Dienstag, 29. Juni 2021

Theologie als Entstehungsprozess

Probevorlesung von P. Tobias Völkl LC und Verteidigung seiner Promotionsschrift über die Eucharistie in der Theologie des Petrus Lombardus in Sankt Georgen

Am 15. April dieses Jahres hielt P. Tobias Völkl LC seine Probevorlesung an der Philosophisch-Theologischen Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main. Am Tag darauf verteidigte er erfolgreich seine Promotionsschrift an der er in den letzten Jahren von Rom aus gearbeitet hatte.

In der Probevorlesung (gemäß Ordnung für das Doktorat § 8 Abs. 3) ging er dem Thema nach: „Das Zeitalter der Reformation: Die Predigt katholischer Kleriker im Zeichen des Konfessionalismus und das Trienter Konzil“.

München, Kalifornien, Rom

Pater Tobias Völkl stammt aus München und ist seit 2017 Spiritual am Kolleg der Legionäre Christi in Rom; außerdem arbeitet er gelegentlich als Assistent an der ordenseigenen Hochschule der Legionäre Christi in Rom.

Vor seinem Eintritt in die Ordensgemeinschaft der Legionäre Christi studierte er vier Jahre Maschinenbau an der TU München, setzte sein Studium am „California Institute of Technology“ in Pasadena fort, wo er 1996 den Master in Aeronautics (Raumfahrwissenschaft) abschloss und 2000 den Doktortitel erhielt. Danach arbeitete er ein Jahr lang als Stipendiat am „California Institute of Technology“.

Während seines Studiums lernte er die Legionäre Christi kennen und trat im Sommer 2001 in den USA in die Ordensgemeinschaft ein. Das Noviziat absolvierte er von 2001 bis 2003 in Bad Münstereifel, danach folgte seine philosophische und theologische Ausbildung an der Päpstlichen Hochschule „Regina Apostolorum“ in Rom. Im Dezember 2008 wurde er zum Priester geweiht. Es schloss sich ein Lizenziatsstudium in dogmatischer Theologie an, darauf begann er die Forschungsarbeit für seine theologische Doktorthese am Hugo von Sankt Viktor-Institut der Hochschule Sankt Georgen.

Eucharistie – Theologie – Wissenschaft

In seiner theologischen Promotionsschrift befasst sich P. Tobias mit der Eucharistie in der Theologie des Petrus Lombardus.

Um was geht es?

Die „Sentenzen“ des im 12. Jahrhundert in Paris tätigen Theologen Petrus Lombardus (gestorben 1160) stellen ein frühes Beispiel eines Lehrbuches der Theologie dar, das aufbauend auf der Heiligen Schrift und der Überlieferung der Kirchenväter eine Gesamtdarstellung der Botschaft der Offenbarung bieten möchte. Dieses Werk erlaubt es daher, Theologie in ihren Entstehungsprozessen zu studieren, und zwar in einem wichtigen Moment des Übergangs hin zu einer systematisierten, verwissenschaftlichten Theologie.

Mit seiner Dissertation möchte P. Tobias solche Entwicklungsvorgänge beispielhaft am Thema der Eucharistie untersuchen, in dem Bewusstsein, dass dieses Sakrament eine zentrale Stellung im Leben der Kirche hat.

Petrus Lombardus verstand Theologie nicht nur als eine theoretische Wissenschaft, sondern auch als einen lebendigen Weg des Glaubens, den er selbst und seine Leser gehen, „geführt durch den WEG“, Jesus Christus selbst („Via duce“, wie Petrus Lombardus sagt – daher der Titel seiner Dissertation).

In der Person Jesu, den Petrus Lombardus als den menschgewordenen Sohn Gottes bekannte, offenbart sich das Heilswirken Gottes, das aus der ewigen Gemeinschaft der Heiligen Dreifaltigkeit heraus in der Geschichte des Menschen wirksam wird. In seiner Dissertation zeigt P. Tobias dies beispielhaft an der Eucharistie innerhalb des gesamten Kontextes der „Sentenzen“. Denn in diesem Sakrament wird besonders deutlich, wie Gott zu unserem Heil direkt in die geschaffene Wirklichkeit eingreift in der eucharistischen Wandlung und in dem Wirken des Heiligen Geistes in den Herzen der Menschen“, so P. Tobias. Letzteres sei für Petrus Lombardus ein wichtiger Aspekt der Eucharistie, weil dadurch die Liebe Christi, der am Kreuz sein Leben für seine Freunde gibt, im Menschen gegenwärtig würde.

