Samstag,
15. November 2025
Alles oder Nichts
15. November 2025
Samstag der zweiunddreißigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Albert der Große, Bischof, Kirchenlehrer
Hl. Leopold, Markgraf
Franz Schmeink
Lk 18,1-8
In jener Zeit sagte Jesus den Jüngern durch ein Gleichnis, dass sie allezeit beten und darin nicht nachlassen sollten: In einer Stadt lebte ein Richter, der Gott nicht fürchtete und auf keinen Menschen Rücksicht nahm. In der gleichen Stadt lebte auch eine Witwe, die immer wieder zu ihm kam und sagte: Verschaff mir Recht gegen meinen Feind! Lange wollte er nichts davon wissen. Dann aber sagte er sich: Ich fürchte zwar Gott nicht und nehme auch auf keinen Menschen Rücksicht; trotzdem will ich dieser Witwe zu ihrem Recht verhelfen, denn sie lässt mich nicht in Ruhe. Sonst kommt sie am Ende noch und schlägt mich ins Gesicht. Und der Herr fügte hinzu: Bedenkt, was der ungerechte Richter sagt. Sollte Gott seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm schreien, nicht zu ihrem Recht verhelfen, sondern zögern? Ich sage euch: Er wird ihnen unverzüglich ihr Recht verschaffen. Wird jedoch der Menschensohn, wenn er kommt, auf der Erde noch Glauben vorfinden?
Einführendes Gebet: Herr, mein Gott, Du bist der Ursprung aller Liebe und Wahrheit. Du rufst mich in die Stille, in die Tiefe der Begegnung mit Dir. Doch oft bin ich zerstreut, abgelenkt, müde im Gebet. Lehre mich, inständig zu beten – nicht nur mit Worten, sondern mit meinem ganzen Herzen. Schenke mir die Sehnsucht nach Deiner Nähe, die Treue, Dir täglich zu begegnen, und die Kraft, auch in der Dunkelheit an Deiner Seite zu verharren. Lass mein Gebet nicht nur Bitte sein, sondern Lob, Dank und Hingabe. Erfülle mich mit Deinem Geist, damit mein Gebet lebendig wird – ein Atemzug der Seele, ein Gespräch mit Dir, ein Ort der Verwandlung. Ziehe mich tiefer in Dein Herz, und mache mich zu einem Menschen des Gebets. Amen.
Bitte: Herr, hilf mir, mich nicht entmutigen zu lassen und immer auf Dich zu vertrauen
1. Sind Frauen hartnäckig? Welcher Ehemann würde das nicht bestätigen? Aber im Ernst: An dieser Stelle spricht Jesus über eine Witwe. Diese waren in der damaligen Gesellschaft auf Versorgung und Hilfe angewiesen. Das mosaische Gesetz forderte zwar den Schutz von Witwen, dennoch war es in vielen Fällen ein hartes Brot, sich allein mit dem Nachwuchs durchzuschlagen, siehe das Buch Rut – und manchmal mussten die Witwen ihre Rechte einfordern, wie Jesus hier in diesem Gleichnis darlegt. Für die Witwen ging es dabei um "alles oder nichts", ein Kampf der Witwen an der Grenze des Existenzminimums. Geht es in meinen Gebeten auch um "alles oder nichts"?
2. Bauantrag. Stell‘ dir vor, du hast einen Bauantrag gestellt – und seitens der Behörden gibt es über Monate keine Rückmeldung. Ich denke, die meisten von uns würden in diesem Fall mit freundlichen Rückfragen reagieren (in der Hoffnung, die zuständigen Sachbearbeiter nicht zu verärgern). Anders als bei der Witwe geht es bei uns vielleicht auch nicht um "alles oder nichts". Wie bete ich? Erinnere ich den lieben Gott auch nach geraumer Zeit an meine Wünsche und Bedürfnisse? Das ist aber nicht das, was Jesus hier zu Grunde legt: Er spricht von seinen Auserwählten, die Tag und Nacht zu ihm "schreien" (!).
3. Worauf kommt es an? Für die Witwe ist das klar – für mich auch? Kenne ich die Baustellen, die Punkte, wo "es kneift"? Was sind die top five Punkte, die Punkte, bei denen es um "alles oder nichts" geht? Und wie intensiv bringe ich diese vor den Herrn? Oder schlummern diese in mir, weil mir andere Dinge wichtiger sind?
Gespräch mit Christus: Herr Jesus Christus, oft drehen sich unsere Gedanken um Dinge des Alltags. Johannes Hartl schlägt als Fokussierungshilfe vor, eine Liste mit den 10 aktuellen Sorgen und Nöten zu machen und die Punkte zu streichen, von denen wir annehmen dürfen, dass sie in 3 Jahren wahrscheinlich nicht mehr relevant sind. Es gibt etwas Wichtiges zu besprechen: Es geht um das Seelenheil von mir und meiner Familie, es geht um die Ausbreitung deines Reiches, es geht um die Rettung möglichst vieler Menschen. Hilf mir, dir zu dienen; hilf mir, immer auf deine Macht zu setzen!
Vorsatz: Ich werde heute Abend die 10-Punkte-Liste anfertigen und die vielleicht nicht so relevanten Punkte aussortieren.