Dienstag, 21. August 2018

Eine tiefe Sehnsucht im Herzen

Interview mit Maria Hemm (gottgeweihte Frau im Regnum Christi), die am 7. September in Ritterhausen (Unterfranken) ihre Ewige Profess ablegt

Maria Hemm bei der Gelübdeerneuerung 2017 in SpanienMaria Hemm bei der Gelübdeerneuerung 2017 in SpanienAm 7. September wird Maria Hemm ihre Ewigen Gelübde als gottgeweihte Frau im Regnum Christi ablegen. Maria ist 25 Jahre jung. Sie kommt aus Ritterhausen (Unterfranken) und ist das sechste von acht Kindern, zwei ihrer Brüder, Peter und Michael, sind Ordensleute bei den Legionären Christi. 2011 trat sie in Spanien in die Gemeinschaft der gottgeweihten Frauen im Regnum Christi ein. Am 10. September des gleichen Jahres legte sie ihre ersten Gelübde ab, die sie am 22. August 2014 für drei Jahre erneuerte und am 24. August 2017 für ein weiteres Jahr. In Madrid hat Maria drei Jahre an der Universität „San Dámaso“ Theologie studiert. Seit Ende Juli 2016 arbeitet sie in Barcelona in einer Schule, die das Regnum Christi leitet, im „Colegio Real Monasterio de Santa Isabel“ und außerdem im ECYD.

Im Interview spricht sie über ihre Beziehung zu Gott, was die Gelübde ihr bedeuten und warum Jesus Christus ihre größte Liebe ist.

Seit sieben Jahren lebst Du als gottgeweihte Frau mit zeitlichen Gelübden. Was ist bei der Ewigen Profess anders?

Maria: Während der zeitlichen Profess lernt man das gottgeweihte Leben in seiner Tiefe und Schönheit immer mehr kennen. Insofern sind die ersten Jahre besonders intensiv. Die Ewige Profess ist dann schließlich für immer, ewig. Und das ist auch der Wunsch, der jetzt in meinem Herzen ist. Ich möchte Jesus für immer gehören.

Wie wichtig waren die sieben Jahre der Vorbereitung für Dich?

Maria: Für mich war es vor allem wichtig, in dieser Beziehung mit Christus zu wachsen, und im Leben zu erfahren, was es bedeutet, Gott geweiht zu sein. Das heißt, Jesus im tagtäglichen Leben zu begegnen. Mir auch noch einmal selbst zu begegnen, mit anderen Worten, sagen zu können, in diesem gottgeweihten Leben finde ich mich selber.

Warst du Dir in diesen sieben Jahren immer sicher, dass Du auf dem richtigen Weg bist? Oder war das manchmal eher ein mühsamer Zieleinlauf: endlich geschafft?                                                                                                                       

Maria: Die Gelübde-Erneuerung war für mich in all den Jahren immer ein Wunsch, das bedeutet nicht, dass da immer „Schmetterlinge im Bauch“ waren. Denn das Leben hat seine Schwierigkeiten und ist nicht immer leicht. Aber in mir war immer diese Sicherheit, dass Gott mich hierher berufen hat. Und diese Sicherheit war immer da, auch in den Schwierigkeiten. Ich denke, dass dies eine besondere Stärke war, die Gott mir geschenkt hat. Ich wusste immer: Ich bin hier, weil Gott mich hier haben will. Das Wichtigste ist für mich immer gewesen, dass nicht ich darüber entscheide, sondern das Gott mir diese Sicherheit ins Herz gibt. Deshalb empfinde ich das jetzt auch wie: Endlich kommen die Ewigen Gelübde, darauf habe ich schon so lange gewartet. Außerdem mache ich diesen Schritt jetzt in einem größeren Bewusstsein, was gottgeweihtes Leben bedeutet.

Viele Menschen tun sich heute schwer mit Entscheidungen und zweifeln daran, dass Beziehungen auf immer halten können. Woher nimmst Du die Sicherheit, dass das für immer sein kann und woran machst Du das fest?

Maria: In meinem Herzen habe ich gespürt, dass Gott mich für sich haben will. Das habe ich irgendwann einmal erfahren und zu einer Zeit, in der ich damit gar nicht beschäftigt war. auf einmal war diese Sicherheit in mir. Das gibt mir Festigkeit, da ich weiß, das kommt nicht von mir. Jesus ist für mich eine Person, die mir sagt, du bist wertvoll für mich. So habe ich das erlebt. Jesus, ist für mich diese Sicherheit, die gewissermaßen von außen auf mich zu trat, in mein Herz hinein. Diese Sicherheit war gleichzeitig wie eine Antwort auf all meine Sehnsüchte und Wünsche. Ich hatte mit einem Mal das Gefühl, das passt zusammen.

