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Dienstag, 21. Mai 2013

„Dem geglaubt, der sie berufen hat“

Predigt des Päpstlichen Delegaten während der Priesterweihe 2012

Kardinal De Paolis während der PredigtKardinal De Paolis während der PredigtRom, Lateranbasilika, 15. Dezember 2012, Predigt des Päpstlichen Delegaten Kardinal Velasio De Paolis während der Priesterweihe der Legionäre Christi.

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Heute feiern wir ein Fest. Dies ist ein wichtiger Tag für uns. Der Herr macht heute der Kirche durch die Kongregation der Legionäre Christi ein großes Geschenk; eine stattliche Gruppe junger Männer lässt sich zu Priestern weihen. Wir brauchen Priester, denn wir brauchen Christus, den ewigen Hohenpriester, den Gott zu unserem Heil und zu unserer Erlösung bestimmt hat.

Christus, der ewige Hohepriester

Nach dem Heilsplan Gottes brauchte die Menschheit gerade ein solches Priestertum, eines, das nicht etwa aus Riten besteht, die der Mensch sich ausgedacht hat, bei dem wir Menschen lediglich daran erinnert werden, dass wir Gott brauchen; auch nicht eines wie das Priestertum des Aaron, in dem nach den Vorschriften des Alten Bundes Tieropfer dargebracht wurden, um uns an unsere Sündhaftigkeit und an unsere Heilsbedürftigkeit zu erinnern, was uns aber nicht erneuern und zu Gott, dem eigentlichen Sinn unseres Lebens, führen konnte. Das Priestertum, das uns Gott geschenkt hat, ist das seines Sohnes Jesus Christus, der sich in vollkommener Liebe zu Gott und den Menschen ein für allemal hingegeben hat. Christus hat den Tod besiegt, er hat die Sünde vernichtet; er hat den Anfang zu einer neuen Schöpfung und zu einer neuen Menschheit gesetzt; er hat aus ihr die Familie Gottes gemacht und in sich die ganze Heilsgeschichte aufs Neue zusammengefasst. Auf diese Weise wurde er für alle Zeiten und für alle Menschen als ewiger und einziger Hoherpriester eingesetzt; er ist der einzige Mittler und der einzige Erlöser; Gott hat verfügt, dass die ganze Menschheit nur in seinem Namen Heil erlangen kann. Er ist der wahre Mensch, auf den jeder Mensch schauen, von dem er sich erleuchten lassen und aus dem er das Leben schöpfen soll; in ihm soll der Mensch verwandelt und vergöttlicht werden, damit sich so der vollständige Plan Gottes über die Menschheitsgeschichte verwirklicht.

Das Bedürfnis des Menschen nach Christus, dem ewigen Hohenpriester

Christus ist der Mensch, dem jeder Mensch allerorts und zu allen Zeiten begegnen muss, um so die Wahrheit über Gott und sich selbst zu erfahren und das Ziel des eigenen Lebens, Glück und Sinnerfüllung, erlangen zu können. Er hat selbst gesagt: „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben." „Ich bin das Licht der Welt." „Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis umhergehen, sondern wird das Licht des Lebens haben." Jeder Mensch muss durch das Wasser und den Heiligen Geist in ihm neu geboren werden (Taufe); in ihm muss jeder Mensch durch die Kraft des Heiligen Geistes gestärkt werden, damit er unter seiner Führung als Sohn Gottes leben kann; jeder Mensch muss von ihm, dem Brot des ewigen Lebens, gespeist und durch diese Speise von ihm verwandelt werden, damit er in Gott und für Gott leben kann: Jeder Mensch braucht dieses Brot und das ewige Leben, das Christus selbst ist, der jedem von uns sein Leben anbietet und es für ihn hingibt, denn wir alle sind dazu berufen, durch ihn, mit ihm und für ihn zu leben. Jeder Mensch muss Christus begegnen, um von ihm Vergebung zu empfangen, um von ihm erneuert und neu geschaffen zu werden und so seiner Würde gemäß als Sohn Gottes leben zu können, um aufgeschlossen zu sein gegenüber der vollständigen Offenbarung seiner eigenen Identität, nämlich Kind Gottes zu sein. Jeder Mensch muss Christus begegnen, um sein Wort, das ewiges Leben ist, zu hören und ihm gemäß zu leben. Jeder Mensch braucht Christus, den ewigen Hohenpriester, um das ewige Leben zu haben!

