„Das Coworker-Jahr ist eine Herzenssache“

Elias Heißenberger spricht im Interview über ein ganz besonderes Jahr in seinem Leben, Gottvertrauen und menschliche Reife.

Elias Heißenberger stammt aus Niederösterreich ist 20 Jahre jung und absolvierte von Sommer 2024 bis 2025 sein Coworker-Jahr im Regnum Christi im ApostelHaus Alzgern. Im Interview erzählt er, was das Jahr für seinen Glauben und weiteres Leben bedeutet, und was seine größte Herausforderung war.

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Wie bist Du auf die Idee gekommen, Coworker zu werden?
Elias: 2021 habe ich das ECYD zum ersten Mal bei einem Camp in Österreich kennengelernt. Ein ehemaliger Coworker leitete es. Ich war total begeistert, wie der das machte. Sein Glaubenszeugnis hat mich total angesprochen. Beim Camp habe ich praktisch erfahren, wonach ich auf der Suche war, vor allem nach christlicher Gemeinschaft. Mein persönliches Glaubensleben hat davon einen richtigen Schub bekommen, sogar so eine Art Wiederbelebung. Und da habe ich mir gedacht, das könnte auch etwas für mich sein. Aber ich hatte noch drei Jahre Schule vor mir. Ich behielt es im Hinterkopf. Ein Jahr vor Ende der Schule habe ich schließlich mit P. Martin Baranowski LC Kontakt aufgenommen, um alles konkret zu machen.

Und dann lief alles glatt?
Elias: Im letzten Jahr gab es noch einmal eine Reihe von Hindernissen und Prüfungen. Ich hatte z.B. ein Mädchen kennengelernt und die Frage war, ob wir eine Beziehung eingehen. Während der Monate fand ich aber Gewissheit, dass das Coworker-Jahr für mich jetzt wichtig ist. Das war keine leichte Entscheidung.

Was hat Deine Familie die zu Deiner Entscheidung gesagt?
Elias: Meine Eltern haben uns Kindern prinzipiell eine große Freiheit gelassen. Sie haben mich dabei immer unterstützt.

Das Jahr begann mit dem internationalen Einführungskurs in Rom (IFC). Was hast Du mitgenommen?
Elias: Der IFC-Kurs war für mich eine sehr wertvolle Erfahrung. Dort konnte ich durch die Ausbildungseinheiten mein Wissen über den Glauben deutlich vertiefen und durch die vielen angeleiteten Gebetszeiten meine Beziehung mit Gott stärken. Besonders gefallen hat mir die internationale Gemeinschaft. Insgesamt waren über 30 Teamleiter des Regnum Christi aus zehn verschiedenen Nationen anwesend.

Du hast als Österreicher in Deutschland, in Bayern, konkret im ApostelHaus Alzgern gearbeitet. Wie kann man sich das vorstellen, was hast Du konkret gemacht?
Elias: Ich bin sehr glücklich, dass ich nach Alzgern gekommen bin. Für mich hat sich das als die beste Option erwiesen. Im Alltag habe ich vor allem Pater Peter Hemm LC im Apostolat in Südostbayern und Oberösterreich begleitet. Das war eine super Möglichkeit, das ECYD und RC noch einmal richtig kennenzulernen, die Menschen und die Veranstaltungen. Ich konnte u.a. viele Team-Treffen organisieren und leiten.

Welche Erwartungen hattest Du an das Coworker-Jahr?
Elias: So große Erwartungen oder Vorstellungen hatte ich gar nicht, weil ich gar nicht so genau wusste, was auf mich zukommt. Aber ich hatte eine sehr große Zuversicht und Offenheit. Ich wusste, dass das ein Jahr für Gott ist, das ich ihm schenken möchte. Und ich war mir sicher: Gott wird daraus etwas Großartiges machen.

Was heißt genau: Gott ein Jahr schenken?
Elias: Eigentlich hätte ich in Österreich ein Jahr Wehrdienst absolvieren müssen. Doch ich wurde ausgemustert. Dieses Jahr wurde mir also quasi geschenkt. Ich hätte gleich mit dem Studium beginnen können. Aber das Coworker-Jahr ist eine Herzenssache, man vertraut darauf, dass Gott dich führt. Ich glaube, dass man vorher schon Gott kennengelernt und eine Beziehung mit ihm haben muss.

Stichwort: Gottesbeziehung. Euer Tag begann mit der Laudes, einer Meditationszeit und der hl. Messe. Weitere Gebetszeiten kamen im Laufe des Tages dazu. Schließlich endete der Tag mit der Komplet – zusammen mit den Legionären Christi. War das zu viel?
Elias: Ja, das ist ein ganz anderer Rhythmus als zu Hause. Das ist schon eine Umstellung. Der Vorbereitungskurs war da sehr hilfreich, um besser reinzukommen. Irgendwann aber habe ich das sehr schätzen gelernt. Meine Lieblingsform des Gebetes ist die Meditation [stille Betrachtung der hl. Schrift] geworden, weil ich Gott in seinem Wort begegnen kann. Das hilft mir sehr im Alltag, Gott zu finden, zu ihm zurückzukommen. Durch das Evangelium bekommt man auf die vielen Fragen des Lebens immer wieder Antworten. Sehr geholfen hat mir auch die geistliche Begleitung durch einen Priester. Nach einem Monat hatte ich in alles gut reingefunden. Für die Zeit nach dem Coworker-Jahr habe ich mir vorgenommen, mit der täglichen Meditation weiterzumachen.

