Donnerstag, 6. Juni 2019

„Gottes Angesicht, das in Liebe auf uns blickt“

Gedanken von P. Konstantin Ballestrem LC (Novizenmeister) zum Pfingstfest

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„Die Hoffnung aber lässt nicht zugrunde gehen;
denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen
durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.“

(Röm 5,5)

 

Ein Blick sagt mehr als tausend Worte – eine Volksweisheit, die auch die moderne Kommunikationswissenschaft bestätigt. Haben Sie das nicht selbst schon erfahren, als eine Person, die Ihnen viel bedeutet, Sie mit einem Blick aufrichtiger Liebe oder mit echtem Wohlwollen ansah?

Durch einen solchen Blick können Mauern von Misstrauen, Fangnetze aus Zweifeln oder Ängsten zwischen Menschen in sich zusammenfallen. In einem solchen Blick ereignet sich ein ganz neues Erkennen der Person, die mich in Liebe anblickt. In einem solchen Blick wird mir auch ein neues Erkennen meiner selbst geschenkt, wenn ich mich angenommen und geliebt erfahren darf. Alle meine Lebensbezüge können in neuem Licht erstrahlen und meinem Sein und Leben daraus ein Trost gegeben sein, der alles durchdringt. Allein durch einen Blick aufrichtiger Liebe in einem geliebten Angesicht...

Gottes Angesicht, das in Liebe auf uns blickt, durchzieht als Motiv die Heilige Schrift von Anfang an. Ob schon im ersten Schöpfungsbericht – „Gott sah alles an, was er gemacht hatte: Und siehe, es war sehr gut.“ (1 Mose 1, 31) – oder im Aaronitischen Segen, dessen Worte Gott selbst dem Mose offenbarte – „... Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten...“ (4 Mose 6, 24-27) – oder auch im flehentlichen Bitten des Psalmisten – „Dein Angesicht, HERR, will ich suchen. Verbirg nicht dein Angesicht vor mir ...“ (Ps 27,8-9).

Der Evangelist Johannes rahmt in das Motiv, Gott zu sehen, seine Verkündigung nahezu ein: „Niemand hat Gott je gesehen. Der Einzige, der Gott ist und am Herzen des Vaters ruht, er hat Kunde gebracht“ (Joh 1,18). Jesus brachte die Kunde, dass Gott auf jeden Einzelnen blickt, sein Heilswirken vollzog sich im Anschauen, in tiefen persönlichen Begegnungen. Nach Johannes wird es auch die endgültige Erfüllung des Menschen sein, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen: „Geliebte, jetzt sind wir Kinder Gottes. Doch ist noch nicht offenbar geworden, was wir sein werden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist“ (1. Joh 3,2).

Jesus selbst sagt seinen Jüngern im Abendmahlssaal, dass es gut sei, wenn er gehe, ihnen sein Ansichtig-Sein wieder entziehe, damit der kommen könne, der ihnen und der Welt die Augen öffne (vgl. Joh. 16). Jesus weiß, dass das Heil des Menschen davon abhängt, Gottes Liebe in ihm zu erkennen und in ihr zu leben. Doch er weiß auch, dass der Mensch aus sich heraus dazu nicht fähig ist (vgl. Joh 14,9).

Darum will Gott selbst den Menschen die Erkenntnis seiner Liebe schenken. Jesus kehrt zum Vater zurück, um den Heiligen Geist zu senden, durch den sie neu geboren werden und Gott sehen lernen. Erst im Heiligen Geist sehen die Jünger, was sie auch im Auferstandenen noch nicht erkannten: Wer Jesus wahrhaft ist, von wem er ausging und zu wem er zurückkehrte. Und erst im Empfang des Heiligen Geistes erkennen sie, wie sehr sie im Dreifaltigen Gott durch Jesu Menschwerdung, seinen Tod und seine Auferstehung geliebt sind. Alle innere Blindheit fällt von ihnen ab und sie gehen hinaus und verkünden und bezeugen die Liebe Gottes bis hinein in ihren Tod.

Gerade wir heute brauchen diese Geburt aus dem Wasser und dem Geist (vgl. Joh 3, 5) als Licht für unseren Glauben immer wieder neu. Denn das Christentum ist die Auswirkung einer Person, die mich und jeden fortwährend in Liebe anblickt. Der Heilige Geist ist Licht, das uns Christi Angesicht erstrahlen lässt und unsere Herzensblindheit hinwegnimmt. Erleuchtet ist der Mensch, der Gottes Liebe in Jesus Christus erkennt!

Darum darf unser Bitten um den Heiligen Geist viel mehr sein als ein formeller alljährlicher Ritus zu Pfingsten. Wir brauchen ihn lebensnotwendig und Gott will ihn uns schenken! Wir sollen immer und beharrlich um ihn bitten, auch einmütig in Gemeinschaft und füreinander. Dann dürfen wir einen Glauben voller Erwartung haben und bereit dafür sein, dass der Heilige Geist uns und unser Leben verändert. Wer Jesu Zuwendung erfährt, wen Er in Liebe anblickt, dessen Leben bleibt nicht in bisherigen Bahnen.

Wir schenken Ihnen zur Pfingstnovene eine Litanei zum Göttlichen Blick Jesu Christi mit der Bitte um den Heiligen Geist, die erneut Pater Andrew LaBudde LC verfasst hat. Sie möchte Ihnen eine Hilfe sein, ab Christi Himmelfahrt bis zum Pfingstfest um den Heiligen Geist als Erfahrung der Liebe Gottes im Angesicht Christi zu bitten.

Der HERR segne dich und behüte dich. Der HERR lasse sein Angesicht über dich leuchten und sei dir gnädig. Der HERR wende sein Angesicht dir zu und schenke dir Frieden.

Im Heiligen Geist verbunden, Ihr, Pater Konstantin

[Litanei zum Göttlichen Blick von Pater Andrew LaBudde LC als PDF zum Download.]

Additional Info

  • Untertitel:

    Gedanken von P. Konstantin Ballestrem LC (Novizenmeister) zum Pfingstfest

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
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