnade schenken, jenen Schritt zu setzen, den er in diesem Augenblick für das Regnum Christi vorgesehen hat. Unter folgendem Link finden Sie für den genannten Zweck etwas Hilfsmaterial.

 

Ich bete für Sie und bitte um Ihr Gebet. So verbleibe ich mit herzlichen Grüßen

in Christus,

P. Eduardo Robles Gil LC

Generaldirektor

der Legionäre Christi

und des Regnum Christi

 

 

Additional Info

  • Untertitel:

    Brief von P. Eduardo Robles Gil LC (Generaldirektor) zum Christkönigssonntag, Patrozinium des Regnum Christi

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