Die Mehrheit der Jugendlichen sagt heute, sie wünsche ich sich vor allem eine eigene Familie, noch vor Freunden und Karriere. Wie war das bei Dir? Wovon hast Du als Teenager geträumt?

Maria: Ja, auf jeden Fall, eine eigene Familie gehörte auch bei mir dazu. Ich habe meine eigenen Eltern deshalb z.B. immer bewundert. Meine Familie war für mich auch eine sehr wichtige Lebenserfahrung. Von klein auf hatte ich eigentlich den Wunsch, viele Kinder zu haben und eine eigene Familie zu gründen, ein eigenes zu Hause.

Nun bist Du ja gottgeweihte Frau geworden. Ist der Traum irgendwann zerbrochen? Wie kamst Du auf den Weg, Dich ganz Gott weihen zu wollen?

Maria: Nein, überhaupt nicht, da ist kein Traum zerbrochen [lacht]. So würde ich das nicht ausdrücken. Vielmehr war es vor allem die Erfahrung, eine noch größere Liebe gefunden zu haben, jemanden, der mich so lieben kann, wie ich bin und der die Sehnsucht, die ich in meinem Herzen habe, ganz ausfüllt. So sehe ich auch heute noch Familien und sage mir: Wow, das ist echt so wunderbar. Und dabei sehe ich auch mich und sage zu mir selbst: Ich habe noch etwas Größeres für mich gefunden.

Was ist das Besondere an dieser Beziehung mit Jesus Christus?

Maria: Ich glaube das ist eine Erfahrung. Ich komme ja gerade aus den Monatsexerzitien, d.h. 30 Tage der Stille und des Gebets, und in dieser Zeit habe ich erneut die Bestätigung für diese Erfahrung gefunden. Es geht vor allem darum, dass Gott immer bei mir ist und ich immer bei ihm sein kann, woraus diese besondere Beziehung zu ihm entstanden ist.

30 Tage in Stille und Gebet, das können sich viele wahrscheinlich kaum vorstellen. Welche Bedeutung hatte diese Zeit für Dich?

Maria: Diese 30 Tage waren für mich noch einmal eine richtige Erneuerung dieser Beziehung. Gott hat mir viel mehr geschenkt, als ich mir vorstellen konnte.

Was konkret?

Maria: Im Gebet habe ich noch tiefer erfahren können, dass ich auf seine Liebe mit Ja antworten kann. Da ist natürlich zunächst der Gedanke: Gott ist so groß und ich bin so klein, was kann ich ihm überhaupt geben. Und doch wartet Gott gerade darauf. Gebet bedeutet dann auch nicht, dass ich dafür immer in der Kapelle bin oder Bibel lese. Gebet heißt für mich, mein ganzes Leben mit Gott zu leben, dass ich mir klar werde, dass ich in meinem Leben begleitet bin und nicht allein lebe, sondern mit jemanden und für jemanden, Jesus.

Das Gebet spielt im Leben von Maria Hemm eine besonders wichtige Rolle. Das Gebet spielt im Leben von Maria Hemm eine besonders wichtige Rolle. Nun gehören die drei Gelübde Armut, Keuschheit und Gehorsam wesentlich zu dieser Beziehung, die Du mit Gott lebst. Eine echte Beziehung setzt Freiheit voraus. Was sagst Du denen, die das eher für einen Verlust von Freiheit halten.

Maria: Mit der Person, die wir lieben, wollen wir ja eigentlich immer zusammen sein. Wir wollen sie glücklich machen. Sind aufmerksam für das, was sie braucht. Das ist so zwischen zwei Menschen. Mit Gott ist das ähnlich. Ich möchte mit Jesus immer zusammen sein und das Leben leben, das er mir schenken will. Gehorsam bedeutet für mich deshalb zu schauen, was Jesus von mir will und wo er mich haben will. Es ist mein Herz, das in Liebe sucht, was willst Du, Jesus, für mich, wie willst du, dass ich lebe, wie willst du, dass ich auf die Menschen zu gehe. Das ist für mich Gehorsam.

Wie findet man in so eine Beziehung mit Gott hinein?

