Montag,
27. Oktober 2025

Mitleid ohne Zeitbegrenzung

27. Oktober 2025

Montag der dreißigsten Woche im Jahreskreis

Dr. Christoph Kunkel

Lk 13,10-17
In jener Zeit lehrte Jesus am Sabbat in einer Synagoge. Dort saß eine Frau, die seit achtzehn Jahren krank war, weil sie von einem Dämon geplagt wurde; ihr Rücken war verkrümmt, und sie konnte nicht mehr aufrecht gehen. Als Jesus sie sah, rief er sie zu sich und sagte: Frau, du bist von deinem Leiden erlöst. Und er legte ihr die Hände auf. Im gleichen Augenblick richtete sie sich auf und pries Gott. Der Synagogenvorsteher aber war empört darüber, dass Jesus am Sabbat heilte, und sagte zu den Leuten: Sechs Tage sind zum Arbeiten da. Kommt also an diesen Tagen und lasst euch heilen, nicht am Sabbat! Der Herr erwiderte ihm: Ihr Heuchler! Bindet nicht jeder von euch am Sabbat seinen Ochsen oder Esel von der Krippe los und führt ihn zur Tränke? Diese Tochter Abrahams aber, die der Satan schon seit achtzehn Jahren gefesselt hielt, sollte am Sabbat nicht davon befreit werden dürfen? Durch diese Worte wurden alle seine Gegner beschämt; das ganze Volk aber freute sich über all die großen Taten, die er vollbrachte.

Einführendes Gebet: Gütiger Gott. Du hast uns eine fromme Ordnung für unser Zusammenleben gegeben. Doch deine zeitlose Barmherzigkeit strahlt hinein in unseren Lebensalltag und übersteigt mit ihrer Göttlichkeit die Heiligkeit unsere Ruhetage. Deine Liebe tritt dem Bösen, das einen Menschen zerstört, entgegen. Immer.

Bitte: Lass mich die Heiligkeit Deiner Heilungen begreifen.

1. Vorsicht vor Selbstgerechtigkeit. Mit einer Selbstverständlichkeit heilt Jesus eine völlig "verbogene" und seit Jahren vom Bösen gemarterte Frau. Jesu Mitleid übersteigt Zeit und Raum, die Zeit des Sabbats, den Raum der Synagoge. Und dieser Spielverderber von Synagogenvorsteher empört sich über eine Terminübertretung. Hoho! Da stehen wir unserem Jesus doch zur Seite. Doch Vorsicht. Wir haben mit offenen Geschäften und jedweden Veranstaltungen immerdar die Feierlichkeit des Sonntags grob beschädigt. Kein Sonntagsleben- und gefühl, Kirche schon gar nicht.

2. Welche Heilung ist das? Diesmal geht die Initiative von Jesus aus: die 18-jährige Pein dieser Frau, dieser Manifestation des Dämons tritt Jesus entgegen. Und er rettet und heilt. Rätselhaft, wie diese Heilung vonstatten geht. Vorstellbar ist für uns Heilung einer Seelenkrankheit durch einen charismatischen Heiler – wie es Jesus wäre. Aber ein orthopädisches Leiden: Ist das nach unseren Vorstellungen von Körperlichkeit und bleibenden physischen Schäden heilbar? Wohl kaum. Nur Gott der Schöpfer und sein von ihm gesandter Sohn können bis in die Materie hinein Krankheit beseitigen.

3. Ochs und Esel haben stets Durst. Jesus weist auf den übergesetzlichen Notstand versorgungsbedürftiger Tiere hin: ein sehr moderner, rationaler Rechtsanspruch. Er entkräftet das Sabbatgebot. Doch Jesus überzeugt nicht als Jurist: In diesem rational richtigen Handeln, was jeder Mensch verstehen kann und welches Grundlage für ein modernes Rechtssystem werden wird, schimmert Mitleid der Kreatur für die andere Kreatur durch. Dem müssten sich auch die Pharisäer beugen.

Gespräch mit Christus: Herr, Du lehrst uns, aus den starren Regeln auszubrechen ohne Leichtfertigkeit. Das von Dir angerührte Herz kann diesen Weg finden. Oft bedacht, haben wir diesen Weg aber immer wieder verfehlt. Hilf uns, Herr.

Vorsatz: Lass Mitleid die Richtschnur meines Handels sein. Ich bitte um Standhaftigkeit im Glauben.