Donnerstag, 4. November 2021

„Lieber Gott, der Nachbar hat auch noch Kinder!“

Pater Michael Hemm LC (33) ist im August in Altötting zum Diakon geweiht worden. Auch zwei weitere Geschwister leben geistliche Berufungen. Wie erleben Eltern diesen mehrfachen Ruf, wie gehen sie damit um?

Herr Hemm, Ihr Sohn Michael wurde am 28. August 2021 zum Diakon geweiht und im Mai 2022 zum Priester, auch Peter will Priester werden, Ihre Tochter Maria ist gottgeweihte Frau des Regnum Christi. Was ist bloß in dieser Familie los?
Paul Hemm: Wenn ich darüber nachdenke, bin ich zutiefst beeindruckt, wie Gott ist. Wie der Vater ist. Ich konnte wirklich in meinem Leben stückweise erkennen, wie Gott Vater ist. Und wie er das auch mir als irdischen Vater weitergibt, wie diese Vaterschaften miteinander verbunden sind. Ich bin einfach nur zutiefst bewegt über diesen, unseren Gott, über seine Nähe, über seine väterliche Liebe, über seine Antwort auf unser Verhalten, dass wir nicht fähig sind, so zu lieben wie er. Seine Antwort darauf ist, dass er seinen Sohn hingibt, sodass unsere Schuld gelöst ist und wir frei sein können. Ein unbegreifliches Wirken, eine unbegreifliche Art, aber auch eine Art, in die ich mich einfach hineinstürzen kann. Da erlebe ich meine Freiheit, da erlebe ich das Reich Gottes stückweise schon jetzt. Für mich ist Gott die Wurzel alles Wunderbaren. Und ich bin ein Mensch, ein Werkzeug in seiner Hand.
 
Ein Werkzeug in Gottes Hand, wie zeigt sich das?
Paul Hemm: Ich bin ein Mensch wie jeder andere. Ich fühle Schmerz und Freude. Ich mache Fehler und bereue sie. Ich denke manchmal ‚hättest du nicht gesprochen und auch hättest du mehr gesprochen, hättest du da etwas gesagt. Ich freue mich über jeden Menschen und rede gerne mit jedem, würde aber oft lieber etwas mehr über die Schönheit Gottes reden. Ich bete schon fast mein ganzes Leben für die Priester, weil ich einmal erfahren habe, welch großes Geschenk ein Priester für die Kirche ist. Und in der Familie beten wir für jedes unserer Kinder.
Hannelore Hemm: Ich habe öfters mal gebetet: Lieber Gott, wenn du willst, dass eines unserer Kinder eine Berufung hat – wenn also eines einmal Priester werden soll, dann bitte ich um einen richtig guten Priester, einen richtig guten Seelsorger. Dass er treu zum Papst und zur Kirche steht, dass er ganz für die Menschen da ist.
 
Sie beten als Eltern, daraus erwachsen Berufungen?
Hannelore Hemm: Sucht zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben‘ galt bei uns schon immer. Das Wichtigste ist aber das, was der liebe Gott will. Michael und Maria haben als Kinder so ungefähr im Alter von 12, 13 Jahren auf Fragen nach möglichen Berufen halb im Scherz geantwortet, er mache den Pfarrer und sie die Haushälterin. Das ist vielleicht auch daraus entstanden, dass Michaels Patenonkel tatsächlich Pfarrer ist und wir bei ihm öfters zum Essen eingeladen waren. Und seine Schwester war die Haushälterin. Den Weg kann man aber nicht vorhersagen. Ich habe dem Michael beim Eintritt ins Noviziat gesagt, dass ihm die Türen zu Hause immer offenstehen werden. Wenn er erkennt, dass der Weg zum Priester doch nicht seiner ist, kann er immer zu uns kommen.
Paul Hemm: Der liebe Gott tut so viele große Dinge … Ich bin nur Vater von acht Kindern und die habe ich von ihm geschenkt bekommen. Aber den Ruf an sie hat Gott gesandt. Ich erinnere mich noch genau daran, als Michael zum Ende des Abiturjahres nicht genau wusste, was er machen solle. Aber als er es dann wusste, das sind seine nächsten Schritte und das ist sein Weg, war das etwas Wunderschönes für mich.
 
Frau Hemm, sie haben gebetet: ´Herr, wenn du willst, dass eines unserer Kinder eine Berufung hat …´ Jetzt sieht es nach drei Berufungen aus.
Hannelore Hemm: Ja! 2006 oder 2007 hatte unser Bischof ein Jahr der Berufung ausgerufen. In jeder kleinen Ortschaft hat es eine Berufungskerze gegeben, die bei den Gottesdiensten und anderen Anlässen gebrannt hat. Und wenn wir in der Kirche Rosenkranz gebetet haben, habe ich immer voller Energie diese Kerze angesehen und gesagt: Jawohl, lieber Gott, wir brauchen Berufungen! Dann hat Peter begonnen zu sagen, dass er auf die Apostolische Schule gehen möchte – und Michael, dass er ein Coworker absolvieren möchte. Ein Jahr danach ging Maria zu den gottgeweihten Frauen. Und dann habe ich gesagt: ´Ja, lieber Gott, es ist sehr gut, wir brauchen Berufungen. Aber der Nachbar hat auch noch Kinder!´ Drei ist schon ein wenig ´wow´. Aber wir waren einfach immer offen für das, was der liebe Gott will.

(Das Interview führte Franz Schöffmann.)

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    Pater Michael Hemm LC (33) ist im August in Altötting zum Diakon geweiht worden. Auch zwei weitere Geschwister leben geistliche Berufungen. Wie erleben Eltern diesen mehrfachen Ruf, wie gehen sie damit um?

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
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  • Region: Deutschland

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