Freitag, 12. Oktober 2012

Gesetze, die fesseln oder befreien

Tägliche Meditationen - 16. Oktober 2012
Dienstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

Hl. Hedwig, Herzogin von Schlesien

P. Daniel Ray LC

Lk 11,37-41
Nach dieser Rede lud ein Pharisäer Jesus zum Essen ein. Jesus ging zu ihm und setzte sich zu Tisch. Als der Pharisäer sah, dass er sich vor dem Essen nicht die Hände wusch, war er verwundert. Da sagte der Herr zu ihm: O ihr Pharisäer! Ihr haltet zwar Becher und Teller außen sauber, innen aber seid ihr voll Raubgier und Bosheit. Ihr Unverständigen! Hat nicht der, der das Äußere schuf, auch das Innere geschaffen? Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.

Einführendes Gebet:  Herr, ich glaube, dass du gegenwärtig bist, wenn ich mich im Gebet an dich wende. Mit Zuversicht vertraue ich darauf, dass du mir heute jede Gnade, die ich brauche, zuteil werden lässt. Ich danke dir für deine Liebe und für deine unermessliche Großzügigkeit mir gegenüber. Als Gegenleistung gebe ich dir mein Leben und meine Liebe.

Bitte: Herr, du erwartest von mir nicht nur eine Änderung äußerlicher Verhaltensweisen und Lebensformen, sondern eine Bekehrung des Herzens, eine Hinwendung zu einer ständig wachsenden Liebe. Gewähre mir diese Gnade.

1.  Recht als Selbstzweck. Die Pharisäer stellten die Befolgung des mosaischen Gesetzes in den Vordergrund bis hin zum letzten Jota. Sie verfügten über sehr viele Verordnungen und Gebräuche, um sicherzustellen, dass sie das Gesetz wirklich erfüllen – eine Flut von Richtlinien zum Gesetz, um das Gesetz durchzusetzen. Ihre geistige Kontrollliste für die Gesetze, die zu befolgen waren, und der sie vervollständigenden Verordnungen waren beeindruckend und eine Quelle des Stolzes und der Genugtuung, dass sie für das lebten, wofür sie vorgesehen waren. Aber das Wesentliche begriffen sie nicht. Das mosaische Gesetz beabsichtigte, sie für die Anbetung frei zu machen, sie von der Knechtschaft heidnischer Götter und der Sklaverei der Sünde zu befreien. Als das Gesetz (einschließlich der ergänzenden Gebräuche und Verordnungen) zum Selbstzweck wurde, trennte es die Menschen von Gott, zu dem es eigentlich hinführen sollte. Auch in der katholischen Kirche gibt es Gesetze, Bräuche und Verordnungen. Die Gefahr dabei ist, dass wir in eine von zwei Fallen geraten können. Erstens können wir an ihnen mit solcher Energie festhalten, dass wir den Blick auf Gott verlieren. Wir erlauben unserem Herzen und unseren Gedanken nicht, von ihnen erzogen und geformt zu werden, sondern folgen ihnen blindlings. Wir enden beim Säubern der Außenseite des Bechers und verbleiben dort, ohne weiter zu gehen und Gottes Liebe zu sehen und unsere Herzen von ihr reinigen zu lassen.

2. Die zweite Falle. Die zweite Falle, in die wir geraten können, ist das andere Extrem: uns selbst eine bequeme Entschuldigung zu geben mit dem Vorwand: „Ich brauche mir wegen all dieser Regelungen keine Sorgen zu machen, wenn mein Herz auf dem rechten Fleck ist“. Mit einer laxen Einstellung erlauben wir uns selbst, in der Befolgung dieser Gesetze nachzulassen, die uns in Wahrheit frei machen wollen. „Ich weiß, heute ist Sonntag, und ich sollte zur heiligen Messe gehen, aber es sind Ferien! Gott weiß, dass ich ein guter Mensch bin.“ Doch es ist die Sonntagsmesse, in der wir viele Gnaden erhalten, die nötig sind, damit wir ein „guter Mensch“ werden. Das Gebot, den Sabbat zu heiligen, ist wie jedes der zehn Gebote und der Kirchengebote dazu da, uns zu Gott zu führen. Sie machen uns frei von unseren oft verworrenen persönlichen Vorstellungen, wie wir Gott anbeten und unser Leben leben sollten.

3. Den Becher sauber halten. „Die Liebe deckt viele Sünden zu“ (1 Petr 4,8). Damit wiederholt der heilige Petrus die Worte Christi: „Gebt lieber, was in den Schüsseln ist, den Armen, dann ist für euch alles rein.“ Das Gebot der Liebe ist das wichtigste aller Gebote des Herrn. Im 12. Kapitel des Markusevangeliums antwortet Christus auf die Frage des Schriftgelehrten nach dem ersten von allen Geboten: „Das erste ist: Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der einzige Herr. Darum sollst du den Herrn, deinen Gott, lieben mit ganzem Herzen und ganzer Seele, mit all deinen Gedanken und all deiner Kraft. Als zweites kommt hinzu: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. Kein anderes Gebot ist größer als diese beiden.“ Die Liebe zu Gott und zum Nächsten ist zugleich die Quelle und der Höhepunkt des Gesetzes des Alten und des Neuen Bundes. Ein Leben nach diesen beiden wichtigsten Geboten reinigt unsere Herzen und hält sie sauber – die Innenseite des Bechers. Wenn also Christus sagt, lieber Almosen zu geben, dann fordert er damit die Pharisäer auf, ihre Nächsten zu lieben. Dann werden ihre Herzen rein sein.

Gespräch mit Christus: Herr, ich will mein Herz immer auf dich ausrichten. Ich brauche deine Führung, weil ich es allein nicht schaffe. Ich brauche dich, damit du mir sagst, wie ich dich lieben, dich anbeten und dir dienen soll. Die Gesetze, die du mir gibst, befreien mich und führen mich zu dir. Hilf mir, deine Hand zu sehen, die mich immer näher zu dir führt.

Vorsatz:  Wenn es eine Vorschrift oder einen Brauch der Kirche gibt, die oder den ich nicht verstehe oder befolge, will ich mehr darüber lesen, um besser zu verstehen, wie sie mich befreien und mir dabei helfen, in meiner Beziehung zu Christus zu wachsen.

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    Tägliche Meditationen - 16. Oktober 2012
    Dienstag der achtundzwanzigsten Woche im Jahreskreis

    

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