Freitag,
31. Oktober 2025

Wettbewerb oder Gemeinschaft?

31. Oktober 2025

Freitag der dreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Wolfgang, Bischof

Dr. Christoph Kunkel

Lk 14,1-6
Als Jesus an einem Sabbat in das Haus eines führenden Pharisäers zum Essen kam, beobachtete man ihn genau. Da stand auf einmal ein Mann vor ihm, der an Wassersucht litt. Jesus wandte sich an die Gesetzeslehrer und die Pharisäer und fragte: Ist es am Sabbat erlaubt zu heilen, oder nicht? Sie schwiegen. Da berührte er den Mann, heilte ihn und ließ ihn gehen. Zu ihnen aber sagte er: Wer von euch wird seinen Sohn oder seinen Ochsen, der in den Brunnen fällt, nicht sofort herausziehen, auch am Sabbat? Darauf konnten sie ihm nichts erwidern.

Einführendes Gebet: Herr, lass mich glauben, dass Du in jeder Situation den Spieß umdrehen und die Initiative übernehmen kannst. Lass mich Deine Mühe um Verständnis und Geduld mit Menschen sehen, die kein Einsehen haben.

Bitte: Lass mich das Gute um des Guten willen tun.

1. Testmahl bei den Pharisäern. Wir wissen nicht, welche frommen und würdigen Tischsitten in Pharisäer-Kreisen üblich waren. Jedenfalls beobachten diese frommen Herren unseren Jesus ganz genau … hier ein Töpfchen zum Waschen … dort ein Mundtuch zum Benutzen vor besonderer Speise. Alles muss stimmen. Und dass mir bloß nichts von diesem Jesus segnend berührt wird!

2. Viel Volk glaubt an den heilenden Propheten Jesus. Wieso dringt währenddessen ein Kranker in diesen Ess-saal? Ist doch "Geschlossene Gesellschaft". Man weiß also im Volk, wo Jesus gerade ist. Und da die Not wieder mal übergroß ist und es da jemanden geben soll, der in solchen Fällen hilft, drängt sich der Wassersüchtige einfach herein in den Saal und glaubt, dass ihm durch diesen neuen Propheten geholfen wird. Fast intellektuell spielerisch fragt unser HERR in die Runde, ob man denn am Sabbat heilen darf: schweigende Blockade, man hält sich bedeckt und will auch keine offene Auseinandersetzung in dieser Runde. Und Jesus tut wieder ein Wunder durch Handauflegen. Wer schon einmal durch eigenes Handauflegen jemandem die Beschwerden genommen hat, der weiß, wie unfassbar erstaunlich das ist: Trauer, Schmerz vergehen da plötzlich. Aber eine Wassersucht! Das schafft keiner von uns, Jesus tut es.

3. Barmherzige Hilfe für jeden, immer. Dieser sonderbare Gast kommt Einwänden zuvor: ob man denn nicht ein in den Brunnen gefallenes Lebewesen am Sabbat sofort retten darf: Hilfe für jeden, immer. Wieder nur Schweigen. Erst zur Zeit der napoleonischen Kriege hat ein gewisser Henry Dunant dafür gesorgt, dass nicht nur die verletzten eigenen, sondern auch die feindlichen Soldaten, also jedermann medizinisch versorgt wird. Aus Jesu Frage entstand also die überparteiliche Versorgung von Verletzten: Es entstand das internationale Rote Kreuz.

Gespräch mit Christus: Jesus, so oft stehen wir mit unseren Mitmenschen im Wettbewerb. Und wenn es nur darum geht, diesen störend langsamen Autofahrer hinter uns zu bringen. Wer aber hat uns gelehrt, dass es im Leben darum geht, freie Fahrt zu haben? Du hast einen barmherzigen Blick für diesen störenden Wassersüchtigen und noch mehr für diese uneinsichtigen Pharisäer. Zu Deiner Welt darf jeder Stern gehören, auch der letzte und entfernteste.

Vorsatz: Ich werde meinen Ärger nicht rechtfertigen, wenn etwas aus dem Ruder läuft.