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Donnerstag, 28. Oktober 2021

Wir sind aus Liebe und für die Liebe geschaffen

Geistlicher und missionarischer Impuls zum Gedenktag Allerseelen, 2. November 2021, von P. Konstantin Ballestrem LC.

Die Gegenwart Jesu Christi ist nicht etwas in sich Ruhendes, sondern sie ist eine Macht, die auf uns ausgreift, die uns aufnehmen und in sich hineinführen will.“

Joseph Ratzinger – Benedikt XVI.

 

Einiges lässt uns derzeit unsere Verwundbarkeit stark erfahren: immer noch die Gefährdungen und Belastungen durch die Corona-Pandemie, dann jene Regenflut im Juli und andere Naturkatastrophen weltweit. Wir können uns nichts vormachen: Zerstörung, Leiden und Sterben geliebter Menschen treten bedrängender als zuvor an uns heran und werfen grundsätzliche Fragen auf. Mancher Mund, auch manches Herz verstummt davor. Unsere gegenwärtige Kultur hat viel Mühe darauf verwendet, Leid und Tod aus unserem Bewusstsein zu verdrängen. Doch verhindert solches Verdrängen nicht gerade die Antworten, nach denen wir zuinnerst verlangen, um jetzt in rechter Weise zu reagieren, wahre Worte zu finden und auch gut zu handeln?

In Bad Münstereifel hat unsere Gemeinschaft das Leid der Menschen durch die Flutkatastrophe hautnah miterlebt und ist auch immer noch nahe dran. Doch inmitten dieser Katastrophe stehen Betroffene einander bei wie nie zuvor und ebenso unzählige Helfer von außerhalb, die einfach anpacken und trösten, ohne nach sich selbst zu fragen. Diese Erfahrung echter Nächstenliebe inmitten der Not bewegt viele Herzen von Betroffenen und Helfern sehr, sie macht Mut.

Dass Menschen für diese Erfahrung selbst in einer solchen Notsituation berührbar sind, lässt unser innerstes, von Gott in uns gelegtes Bedürfnis aufscheinen: Liebe, Nähe, Schutz und Geborgenheit zu finden und zu schenken. Wir sind aus Liebe und für die Liebe geschaffen, doch seit Misstrauen und das Nein gegen Gott ins menschliche Herz einzogen, muss jeder von uns darum kämpfen, solche Liebe aufzubringen und ihrer Kraft zu vertrauen. Unser Lebensweg ist wie ein ständiges Suchen nach Liebe und verirrt sich doch immer wieder in eine Selbstbezogenheit, die sich gegen Gott, den Nächsten, die Schöpfung und damit auch gegen sich selbst wendet:

„Der Mensch ist Beziehung und er hat sein Leben, sich selbst, nur in der Weise der Beziehung… Sünde aber bedeutet: die Beziehung stören oder zerstören. Sünde ist Leugnung der Beziehung, weil sie den Menschen zum Gott machen will. Erlöst werden können wir nur, wenn der, von dem wir uns abgeschnitten haben, neu auf uns zugeht und uns die Hand reicht“ (Benedikt XVI).

In Jesus Christus ist Gott in einer absoluten Weise auf uns zugegangen. In ihm reicht er uns seine Hand an jedem Tag neu, an dem die Kirche in der Feier der hl. Messe seine Gegenwart und die Fruchtbarkeit seines erlösenden Opfers erlebt. Im Sakrament der Liebe Gottes macht sich Christus für uns zur Speise und zum Trank. Aus ihm sollen wir alles schöpfen, um ganz heil und liebend zu werden.

Zeugen dafür sind alle Heiligen, die die Kirche am 1. November feiert, weil sie in der Liebe vollendet sind und jedem von uns hier auf Erden im eigenen Ringen um die Liebe beistehen. Zeugen dafür sind auch die Seelen der Verstorbenen, die sich noch im Zustand der Läuterung von allem befinden, was in ihnen lieblos war. Sie haben sich ganz dem Feuer der Liebe Christi überlassen, denn nichts läutert und heilt unsere Seele mehr als die Begegnung mit vollkommener Liebe, sobald wir uns ihr öffnen. Sie bringt in uns einen Schmerz über unseren eigenen Mangel an Liebe hervor, der uns aufschließt für die heilende Macht der Barmherzigkeit Gottes.

Diese Macht der Barmherzigkeit finden wir in der äußerlich so unscheinbaren, so verletzlich scheinenden Eucharistie. Jesus Christus gibt uns sich selbst zur Nahrung und er besteht auf der Notwendigkeit für uns, dass wir ihn empfangen: „Amen, amen, ich sage euch: Wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht esst und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch“ (Joh 6,53). Ihn in der hl. Kommunion zu empfangen, seine Gegenwart in der Eucharistie anzubeten und sich dieser Macht anzuvertrauen, heilt unser Misstrauen gegen die Liebe und unser Nein gegen Gott von innen heraus.

Darum ermutige ich Sie, in geistiger Gemeinschaft mit uns Ordensleuten in der Gebetswoche für die Verstorbenen, die die Kirche von Allerseelen bis zum 8. November begeht, besondere Zeiten der Anbetung Jesu Christi in der Eucharistie zu halten, die heilige Messe mitzufeiern und sie auch für die Verstorbenen aufzuopfern. Vielleicht helfen Ihnen die Worte aus dem Hochgebet II und der Heiligen Schrift zur Betrachtung der Gnadenfülle der Eucharistie.

In Bad Münstereifel haben wir gemeinsam mit den Schülern unserer Apostolischen Schule direkt nach der Flut nicht nur mit der Verteilung von Essen und bei Aufräumarbeiten geholfen. Es war uns wichtig, den Menschen auch die Begegnung mit Jesus Christus in der Eucharistie zu ermöglichen – vor der in der Kirche ausgesetzten Monstranz. Denn Er hat all unser Leid getragen und überwunden. Wer zu Christus kam, konnte bei ihm zur Ruhe kommen, Trost finden, Kraft schöpfen und begegnete dem, der selbst aus aller Not führen will und wird.

Was immer uns bedrängt, es muss uns zuerst zu dieser Quelle der Liebe, aller Gnaden und des Lebens führen: Jesus Christus in der Eucharistie. Lassen wir uns nicht davon abhalten!

In Christus,

Euer P. Konstantin Ballestrem LC

 

Additional Info

  • Untertitel:

    Geistlicher und missionarischer Impuls zum Gedenktag Allerseelen, 2. November 2021, von P. Konstantin Ballestrem LC.

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
  • Datum: Ja
  • Druck / PDF: Ja
  • Region: Deutschland

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