Der katholische Priester als Diener Christi und des Menschen

Durch das Priestertum, das ein Geschenk Christi ist, tritt er selbst in die Geschichte eines jeden Menschen ein; hierzu bedient er sich des Weihesakraments. Durch die heilige Weihe wird der Mensch Christus gleichgestaltet, so dass Christus dank dieser Person im Leben aller gegenwärtig werden und jeden Menschen auf dem Weg zum Heil begleiten kann. Die Kirche lehrt, dass der Priester in der Person Christi handelt. Durch den Priester ist der auferstandene Christus in der Kirche und in der Geschichte der Menschheit gegenwärtig. Es ist sein Wort, das er erschallen lässt, sein Leben, das er austeilt. Er ist es, der durch den Priester jeden Menschen erneuert, ihm seinen Heiligen Geist mitteilt und ihn zur Fülle des ewigen Lebens bringt. Als Priester ist man Knecht, Diener. Vor allem aber Diener Christi. Deswegen muss der Priester Christi Wort hören, in Gemeinschaft mit ihm leben, von ihm verwandelt werden, damit auch an seinem Lebensstil ersichtlich wird, welch tiefes Geheimnis er in sich trägt. Er ist außerdem Diener der Gemeinschaft, der Brüder, denen er den Dienst an Christi Wort und an seiner heiligmachenden Gnade leisten, ja das Geheimnis Christi selbst bringen muss. Der Priester muss sich also selbst im Geheimnis Christi wiedererkennen: im Geheimnis seiner Liebe und seiner Gnade. Die Worte des Evangeliums, die wir gehört haben, gewinnen gerade im Leben des Priesters volle Bedeutung: Er wurde von Christus geliebt: Er ist dazu berufen, in seiner Liebe zu bleiben, wie die Rebe im Weinstock, in Treue zu seinem Willen; er ist dazu berufen, an ihm seine Freude zu haben; berufen, nach dem Beispiel Jesu durch die Hingabe des eigenen Lebens Zeuge der Liebe Gottes zu sein; berufen, als Freund Jesu zu leben, im Hinhören auf das, was er ihm sagen und mitteilen will. Auf diese Weise wird er viel Frucht bringen.

Es handelt sich um eine Berufung, die den Menschen übersteigt. – Ja, sie ist in der Tat übermenschlich. Gerade weil es sich um eine göttliche Wirklichkeit handelt, überragt sie den Menschen. Aber die Gnade des Sakramentes verwandelt den Menschen und befähigt ihn, göttliche Dinge zu tun. Für Gott ist nichts unmöglich! Als Priester erfährt man wie der Prophet Jeremias – und noch mehr als dieser – die eigene Schwäche und Gebrechlichkeit. Diese Erfahrung ist heilsam, wenn sie den Priester vor denjenigen stellt, der ihm allein die Gnade der Treue, der Liebe und der Ganzhingabe schenken kann. Auch darin legt der Priester Zeugnis von Gott ab: Er muss ein Zeuge für die Macht der göttlichen Gnade sein, denn Gott will den Menschen über einen rein menschlich und irdisch geprägten Horizont hinausführen. Er ist Zeuge der Gnade Gottes, die ihn verwandelt und in die das Leben des Menschen eingetaucht ist. Ohne die Gnade befindet sich der Mensch in der Finsternis, er hat kein Ziel, er hat keine Hoffnung. Dieses Zeugnis braucht gerade der moderne Mensch, der sich seiner verweltlichten Mentalität mit ihrem lediglich irdischen und vergänglichen Lebenshorizont zu überlassen scheint. Die christliche Sichtweise, die der Priester wecken und neu aufleben lassen muss, hält nach viel Höherem Ausschau.

Der Augenblick, den die Legion durchlebt

Liebe jungen Männer, Sie sind Mitglieder der Legionäre Christi, einer Ordensgemeinschaft, die eine sehr schwierige Phase ihrer Geschichte bewältigen musste. Diese war gezeichnet von der Sünde, von Enttäuschung, vielleicht auch von Kummer und Demütigung. Wie der heilige Paulus es ausdrückt, sind Sie von allen Seiten bedrängt worden. Aber Sie haben Ihren Weg fortgesetzt. Sie haben nicht den Mut verloren. Sie sind beharrlich Ihrer Berufung gefolgt. Sie haben dem geglaubt, der Sie berufen hat. Sie haben auf die Gnade vertraut. Die Gnade vermag alles. Ihr Leben, Ihre heutige Weihe ist ein Zeugnis für die Gnade, die voranschreitet, vergibt, erneuert, ein neues Herz schafft, Mut schöpft, Hoffnung spendet und kraft der Gewissheit der göttlichen Liebe Sicherheit verleiht. Möge der ewige Hohepriester Sie auf Ihrem Weg begleiten und mögen Sie ihn in allen Wechselfällen des Lebens auf würdige Weise vor den Menschen vertreten.

Additional Info

  • Untertitel:

    Predigt des Päpstlichen Delegaten während der Priesterweihe 2012

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
  • Region: International

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