Freitag,
5. September 2025
Neuer Wein und neues Kleid
5. September 2025
Freitag der zweiundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Mutter Teresa, Ordensgründerin
P. Konstantin Ballestrem LC
Lk 5,33-39
In jener Zeit sagten die Pharisäer und Schriftgelehrten zu Jesus: Die Jünger des Johannes fasten und beten viel, ebenso die Jünger der Pharisäer; deine Jünger aber essen und trinken. Jesus erwiderte ihnen: Könnt ihr denn die Hochzeitsgäste fasten lassen, solange der Bräutigam bei ihnen ist? Es werden aber Tage kommen, da wird ihnen der Bräutigam genommen sein; in jenen Tagen werden sie fasten. Und er erzählte ihnen auch noch ein Gleichnis: Niemand schneidet ein Stück von einem neuen Kleid ab und setzt es auf ein altes Kleid; denn das neue Kleid wäre zerschnitten, und zu dem alten Kleid würde das Stück von dem neuen nicht passen. Auch füllt niemand neuen Wein in alte Schläuche. Denn der neue Wein zerreißt die Schläuche; er läuft aus, und die Schläuche sind unbrauchbar. Neuen Wein muss man in neue Schläuche füllen. Und niemand, der alten Wein getrunken hat, will neuen; denn er sagt: Der alte Wein ist besser.
Einführendes Gebet: Herr, das ist unsere Zeit der Zweisamkeit. Exclusive prime time. Ich öffne mich Deiner Gegenwart. Ich weiß mich verbunden in meinem Gebet mit der ganzen Kirche, auf der ganzen Erde, wo auch immer sie gerade Deinen Lobpreis singt. Auch mit der hl. Mutter Teresa (Gedenktag), meinen Patronen und Schutzheiligen und mit allen Heiligen. Sie mögen für mich bitten und mir helfen im Gebet.
Bitte: Jesus, komm zu mir und mach mich neu.
1. Fasten. Fasten war damals ein Zeichen der Buße, der Bitte um Verzeihung und Hilfe, und damit auch des Wartens auf den Messias, den Retter. Insofern versteht man, dass Jesus deutlich machen wollte: Der ist schon da, jetzt gerade vor euch, und deswegen fasten meine Leute gerade nicht. Ich allerdings lebe wieder in der Zeit, in der uns "der Bräutigam genommen" ist. Das heißt, er steht nicht vor mir, wie damals vor den Pharisäern und Aposteln. Er ist zwar auch nicht verschwunden, aber er hält sich diskret zurück, hält sich verborgen. Aus der Verborgenheit kommt er mir so nahe, wie ich ihn lasse. Er nimmt so viel Raum ein, wie ich ihm gebe. Und da ist das Fasten wieder eine große Hilfe. Der Verzicht räumt aus dem Weg, was zwischen Jesus und mir stehen kann: Irgendwelche Abhängigkeiten, ungesunde Vorlieben, schädliche, sündhafte Gewohnheiten. Das Fasten hilft mir, mich nach dem Eigentlichen, dem Bräutigam, auszustrecken. "In jenen Tagen werden sie fasten" bezieht sich auf mein Leben.
2. Neuer Wein in neue Schläuche. Die Frage des Fastens war aber nicht die einzige Schwierigkeit der Pharisäer mit der Lehre und dem Auftreten Jesu. Das klang ihnen alles so anders als gewohnt. Der Geist Gottes hatte sich auch im Alten Bund offenbart. Aber die Menschen hatten sich daraus einen Wein gemacht, der ihrem Gaumen schmeichelte und schmeckte. Sie hatten sich in ihrem System eingerichtet. Jetzt kommt Jesus, um diese Offenbarung weiterzuführen und zu erfüllen, ihr den eigentlichen Sinn zu geben, und das will nicht so ganz in dieses System passen. Das geht auch nicht, sagt er, sondern das "System" muss sich an das Wort Gottes anpassen. Für neuen Wein braucht man eben neue Schläuche. Das gilt nicht nur für die Pharisäer damals, es gilt für die Zuhörer Jesu aller Zeiten, es gilt auch für mich. Es kann auch mir passieren, dass ich das Evangelium und seine Herausforderung in Kategorien stecke, mit denen ich besser umgehen kann, die nicht so unbequem sind. Jesus braucht aber stets komplette Offenheit, er braucht offene Türen und Unvoreingenommenheit, dass er sein Heilswirken in mir entfalten kann. Da muss ich aufmerksam bleiben und dem Herrn neue Schläuche anbieten.
3. Neues Kleid. Das Wort vom Kleid ist auch noch ein schönes. Paulus schreibt an die Gemeinden in Galatien: "Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen." (Gal 3,27) Wir haben Christus übergezogen, sind in ihn hineingeschlüpft. Er hat sich auf uns gelegt wie ein aktiver Wundverband, der uns nach und nach, durch und durch gesund macht. So wird aus dem "alten", dem unerlösten Menschen, ein neuer Mensch, in Christus. So steht es dann auch im Brief an die Epheser: "Zieht den neuen Menschen an, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist in wahrer Gerechtigkeit und Heiligkeit!" (Eph 4,24) Und im Brief an die Kolosser: "Ihr habt den alten Menschen mit seinen Taten abgelegt und habt den neuen Menschen angezogen, der nach dem Bild seines Schöpfers erneuert wird." (Kol 3,9.10) Deswegen sagt Jesus, er ist nicht gekommen, um das alte Kleid zu flicken, den "alten Menschen" nur zu flicken. Er ist gekommen, ihn ganz und gar zu erneuern.
Gespräch mit Christus: Jesus, komm und mach mich neu. Ich lade Dich ein in mein Inneres. Durchflute mich mit Deiner Gegenwart, erneuere und heile mich von innen her. Fließe wie neuer Wein durch alle Winkel meiner inneren Burg und spüle aus, was nicht zu Dir passt. Gib mir Kraft, Dir beim Aufräumen zu helfen, auf Schädliches und auch auf Überflüssiges zu verzichten, so dass Du mehr und mehr wirken kannst.
Vorsatz: Welcher Aspekt des Evangeliums passt mir nicht? Heute will ich Jesus bitten, ihn mir zu erschließen, und ihm völlige Offenheit anbieten.