Dienstag,
25. November 2025
Kein Stein bleibt auf dem anderen
25. November 2025
Dienstag der vierunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Katharina von Alexandrien, Märtyrin
Thomas Schaffrath-Chanson
Lk 21,5-11
In jener Zeit, als einige darüber sprachen, dass der Tempel mit schön bearbeiteten Steinen und Weihegeschenken geschmückt sei, sagte Jesus: Es werden Tage kommen, an denen von allem, was ihr hier seht, kein Stein auf dem andern bleibt, der nicht niedergerissen wird. Sie fragten ihn: Meister, wann wird das geschehen und was ist das Zeichen, dass dies geschehen soll? Er antwortete: Gebt Acht, dass man euch nicht irreführt! Denn viele werden unter meinem Namen auftreten und sagen: Ich bin es! und: Die Zeit ist da. – Lauft ihnen nicht nach! Wenn ihr von Kriegen und Unruhen hört, lasst euch nicht erschrecken! Denn das muss als Erstes geschehen; aber das Ende kommt noch nicht sofort. Dann sagte er zu ihnen: Volk wird sich gegen Volk und Reich gegen Reich erheben. Es wird gewaltige Erdbeben und an vielen Orten Seuchen und Hungersnöte geben; schreckliche Dinge werden geschehen und am Himmel wird man gewaltige Zeichen sehen.
Einführendes Gebet: Jesus, du warst uns in allem gleich, außer in der Sünde. Herr, gib mir den Mut und die Kraft, dein Evangelium mit allen Sinnen zu erfassen und dir nachzufolgen.
Bitte: Bitte hilf uns, unsere Herzen zu öffnen für dich als den einzigen Weg, für die verkündete Wahrheit und das ewige Leben.
1. Der schöne Sch(r)ein. Die Kraft des Glaubens hat seit jeher Unglaubliches hervorgebracht: Kirchen, Fenster, Teppiche, Gemälde, Skulpturen, Gewänder, Schreine und so weiter. Die schönsten Kunstwerke – gerade die des christlichen Hochmittelalters – waren in all ihrer Frömmigkeit vor allem auch der Versuch, durch diese Werke Ablass für die zumeist vermögenden Stifter zu erhalten. Doch der alte Tempel in Jerusalem ist das Gebäude, das der Überlieferung nach mit klaren und präzisen Bauplänen und Vorgaben für das Dekor diktiert wurde. Es ist der Tempel aller Tempel. Und ein Tempel im Tempel, da Miniatur und Abbild des großen Tempels: der Schöpfung insgesamt. Es geht dabei weniger um die äußere Schönheit der Objekte als um den tiefen Verweis auf das Göttliche.
2. In drei Tagen neu aufgebaut. Nach der Reinigung des Tempels fordert Jesus die Juden auf, diesen Tempel einzureißen und verspricht, dass er ihn neu errichten werde (Joh 2,19), da er selbst diesen Tempel personifiziert und die Auferstehung Sinnbild ist für dessen Wiederherstellung. Das unerhörte Sakrileg in den Ohren seiner Widersacher ist nichts weiter als eine Lektion in Sachen Weihe: Tempel/Kirchen sind geweihte Stätten als Häuser des Herrn auf Erden. Ambo und Altar sind ein geweihter Ort für das Wort und die Wandlung. Die liturgischen Gerätschaften wie die Monstranz sind künstlerische Artefakte, die mit großer Hingabe gefertigt sind, um den unsichtbaren Glanz und die Präsenz des Göttlichen symbolisch nachzuahmen und sichtbar zu machen.
3. Ende und Neuanfang. In dieser Bibelstelle holt Jesus seine Zuhörer abrupt aus ihrer Verzückung nach dem Tempelbesuch. Er kündigt seinen eigenen Tod an, nimmt Irrungen und Wirrungen der Geschichte vorweg, prophezeit gleichsam die Apokalypse in Kurzform. Das überfordert uns heute genauso wie die Menschen damals. Doch Jesus gibt uns Aufträge mit: Misstraue dem äußeren Schein – vertraue auf den Kern des Wortes. Achte auf die religiösen Verführer zu allen Zeiten – vertraue auf dein Gewissen. Misstraue sogar den Kriegen und Katastrophen – vertraue auf den Neuanfang durch und in Jesus Christus.
Gespräch mit Christus: Herr, diese Bibelstelle liest sich in ängstlichen, schwachen Momenten wie eine Bedrohung und in mutigen, starken Momenten wie eine Erlösung. Ich hoffe darauf, dass ich die frohe Botschaft zwischen den Zeilen in der Heiligen Schrift immer finden und verstehen darf.
Vorsatz: Heute nehme ich mir vor, Ängste zu benennen, die mich auf meinem Weg blockieren und sie Jesus bewusst, präzise und mit Vollmacht zu übergeben.