Samstag, 31. Oktober 2020

Hoffnung

Geistlicher und missionarischer Impuls zu Allerseelen von Br. Rafael Böhm LC

Allerseelen. Wir gedenken der Verstorbenen, wir besuchen den Friedhof und richten die Gräber her, vielleicht nehmen wir sogar an einer Messe oder Gedenkfeier teil. Die Stimmung scheint insgesamt eher bedrückt, zumindest hat sich – wenn ich ehrlich bin – dieses Bild in meinem Kopf festgesetzt. Zumal mir noch das festliche „Großer Gott wir loben dich!“ von Allerheiligen in den Ohren nachhallt und den Folgetag deutlich kontrastiert. Aber ist Allerseelen tatsächlich nur eine Art katholischer Volkstrauertag?

Sicherlich ist das Gedenken der Verstorbenen eine zutiefst menschliche Bewegung des Herzens. Und eine äußerst noble noch dazu. Papst Franziskus hat wiederholt daran erinnert, wie wichtig es ist, auf die Vergangenheit mit Dankbarkeit zurück zu blicken. Gerade im Gedenken an unsere verstorbenen Angehörigen, denen wir so vieles verdanken!

Wir dürfen die Vergangenheit aber nicht zu einem nostalgischen Zufluchtsort machen, sondern sollen in ihr die Gründe für unsere Hoffnung finden (Papst Franzisus, 25.5.2019). Auch und vor allem das Gedenken an unsere Verstorbenen muss uns an jene Hoffnung erinnern, in der die Kirche seit zwei Jahrtausenden ihre Kraft findet: „Gedenke unserer Brüder und Schwestern, die entschlafen sind in der Hoffnung, dass sie auferstehen“ (aus dem 2. Hochgebet).

Die Hoffnung auf die Auferstehung, auf das ewige Leben! Fürchte dich nicht, du kleine Herde!“, sagt Jesus zu seinen Jüngern, „denn euer Vater hat beschlossen, euch das Himmelreich zu geben“ (Lk. 12, 32) und bekräftigt damit die Verheißung des Himmels als unser eigentliches Ziel, eines Himmels, in welchem Gott alle Tränen abwischen wird: „Der Tod wird nicht mehr sein, keine Trauer, keine Klage, keine Mühsal“ (Off. 21, 4).

Im Glaubensbekenntnis bekräftigen wir unseren Glauben an die „Gemeinschaft der Heiligen“. Das heißt, wir glauben auch daran, dass auch über die Grenzen des Todes hinweg (dem Jesus bekanntlich die Macht genommen hat; vgl. 2 Tim 1, 10) die einzelnen Glieder der Kirche vereint bleiben. Während wir als pilgernde Kirche noch auf der Erde unterwegs sind, werden diejenigen, die dieses Leben vollendet haben, im Himmel gereinigt oder sind bereits verherrlicht (vgl. KKK 954; Lumen Gentium 49).

Wir, die pilgernde Kirche, gedenken an Allerheiligen der triumphierenden Kirche, an Allerseelen der büßenden und hoffenden Kirche. Uns vereinen der Glaube, die Liebe und die Hoffnung an die Auferstehung und das Ewige Leben. Ist es nicht schön daran zu denken, dass auch die uns vorangegangene Kirche unserer gedenkt, vereint im Glauben an den, der von sich selber sagt: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben (Joh 14, 6)?

Allerseelen ist ein Tag des Gedenkens, ja, aber auch der Hoffnung. Es ist ein Tag, um den Blick fest auf unser Ziel zu richten! „[Der Vater unseres Herrn Jesus Christus] erleuchte die Augen eures Herzens, damit ihr versteht, zu welcher Hoffnung ihr durch ihn berufen seid, welchen Reichtum die Herrlichkeit seines Erbes den Heiligen schenkt und wie überragend groß seine Macht sich an uns, den Gläubigen, erweist durch das Wirken seiner Kraft und Stärke“ (Eph. 1, 18).

Gottes Segen, Euer Bruder Rafael Böhm LC

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Br. Rafael beendete im Sommer 2020 sein apostolisches Praktikum an der Apostolischen Schule in Bad Münstereifel. Seit Herbst ist er zur weiteren Vorbereitung auf die Priesterweihe zum Studium der Theologie in Rom.

Additional Info

  • Untertitel:

    Geistlicher und missionarischer Impuls zu Allerseelen von Br. Rafael Böhm LC

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  • Druck / PDF: Ja

    

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