Mittwoch,
17. September 2025
"Et – et"
17. September 2025
Mittwoch der vierundzwanzigsten Woche im Jahreskreis
Hl. Hildegard von Bingen, Äbtissin, Mystikerin, Kirchenlehrerin
Hl. Robert Bellarmin, Bischof, Kirchenlehrer
Felix Honekamp
Lk 7,31-35
In jener Zeit sprach Jesus zu der Menge: Mit wem soll ich also die Menschen dieser Generation vergleichen? Wem sind sie ähnlich? Sie sind wie Kinder, die auf dem Marktplatz sitzen und einander zurufen: Wir haben für euch auf der Flöte gespielt, und ihr habt nicht getanzt; wir haben Klagelieder gesungen, und ihr habt nicht geweint. Johannes der Täufer ist gekommen, er isst kein Brot und trinkt keinen Wein, und ihr sagt: Er ist von einem Dämon besessen. Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt; darauf sagt ihr: Dieser Fresser und Säufer, dieser Freund der Zöllner und Sünder. Und doch hat die Weisheit durch alle ihre Kinder Recht bekommen.
Einführendes Gebet: Herr, als Christen in der Welt werden wir oft nicht verstanden oder sogar bewusst missverstanden. Dabei geht es aber gar nicht darum, es den Menschen recht zu machen. Du bist der Nordstern, an dem ich mich ausrichten kann und muss. Den Rest musst ja doch du machen.
Bitte: Mein Herr und mein Gott, hilf mir, dir ganz treu zu bleiben. Zeige mir meinen persönlichen Weg, meine Berufung, an der ich mich orientieren kann. Und wenn ich der nicht gerecht werden sollte oder missverstanden werde: Sorge du!
1. Diese Generation. Wenn Jesus von dieser "Generation" spricht, dann meint er zunächst einmal die Menschen seiner Zeit. Und denen, so scheint es, kann man es nicht recht machen: Führt man ein frommes und asketisches Leben, wie Johannes der Täufer, gerät man in den Verdacht, von einem Dämon besessen zu sein. Führt man ein Leben mitten unter und mit den Menschen, besucht Feste und wird zum Abendessen eingeladen, wie Jesus, dann ist es auch wieder nicht recht: "Fresser und Säufer, Freund der Zöllner und Sünder".
2. Unsere Generation. Sind wir heute so weit davon entfernt? Viele Menschen nutzen jede Ausrede, um sich nicht mit dem (christlichen oder katholischen) Glauben zu beschäftigen: Katholiken sind entweder zu nahe am Zeitgeist oder zu altbacken, nicht nahe genug am Puls der Zeit. Die Kirchen sind nicht einladend genug, sollen aber auch nicht beliebig wirken. Wie schon zu Jesu Zeiten heißt das: Man kann es nicht allen recht machen, und wenn man versucht, es allen recht zu machen, macht man es auch nicht recht.
3. Auftrag und Prinzipien. Dabei gilt gerade in der katholischen Kirche das Prinzip "et – et" oder "sowohl – als auch": Je nachdem, wo meine persönliche Berufung liegt, dort liegen auch meine Schwerpunkte: Will ich evangelisieren, werde ich die Beschimpfung der ungläubigen Welt kaum vermeiden können. Will ich den katholischen Glauben erklären, dann sind Prinzipien wie das Glaubensbekenntnis (in seiner Form von Nizäa wird es gerade in diesem Jahr 1700 Jahre alt) oder der Katechismus wichtig, bei denen man keine falschen Kompromisse eingehen kann. Die Grundprinzipien der Liturgie einer Messe müssen erhalten bleiben, aber andere Liturgien, die für Fernstehende besser erklärbar sind, dürfen auch ausprobiert werden. So "bekommt die Weisheit durch ihre Kinder Recht."
Gespräch mit Christus: Mein Jesus, du warst in deinem ganzen Leben Anfeindungen ausgesetzt. Manche sagen sogar pointiert, dass man dich gekreuzigt hätte, weil du vorgeschlagen hast, netter zueinander zu sein. Du weichst nie von der Wahrheit ab, auch keinen Zentimeter, selbst wenn es einfacher wäre. Aber du klopfst an jedem Herzen so an, wie es dieses Herz gerade braucht. Hilf mir, in dieser Weisheit, die du vorlebst, zu wachsen.
Vorsatz: Ich überlege, wie ich eine "unbeliebte" Glaubenswahrheit klar und doch gewinnend begründen kann.