Diese dynamische Sicht der Eucharistie sei beispielhaft für das theologische Projekt des Petrus Lombardus insgesamt und erinnere daran, dass die metaphysisch geprägte Durchdringung der Offenbarungsinhalte in der späteren Scholastik nur in diesem existenziellen Zusammenhang ihren eigentlichen Sinn und Ursprung habe, betont er.

Rezeption des II. Vatikanischen Konzils

Die Promotionsarbeit von P. Tobias versteht sich nach dessen eigenen Worten im Sinn der Rezeption des Zweiten Vatikanischen Konzils, also der Reflexion und Umsetzung der Botschaft des Konzils.

Das Konzil hat das Bewusstsein erneuert, dass Offenbarung sich in der Geschichte der Kirche ereignet, und somit eine lebendige Wirklichkeit ist, ein Dialog, in den Gott mit dem Menschen eintreten möchte. Somit haben die Konzilsväter den Neuansatz in der Theologie bestätigt, der in dieser Zeit stattfand, und der den geschichtlichen Quellen der Theologie neue Aufmerksamkeit widmete, wie dies damals von Autoren wie Henri De Lubac vorangetrieben wurde“, erklärt P. Tobias. Deren Werke hätten ihn motiviert sich mit einem mittelalterlichen Autor auseinanderzusetzen in der Gewissheit, dass dies auch für die heutige Zeit bedeutsam ist, „weil Theologie nicht umhinkann, sich den Glauben der Kirche aus den historischen Quellen, die Zeugen der lebendigen Tradition sind, zu erschließen“.

Theologie und der persönliche Weg im Glauben – und damit auch die Begleitung anderer auf ihrem Weg, die derzeit seine besondere Aufgabe in Rom ist – seien für ihn nicht zu trennen. „Dies war schon im Mittelalter so, als die Lesung und das Studium der Heiligen Schrift den Kontext des Lebens und des Gebets bildeten. Und so ist auch heute klar, dass Theologie in der Annahme des eigenen Daseins bestehen muss, die sich in Gebet und Nachfolge konkretisiert (einer Aussage von Pater Karl Rahner SJ folgend). Die Beschäftigung mit Petrus Lombardus hat mir dabei geholfen, und dies war die Motivation, diese Arbeit bis zum Ende durchzuführen.“

Höchstes wissenschaftliches Niveau

Auf die Frage, warum er für diese Arbeit die Hochschule St. Georgen in Deutschland ausgewählt hätte, antwortet P. Tobias:

„Die Gründe dafür sind gut im Leitbild der Hochschule wiedergegeben, an das ich mich hier anlehne: ein Studium, das von höchstem wissenschaftlichen, international anerkannten Niveau und einer fundierten, kirchlichen Spiritualität geprägt ist, die sich bemüht, die Präsenz Gottes in dieser Welt zu entdecken. Eine akademische Gemeinschaft, in der Pluralität willkommen ist und die Fähigkeit zu authentischem Dialog gepflegt wird, und die daher heilend und schützend wirkt gegen jede Tendenz zur Ideologisierung.“

Beauftragung als Spiritual in Rom

Von 2011 bis 2017 war P. Tobias Völkl als Studienpräfekt am Kolleg der Legionäre Christi in Rom tätig, seit vier Jahren wirkt er dort als einer der Spirituale. Als Lehrbeauftragter führt er dabei gelegentlich Vorlesungen oder Seminare innerhalb des Theologiestudiums der Seminaristen oder des Studiums der Religionswissenschaften für Menschen in anderen Berufungen und Diensten der Kirche durch, die an der von der Kongregation getragenen Hochschule „Regina Apostolorum“ durchgeführt werden. Diese Arbeit und die Beauftragung als Spiritual wird er voraussichtlich auch in den nächsten zwei Jahren in Rom wahrnehmen.

 

Karl-Olaf Bergmann

Additional Info

  • Untertitel:

    Probevorlesung von P. Tobias Völkl LC und Verteidigung seiner Promotionsschrift über die Eucharistie in der Theologie des Petrus Lombardus in Sankt Georgen

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
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  • Druck / PDF: Ja
  • Region: Deutschland

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