Dienstag,
18. November 2025
Die Liebe Jesu – völlig unverdient
18. November 2025
Dienstag der dreiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Weihetag der Basiliken St. Peter und St. Paul in Rom
Jakob Rennertz
Lk 19,1-10
In jener Zeit kam Jesus nach Jericho und ging durch die Stadt. Dort wohnte ein Mann namens Zachäus; er war der oberste Zollpächter und war sehr reich. Er wollte gern sehen, wer dieser Jesus sei, doch die Menschenmenge versperrte ihm die Sicht; denn er war klein. Darum lief er voraus und stieg auf einen Maulbeerfeigenbaum, um Jesus zu sehen, der dort vorbeikommen musste. Als Jesus an die Stelle kam, schaute er hinauf und sagte zu ihm: Zachäus, komm schnell herunter! Denn ich muss heute in deinem Haus zu Gast sein. Da stieg er schnell herunter und nahm Jesus freudig bei sich auf. Als die Leute das sahen, empörten sie sich und sagten: Er ist bei einem Sünder eingekehrt. Zachäus aber wandte sich an den Herrn und sagte: Herr, die Hälfte meines Vermögens will ich den Armen geben, und wenn ich von jemand zu viel gefordert habe, gebe ich ihm das Vierfache zurück. Da sagte Jesus zu ihm: Heute ist diesem Haus das Heil geschenkt worden, weil auch dieser Mann ein Sohn Abrahams ist. Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist.
Einführendes Gebet: Heiliger Geist, öffne mein Herz, damit ich verstehe, was du mir heute sagen möchtest.
Bitte: Jesus, lass mich bitte immer tiefer Deine bedingungslose Liebe zu mir erkennen.
1. Liebe vor Leistung. Einer meiner größten Durchbrüche im geistlichen Leben war die Erkenntnis, dass gute Werke und all meine christlichen Errungenschaften Früchte der Liebe Gottes sind und nicht deren Bedingung. Die Reihenfolge ist eindeutig: Zuerst gilt mir die Liebe Gottes und aus dieser Liebe heraus kann ich in Gott Gutes tun. Ich muss und kann mir die Liebe Gottes gar nicht verdienen, denn alles, was ich tun würde, verblasst gegenüber Seiner Liebe. Wenig macht diese Wahrheit so deutlich wie die Geschichte von Zachäus. Jesus kam nicht zu ihm, weil er bereits umgekehrt war, Geld zurückgegeben oder Gerechtigkeit geübt hatte. Diese guten Werke sind vielmehr die Frucht der Begegnung mit Jesus und der erfahrenen Liebe Gottes. Und so kommt Jesus auch zu mir und zu jedem von uns vor jeder Leistung und trotz aller Schuld.
2. Jesus liebt die Sünder. Jesus kommt zu den Sündern. "Denn der Menschensohn ist gekommen, um zu suchen und zu retten, was verloren ist." Wo vermuten wir Jesus in unserer Kirche? Bei den Frommen und Andächtigen oder bei den Verirrten und Abgekommenen? Zu wem gehen wir Christen als lebendiger Leib Christi in unserer Gesellschaft? Zu den Bekannten, Reichen und Einflussreichen oder zu den Verlorenen, Ausgeschlossenen und am Rand Stehenden? Zu wem zählen wir uns selbst? Zu den Rechtschaffenen und Anständigen oder zu den Gebrochenen und Hilfsbedürftigen? Es ist eine provokante Wahrheit: Jesus liebt die Sünder, er zieht sie in ihrer Gebrochenheit an, in ihrer Sehnsucht nach Heilung. Er sehnt sich auch nach allem Gebrochenen in uns und sendet uns zu anderen Sündern, um zu suchen, zu heilen und zu retten.
3. Nur die Liebe Gottes heilt. Zachäus wurde gehasst, sozial isoliert, ausgegrenzt, verspottet und vermutlich auch öffentlich schikaniert und verhöhnt. Doch all diese Strafen hielten ihn nicht davon ab, sich weiter dem ungerechten System der überhöhten Steuern anzuschließen. Im Gegenteil, sie ließen in ihm wohl noch mehr Wut auf die Menschen wachsen und führten zu noch größerer Ausbeutung. Erst die Erfahrung der unverdienten, unverhofften und bedingungslosen Liebe Jesu brachte Zachäus die Heilung, die er brauchte, und führte ihn zur Umkehr. Soziale Ausgrenzung und Bestrafung heilen keinen Menschen und schaffen keine größere Gerechtigkeit. Ein Vorschuss an unverdienter Liebe hingegen kann Unendliches in Bewegung setzen und selbst die größten Unrechtssysteme aufbrechen. Diese Kraft hat allein die Liebe Gottes, und nur sie kann den Menschen im Innersten heilen.
Gespräch mit Christus: Jesus, kehre heute in meinem Haus ein. Egal, wie es gerade in mir aussieht und wie es um mein Leben steht, sei mein Gast, schenk mir diese unverdiente Liebe und heile meine innerste Gebrochenheit.
Vorsatz: Heute möchte ich mich einfach einmal von Gott lieben lassen und nichts dafür tun müssen.