Dienstag, 9. April 2013

Drei Brüder für Christus

Alberto, Jesus und Andres werden gemeinsam zu Priestern geweiht

Alberto García Gutiérrez Alberto García Gutiérrez Die Herausforderungen für die Kirche in Mexiko sind riesig

Von Brigitte Fairbanks

Es kommt schon mal vor, dass Brüder der gleichen Familie zu Priestern geweiht werden. Wenn dies aber am gleichen Tag geschieht, das gleicht einem kleinen Wunder. So erlebte Alberto García Gutiérrez vor wenigen Wochen den großen Tag seiner Ordination. Gemeinsam mit ihm wurden seine beiden jüngeren Brüder Jesus und Andres durch den Erzbischof der mexikanischen Metropole Guadalajara, Kardinal Juan Sandoval Iñiguez, im Dom der Millionenstadt zum Priester geweiht.

Meine Frau fragte mich schon, warum ich sie gehen lasse, erinnert sich Francisco Jesús García Padilla, der Vater der Jungpriester. Und ich antwortete ihr: Wenn ich sie nicht gehen lasse, dann werde ich das mein ganzes Leben bereuen. Vater Garcia stand von Anfang an hinter seinen Söhnen und unterstützte sie, wo er nur konnte. Er verstand sehr gut ihren Wunsch, ihr Leben Gott zu weihen, aber auch ihre Zweifel, denn er war als Jugendlicher selbst drauf und dran gewesen, den Priesterberuf zu ergreifen. Über ein Jahr war er im Seminar und hatte dabei den heutigen Bischof von Zamora, Javier Navarro Rodriguez, heute ein Freund der Familie kennengelernt.

Den Allmächtigen in Händen

Alberto, Jesus und Andres bekamen also eine gehörige Portion christlicher Erziehung in die Wiege gelegt. Es war selbstverständlich, dass die Söhne der insgesamt neunköpfigen Familie Messdiener in der Pfarrei Santa Sofía in Tlaquepaque wurden. Als ich bei der Eucharistie sah, wie der Priester, dieser doch einfache Mensch, bei der Wandlung den Allmächtigen in Händen halten durfte, das hat mich tief beeindruckt, gesteht Alberto Garcia, mit 32 Jahren der Älteste des Kleeblatts.

Alberto wuchs mit seinen Geschwistern in einfachen Verhältnissen auf. Ohne Scheu gesteht er ein, dass es für ihn und seine Brüder das größte Vergnügen war, Priester zu spielen. Sie zogen lange Kleider an und hielten Heilige Messe. Als dann einmal, ich war so in der sechsten Klasse, die Legionäre Christi in der Schule vorbeikamen und uns zu einer Erlebniswoche einluden, probierten wir das aus. Und ich war so erstaunt, wie freundlich alle zu mir waren, obwohl sie mich doch gar nicht kannten, erinnert sich Alberto an seinen ersten Kontakt mit der Priestergemeinschaft der Legionäre Christi.

Alberto und sein Bruder Andres, 29, folgten dem Ruf der Legionäre und traten in die Kongregation ein. Beide erwartet die Aufgabe, künftige Priesterkandidaten auszubilden; Alberto wird nach Brasilien entsandt, Andres bleibt im Seminar in Guadalajara. Der 31-jährige Jesus wird dagegen als Diözesanpriester in der Pfarrei San Eugenio Papa in Guadalajara seinen Dienst versehen. Sich heute für den Priesterberuf zu entscheiden ist nicht gerade alltäglich. Zwar gehört die Erzdiözese Guadalajara zu den begnadeten, denn das Priesterseminar sprudelt vor Leben. In anderen sieht es dagegen düster aus. Dabei braucht Mexiko dringend Priester. Nach Angaben der bischöflichen Kommission für Berufungen fehlen etwa 10 000 Geistliche. Die Unterschiede sind beträchtlich. Das Erzbistum Mexiko steht mit rund 2 500 Katholiken pro Priester gut da. In der Nachbardiözese Netzahualcóyotl entfallen dagegen auf einen Priester 50 000 Katholiken. Wenn sich darum drei Brüder für die Priesterkarriere entscheiden, dann ist das ein Grund zum Feiern. Wir wurden von unserer Pfarrei empfangen wie ein Bischof, lacht Alberto.

