Montag,
23. Juni 2025
Richtet nicht!
23. Juni 2025
Montag der zwölften Woche im Jahreskreis
Dorit Wilke-Lopez
Mt 7,1-5
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern: Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden und nach dem Maß, mit dem ihr messt, werdet ihr gemessen werden. Warum siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht? Oder wie kannst du zu deinem Bruder sagen: Lass mich den Splitter aus deinem Auge herausziehen! – und siehe, in deinem Auge steckt ein Balken! Du Heuchler! Zieh zuerst den Balken aus deinem Auge, dann kannst du zusehen, den Splitter aus dem Auge deines Bruders herauszuziehen!
Einführendes Gebet: Jesus, ich möchte dieses Evangelium mit dir zusammen meditieren. Ich bitte dich, öffne meine inneren Augen und Ohren, um dich zu sehen und zu hören und mit dir ins Gespräch zu kommen. Bediene dich meiner Vorstellungskraft, offenbare dich mir in Worten, Bildern, Symbolen, Gefühlen. Komm, Herr Jesus. Ich warte auf dich.
Bitte: Lass mich verstehen und berühre mein Herz, damit ich eine tiefe Erfahrung mit dir machen kann.
1. Der Ort des Richtens. Im betenden Gespräch mit Jesus über dieses Evangelium bat ich ihn, mit mir in meine Seele hinabzusteigen und mir dort in meiner Vorstellungskraft den "Ort des Richtens" zu zeigen. Es entfaltete sich eine erschreckende Kulisse: Jesus führte mich durch eine Gefängnistür aus schwerem Holz in einen Innenhof. Dort stand ein großes Kreuz, an dem keiner hing. Aber die Nägel zum Annageln lagen schon bereit. Es stand auch eine Geißelsäule da, und daneben lagen schon die siebenschwänzigen Geißeln mit ihren brutalen Haken daran, so wie in dem Film "Die Passion" von Mel Gibson. Auch ein Verlies gab es. Ich verstand: wenn ich einen Menschen verurteile, dann verurteile ich Jesus - denn in jedem Menschen wohnt Jesus!
2. Der "Ort der Annahme." Dann führte er mich an den "Ort der Annahme". Das war ein ganz in Gold ausgekleideter Raum, in dem viele kleine Kinder spielten. In der Mitte stand lachend Jesus, der seine Freude an den Kindern hatte. Es kam ein Mann herein, der sich so verhalten hatte, dass ich ihn sicherlich verurteilt hätte. Die Kinder begannen zu weinen. Jesus sah den "Delinquenten" voller Zärtlichkeit an. Er zeichnete mit Chrisam ein Kreuz auf seine Stirn, und dann brachten die Kinder ihm eine Schüssel mit Wasser und ein Handtuch, und Jesus begann, ihm die Füße zu waschen.
3. Der zärtliche Richter. Ich verstand: Kinder verurteilen nicht schnell, sondern sind eher erstaunt oder traurig über das Unrecht, das Erwachsene tun. Das Zeichen auf der Stirn des "Delinquenten" soll wie das Kainsmal vor der Verfolgung und Verurteilung durch andere Menschen schützen. Jesus reagiert auf unsere Verfehlungen, indem er uns wäscht und schützt! Nicht, indem er uns verurteilt. So wie Gott dem Kain nach dem Mord an Abel das Kainsmal auf die Stirn schrieb, das ihn vor der Strafe der anderen Menschen schützen sollte. So wie Gott Adam und Eva voller Fürsorge Schurze aus Fellen nähte, weil sie sich nach dem Sündenfall als nackt erkannten.
Gespräch mit Christus: Herr, ich bin tief bewegt darüber, wie schrecklich es im Reich Gottes ist, wenn ich Menschen ver-urteile. Das steht allein dir zu. Nur du kennst die Seele in den Tiefen, die zu kennen notwendig sind, um ein gerechtes Urteil zu sprechen. Nur dein Auge ist nicht von Vor-Urteilen und Prägungen getrübt, die daran hindern, gerecht zu urteilen. Jesus, natürlich muss ich wissen und darüber urteilen, was richtig und was falsch ist. Aber über den Menschen richten, der richtig oder falsch handelt, ist deine Sache. Ich bin damit überfordert. Dazu reicht meine beschränkte subjektive Sicht nicht aus. Erinnere mich immer wieder daran, denn du bist mein Lehrer.
Vorsatz: Jesus, hilf mir bitte, heute alle, über deren Verhalten ich mich ärgere, sofort zu segnen und mir vor Augen zu führen, dass auf dieser Erde keiner außer dir und Maria jemals perfekt war und sein wird.