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Dienstag, 17. November 2015

„Die stärkste Macht dieser Welt ist die Liebe!“

Welchen Weg muss ein Jünger Jesu gerade heute gehen? Ein geistlicher Impuls von P. George Elsbett LC zu den jüngsten Attentaten.  

Ein Ereignis schockiert die Welt. Ein lähmendes Gefühl der Ohnmacht. Was soll man denn noch sagen? Was denken?  Was tun? Wie vorgehen? Wohin sich wenden? #Prayers4Paris hatte innerhalb von Stunden Millionen von Tweets. Und es scheint, dass alles, was man im ersten Moment sagt, wenn es nicht Schweigen und Gebet ist, fehl am Platz ist. Zu Recht. Nur, irgendwann geht es dann schon um die Frage, was das jetzt für dich und für mich heißt?

Heute reiften in mir folgende Gedanken, die durch einen Mitbruder und guten Freund angeregt wurden: Wir befinden uns in Rom, zwischen den Jahren 66 und 70. Also ein Jahr nach dem verheerenden Brand, für den Nero die Christen verantwortlich macht und der den Beginn von mindestens 10 brutalen Verfolgungswellen gegen die Christen markiert, die bis zur Legalisierung des christlichen Glaubens im Jahr 313 anhalten werden. Markus, ein Freund des ersten Papstes Petrus, schreibt sein Evangelium, um seine verfolgte Mitchristen in Rom zu stärken. Und er überlegt genau, was er da schreibt. Es geht ihm darum, drei Fragen zu beantworten:

1. Wer ist Jesus Christus? 2. Welchen Weg ist er gegangen? 3. Welchen Weg muss sein Jünger gehen?

„Evangelium von Jesus Christus, Sohn Gottes“ – das ist gleich die erste Zeile. Die 16 von ihm beschriebenen Wunder führen hin zum Bekenntnis des Hauptmannes am Fuß des Kreuzes: „Wahrhaftig, dieser Mensch war Gottes Sohn!“ (Mk 15,39) Sein ganzes Evangelium ist übersät mit Hinweisen auf den „Weg“ – viele Wunder geschehen neben den Weg und die Menschen folgen ihm daraufhin. Aber wohin führt dieser Weg? Zum Kreuz. Sein Weg ist ein Weg in Tod. Er lebt, um zu sterben, sein Leben hinzugeben, um uns gerade so zum wahren Leben zu führen, das in der Gemeinschaft mit Gott besteht. Und er erinnert uns, dass der Weg des Jüngers der gleiche ist: „Wer mein Jünger sein will, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach!“ Das Markusevangelium wird im Licht des Alten Testaments gelesen. Der Weg aus der Sklaverei von Ägypten, durch das Wasser des Roten Meeres, durch den Jordan hindurch, wo sich bei der Taufe von Jesus nicht der Fluss spaltet, sondern der Himmel selbst, wo sich der dreifaltige Gott offenbart, in dessen Gemeinschaft uns der Weg mit Jesus führt.

Christliches Zeugnis: „Seht, wie sie lieben!“

Das hat die ersten Christen Roms getroffen. Sie wurden bei lebendigem Leib verbrannt, um als Fackeln die Straßen von Rom an Festtagen zu beleuchten, wurden brutal ermordet, eine Maßnahme der römischen Obrigkeit, um alle von diesem Weg abzuschrecken. Doch all das hat das Gegenteil bewirkt. Viele Zeugnisse sind davon erhalten. Was man sich immer wieder gefragt hat: Wer sind diese Menschen, wie leben sie, um so sterben zu können? In den Jahren 250 bis 260 wurde etwa ein Drittel des römischen Reiches durch die Beulenpest ausgelöscht. Viele, die es sich leisten konnten, flohen zu ihren Villen in den Bergen. Und die Christen? Sie blieben, wo sie waren, um die Kranken, um die Sterbenden zu pflegen und zu begleiten, egal, ob diese Christen, Heiden oder Verfolger waren.

Man könnte jetzt sehr viele ähnliche Beispiele von damals auflisten. Aber mein Punkt ist der: Ist es wohl ein Wunder, dass ein Großteil des römischen Reiches nach 250 Jahren schwerer Verfolgung christlich war? „Seht, wie sie lieben!“ – das ist ein herrliches Zeugnis für die Christen von damals, das uns Tertullian, ein Augenzeuge aus dem 2. Jahrhundert, überliefert hat.

„Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ (Mk 13,31)

Dieses Wort haben wir gerade am vergangenen Sonntag im Evangelium gehört. Wer auf dieses Wort baut, baut auf Felsen. Leben, um zu sterben. Aber warum? Woher kam die Stärke dieser Männer und Frauen von damals, dieser Kinder und Jugendlichen, von Alt und Jung? Jesus Christus, Sohn Gottes. Jesus Christus, Sohn Gottes, der sie einlud, ihm auf seinem Weg nachzufolgen. Jesus Christus, Weg, Wahrheit, Leben. Der zeigte und zeigt, auch heute: Die stärkste Macht dieser Welt ist nicht die Gewalt, sondern die Liebe, nicht der Hass, sondern die Barmherzigkeit. Heute las ich einen Satz von jemand, der sich über #Pray4Paris empörte: „Religion zum Trost für das, was einem Religion angetan hat ... Wir müssen Feuer mit Feuer bekämpfen.“ Nein! Das ist eben genau nicht unsere Antwort. Ja, das Feuer des Hasses und der Gewalt wird zwar mit Feuer bekämpft, aber das Feuer ist anders und heißt Liebe, die von Gott kommt. Je stärker der Hass, desto stärker muss unsere Antwort der Liebe sein. Liebe ist die Stärke des menschlichen Geistes, der vom göttlichen entzündet worden ist.

Die Liebe Christi drängt uns. Lassen wir uns drängen!

P. George Elsbett LC

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    Welchen Weg muss ein Jünger Jesu gerade heute gehen? Ein geistlicher Impuls von P. George Elsbett LC zu den jüngsten Attentaten.  

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