Vergessen sind da die Momente des Zweifels. Ich hatte mir vorgestellt, einmal eine Familie zu gründen. Jesus und Andres waren da entschlossener als ich, erzählt der sportbegeisterte Alberto. Es war auch, als wollte ich dem lieben Gott mehr Zeit zum Überlegen geben.

Der Rückhalt in der Familie half sehr, ihn gegen Attacken von außen abzuschirmen. Alberto gesteht zu, dass in der Gesellschaft Priester nicht immer auf Verständnis stoßen. Unter all meinen Bekannten gab es auch zwei Mädchen, die meinen Entschluss nicht verstanden. Aber da kann ich nichts machen; jeder hat seinen Weg zu gehen, sagt der attraktive Jungpriester.

Immer wieder hört man von Priesteramtskandidaten und Ausbildern, dass Eltern im Priesterberuf keine Zukunft sehen und daher diesen Berufswunsch blockieren. Lerne doch was Gescheites, heißt es oft. Auch die Pädophilieskandale haben das Ansehen des Geistlichen beschädigt. Die kirchenfeindliche mexikanische Presse tut ein Übriges. Wenn ich am Morgen aufstehe, da hilft mir das Gebet, die Meditation. Jesus war wie wir mit den gleichen Problemen konfrontiert. Alberto findet Stärke in diesem Vorbild. Sicher wisse er um die Kritik. Und das sei schwierig, denn wir sind ja schließlich auch nur Menschen. So hat sich Alberto gegen Spott oder Angriffe eine gute Verteidigungswaffe zugelegt: Da hilft mir meine priesterliche Kleidung. Der Clergyman ist für mich nichts anderes als das äußere Zeichen, mit dem ich stolz meine Zugehörigkeit zur Kirche bekunde. Keinen stört es, wenn ich ein Trikot von Inter Mailand oder einem anderen bekannten Sportverein trage. Und wenn mich einer von der gegnerischen Mannschaft schief anschaut, dann muss ich das ertragen.

Kirchenfeindliche Umgebung

Einmal wurde Alberto auch angespuckt. Da sagte ich mir: Danke, das bin ich also für diese Leute. Sicher nimmt einen das mit. Aber andererseits werde ich mir bewusst, dass ich Jesus Christus, den größten Menschen aller Zeiten, repräsentiere. Ich bin ein Instrument des Lichts für die Menschen, auch wenn mich das Kraft kostet, diese Missachtung, diese Verfolgung und dieser Abscheu.

Alberto appelliert an alle jungen Leute, die den Ruf Gottes in sich spüren, sich ohne Scham zu Christus zu bekennen. Jeder junge Mann, der Priester werden will, der soll die Hosen anziehen, wie wir hier in Mexiko sagen. Jeder muss sein Kreuz auf sich nehmen. Da denke ich nicht nur an die Priester, sondern auch an die Missionare, Ordensleute, Katechisten, ja an jeden Katholiken in seiner Familie, damit sie die Liebe Christi in alle Welt tragen.

Andres, das Kücken, meint: Zuerst muss ich mich selber fragen, was ich von Gott will. Und ganz gleich welche Entscheidung ich treffe: Ich muss mich total dem Leben hingeben, das ich einmal gewählt habe. Das Wichtigste sei aber: Großzügig sein und keine Angst haben, denn wenn Gott dir diese Berufung gibt, dann ist das das größte Geschenk das du auf dieser Welt erhalten kannst.

Vater Garcia ist stolz auf seine Söhne. Er schreibt viel der Erziehung zu. Was für ein Vorbild gibt ein Vater, der vielleicht trinkt, der gewalttätig ist, der Drogen nimmt? Kopfschüttelnd beobachtet er heute junge Familien, die ihre Kinder während der Messe nicht anhalten, andächtig zu sein und die Hände zu falten. Wenn der Samen nicht in der Familie gesät wird, wie kann er aufgehen?

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Die Tagespost

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  • Untertitel:

    Alberto, Jesus und Andres werden gemeinsam zu Priestern geweiht

  • Region: Mexiko

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