Ihr habt nicht nur gebetet, sondern als Coworker tagtäglich zusammengewohnt, gekocht, Wäsche gewaschen und sehr viel Zeit zusammen verbracht. Wo lagen für Dich die Herausforderungen?
Elias: Das ist wirklich eine Art Gemeinschaftsleben, mit den anderen Coworkern und den Legionären Christi. Da gibt es auf den Zimmern manchmal auch Spannungen und es braucht Kompromisse. Mir hat der strukturierte gemeinsame Alltag sehr geholfen, das feste Tagesprogramm, mit den Gebetszeiten usw. Mit den Legionären Christi bin ich sehr gut zurechtgekommen. Ich denke, dass sich die meisten gar nicht vorstellen können, was das für lustige Leute sind. Wir haben viel zusammen gelacht, besonders bei den Mahlzeiten. Natürlich sind das auch nur Menschen, die haben sehr viel zu tun und der Haushalt kommt da manchmal zu kurz.

Herausforderungen hatte ich eher mit den anderen Coworkern. Im Zimmer waren wir vier, zu Hause hatte ich mein eigenes Zimmer. Das Zusammenleben war nicht immer einfach und hat uns gefordert. Ich musste erst lernen, die anderen zu verstehen, mit ihnen zu reden, um sie richtig kennenzulernen. Das hat mir geholfen, reifer und demütiger zu werden.

Anderes Thema: Wie stark konntest Du Dich selbst als Coworker einbringen oder war praktisch schon alles vorgegeben?
Elias: Das kommt immer sehr stark auf die Eigeninitiative an, wie viel jeder bereit ist sich einzubringen, etwas von sich zu geben. In die Gemeinschaft in Alzgern mit den Patres konnte ich mich sehr gut einbringen. Im Apostolat waren die Patres sehr offen für eigene Ideen, und förderten das. Gemeinsam haben wir z.B. das Jugendprogramm „Grow deep“ gestaltet.

Dreimal seid Ihr Coworker aus ganz Europa zum „Coworker-Gipfel“ zusammengekommen. War das für Dich mehrwertig?
Elias: Die internationalen „Coworker-Gipfel“ fand ich sehr bereichernd. Unsere Gemeinschaft war in diesem Jahr sehr speziell, da wir neun deutschsprachige Coworker, aufgeteilt auf Spanien und Deutschland, und nur zwei nicht deutschsprachige Coworker waren. Bei den Treffen konnten wir uns gut austauschen, auch über die schwierigen Dinge, die man durchmacht. Dadurch baute sich eine richtig gute Gemeinschaft auf.

Du hast Dich am Ende des Jahres entschieden, dem RC beizutreten. Warum? Was bedeutet Dir dieser Schritt?
Elias: Ich fühle mich dem RC sehr verbunden seit ich das ECYD kenne und merkte, wie Gott mich einlud, Coworker zu sein. Dieses Jahr hat mir die optimale Gelegenheit geboten, das RC und sein Charisma noch besser kennenzulernen. Und da habe ich gemerkt, dass ich meine Beziehung zu Gott am besten im Regnum Christi leben kann. Deswegen entschloss ich mich auch dem RC beizutreten.

Was nimmst Du für Dich aus dem Coworker-Jahr konkret mit?
Elias: Ich bin vor allem selbstständiger geworden, und habe gelernt, meine Zeit fruchtbarer zu nutzen. Und auch wenn einmal weniger zu tun ist, verbringe ich die Zeit dann nicht einfach vor dem Bildschirm. Mir sind Beziehungen, gute Hobbys und vor allem meine Gottesbeziehung wichtig geworden.

Was würdest Du antworten, wenn Dich jemand fragt, ob er ein Coworker-Jahr machen sollte? Welchen Rat hättest Du für ihn?
Elias: Ich glaube, dass Coworker zu sein, auch eine Berufung ist, also etwas wozu dich Gott einlädt. So einer Einladung sollte man nachgehen. Ich kann nur sagen, dass mir das Coworker-Jahr sehr geholfen hat, als Mensch zu reifen, und in der Liebe zum Herrn und zu den Mitmenschen zu wachsen. Ich habe ein richtig gutes Jahr erleben dürfen und kann nur sagen, Gott hat Großes an mir getan.

Danke, Elias, für das ehrliche Gespräch!

[Die Fragen stellte Karl-Olaf Bergmann.]

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