Maria: Wir Menschen leben ja in der Zeit und wir brauchen Zeit, um zu wachsen, und um Sachen zu verstehen, um zu lernen. So ist das auch im gottgeweihten Leben und mit den Gelübden. Ich kann nicht sagen, ich wüsste schon, wie man die Gelübde lebt. Vielmehr ist das ein Abenteuer, welches das ganze Leben dauert. Vor sieben Jahren habe ich die Gelübde nicht anders gelebt und doch erst einmal so, wie ich sie bis dahin verstehen konnte. Das Verständnis wächst und mit der Zeit sagt man: Oh, da ist ja richtig was gewachsen [lacht]. Die Beziehung zu Gott verändert sich insofern, wird tiefer und schafft neue Perspektiven auf das Leben.

► Sehen Sie dazu auch, was Maria in einem Video sagt, das wir auf der Facebook-Seite des Regnum Christi veröffentlicht haben.

Nun gibt es in jeder Beziehung auch schwierige Zeiten und Herausforderungen. Wie ist das mit Gott? Was hat Dich bisher herausgefordert? Ist Dir was schwergefallen?

Maria: Eine konkrete Situation gab es da bisher nicht. Meine Erfahrung ist aber, dass das geistliche Leben ein Weg ist. Davon gibt es Tausende. Und da erlebe ich gerade, dass ich meinen ganz eigenen Weg gehen muss. Genau das ist nicht immer einfach, selbst wenn ein anderer Mensch dich dabei begleitet und dir Ratschläge geben kann. Es gibt tief im Herzen etwas, wo kein anderer Mensch uns verstehen kann, wo ich mich selbst auf den Weg machen, wo ich den Weg selbst finden muss. Das ist nicht immer einfach. Dort findet mitunter ein innerer Kampf statt inwieweit man zulassen möchte, dass Gott in einem arbeitet bzw. man selbst die Kontrolle über sein Leben haben will.

Hast Du Gott immer hören können? War er Dir irgendwann fern?

Maria: Natürlich gibt es Momente, in denen ich sage: Gott, wo bist du? Antwortest du mir oder was ist los? Ich glaube es ist ein Geschenk, dass ich immer daran glauben konnte, dass er da ist, auch dann, wenn ich nicht wusste, wo und was er gerade mit mir vorhatte. Mit der Zeit merke ich dann – das kann nach einem Jahr sein –, die Situation hatte einen Sinn und Gott hatte etwas vor.

Vorletzte Frage: Im Evangelium heißt es: „Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“ (Mt 25,40). Was heißt es für Dich, Jesus im Alltag konkret zu lieben?

Maria: Auch ich bin nur ein Mensch mit Fehlern. Gerade deswegen gehe ich auch immer wieder in das Gebet und bitte Jesus, mein Herz zu verändern, damit diese Liebe zum anderen, zum Geringsten, immer weiterwachsen kann. Dafür muss das Herz offen sein und diesen Weg durchlaufen, dem Herzen Jesu immer ähnlicher zu werden. Deshalb bete ich regelmäßig: Jesus, mach mein Herz, wie dein Herz! Und es stimmt, Jesus zu lieben ist konkret. Wir können nicht auf der einen Seite viele Stunden beten und auf der anderen den konkret Nächsten ignorieren.

Stichwort „geistliche Berufung“. Was würdest Du Menschen sagen, die auf der Suche nach ihrer Berufung sind? Auf was kommt es an?

Maria: Es geht vor allem darum, dass jeder seinen eigenen Weg geht. Eben weil es etwas so Persönliches ist, sollte jeder Mensch zunächst Jesus Christus als Person und sich selbst in dieser Begegnung mit Jesus begegnen. Und diesen Weg dann auch gehen. Das ist das Wesentliche.

Was war für Dich besonders wichtig?

Maria: Dass die Berufung eine Erfahrung der Freiheit ist, einer tief empfundenen Freiheit.

Letzte Frage, Maria: Wohin geht es für Dich nach der Ewigen Profess, bleibst Du in Spanien?

Maria: am 10. September geht es dann direkt nach Chile, wo ich für die nächsten Jahre an einer Schule des Regnum Christi arbeiten werde. Auf diese neue Erfahrung freue ich mich schon! Den Menschen in Deutschland bleibe ich auch in Chile immer verbunden.

Herzlichen Dank für das Gespräch!

 

(Das Interview führte Karl-Olaf Bergmann.)

Additional Info

  • Untertitel:

    Interview mit Maria Hemm (gottgeweihte Frau im Regnum Christi), die am 7. September in Ritterhausen (Unterfranken) ihre Ewige Profess ablegt

  • Kategorie News : Aktuelles aus anderen Bereichen
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